Start-ups mit Großunternehmen. Ein Erfolgsduo als Antwort auf die radikalen Veränderungen und die damit verbundenen notwendigen Innovationen? Ein Überblick, wie es funktionieren kann und nicht David gegen Goliath daraus wird.
Unternehmen in Mitteleuropa können nur mit technologischem Vorsprung überleben. Dieser wiederum lasse sich nur mit Innovationen aufrechterhalten und ausbauen, so Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner Gruppe. Doch wie können Industrieunternehmen Innovationen schaffen? „Wirkliche Innovationen und bahnbrechende Veränderungen können nicht in den bestehenden Strukturen geschaffen werden“, ist Kühner überzeugt. Und damit ist er nicht alleine: Die Zusammenarbeit von Großunternehmen und Start-ups gewinnt rasch an Bedeutung. Das hat auch eine aktuelle österreichweite Untersuchung des Instituts für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung der Johannes Kepler Universität Linz im Auftrag von Österreichs Inkubatorennetzwerk „AplusB“ ergeben. Die Zusammenarbeit erfolge in vielfältigen Formen und mit sehr unterschiedlichen Motiven, fasst Norbert Kailer, Institutsvorstand und einer der Studienleiter, zusammen.
Notwendige Strukturen
Die Greiner Gruppe hat vor vier Jahren eine eigene Gesellschaft „Greiner Technology & Innovation“ (GTI) gegründet, die neue Ideen entwickeln und die gesamte Gruppe bei Innovationen unterstützen soll. Seit eineinhalb Jahren arbeitet die GTI auch im Sinne einer Innovations- und Start-up-Betreuung. Kühner ist überzeugt, dass ein Industrieunternehmen ohne eigens dafür geschaffene Rahmenbedingungen nicht mit einem Start-up zusammenarbeiten kann: „Wir brauchen Strukturen, wo kleine Pflänzchen wachsen können, ohne zerdrückt zu werden.“ Alle Dinge, die in einem Industrieunternehmen wichtig seien, könne und solle ein Start-up gar nicht leisten. „Bei uns im Konzern geht es um die stetige und schrittweise Verbesserung vom Bestehenden – die inkrementelle Innovation.“ Ein Start-up solle flexibel und chaotisch sein, Dinge hinterfragen und Sachen tun, von denen man eigentlich im Vorfeld überzeugt sei, dass sie so nicht funktionieren würden. Es werde jeden Tag alles aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und dabei könne nicht alles professionell geplant und durch Verträge abgesichert werden. Das Gegenüber muss das verstehen, so Kühner: „Es braucht viel Toleranz, Respekt und Verständnis für die Bedürfnisse des anderen.“ Wenn Greiner eine Maschine kauft, dann werde im Vorfeld genau geplant und berechnet, was man mit dieser mache und wie lange es dauern werde, bis sie wieder abbezahlt ist. Bei einem Start-up gehe das nicht. Gleichzeitig seien Beträge wie etwa 100.000 Euro, die für eine Unternehmensgruppe mit einem jährlichen Gesamtinvestitionsvolumen von über 100 Millionen Euro eine kleinere Investition seien, für ein Start-up bereits ein kleines Vermögen. „Dafür braucht man im Unternehmen Strukturen und Mitarbeiter, die mit dieser Kultur umgehen können“, sagt Kühner und sieht diesen Punkt als eine große Herausforderung und als wesentliches Kriterium für Innovation.
Unterschiedliche Bedürfnisse
Eva Tatschl-Unterberger, vom verantwortlichen Geschäftsbereich bei Primetals, der mit Start-ups kooperiert, nennt als größte Herausforderung die unterschiedlichen Bedürfnisse der Start-ups. Primetals arbeitet mit drei Start-ups zusammen. Eigentlich sei ein formeller Accelerator-Prozess geplant gewesen, aber dieser sei nicht zielführend, dafür seien die Start-ups zu unterschiedlich: „Wir müssen viel flexibler sein und mit jedem einzelnen Start-up überlegen, was es braucht, damit die Zusammenarbeit am Ende für beide Sinn macht.“ Dementsprechend setze Primetals Zeit und Ressouren, anders als ursprünglich geplant, individuell für jedes Projekt, ein.
Die beiden völlig unterschiedlichen Unternehmen müssen sich gegenseitig vertrauen. Ängste beim Start-up vor dem Großunternehmen seien laut Kühner „verständlicherweise da“, umso wichtiger seien neutrale Plattformen wie etwa der OÖ Inkubator tech2b oder die Venture-Firma Pioneers: „Dort kann man sich auf neutralem Boden kennenlernen.“ Später brauche es ordentliche Regelungen und das gegenseitige Vertrauen müsse langsam aufgebaut werden. „Am Ende des Tages müssen aber immer beide verstehen, dass man sich gegenseitig braucht“, so Kühner. Es geht nur David mit Goliath.
"Bei der Zusammenarbeit von Start-ups und Industrieunternehmen braucht es viel Toleranz, Respekt und Verständnis für die Bedürfnisse des anderen."
Axel KühnerVorstandsvorsitzender, Greiner Holding
Vorteile für Start-ups
- Verbesserung des Images bei Kunden, Lieferanten und Stakeholdern
- Effizientere Marketings- und Vertriebswege
- Zeit- und Kostenvorteile durch vorhandene Ressourcen
- Großunternehmen als verlässlicher Partner und Ruhepol
Vorteile für Großunternehmen
- Verbesserung des Innovationsklimas
- Steigerung der Innovationsfreudigkeit
- Zugang zu neuen Kontakten und Technologien
- Outsourcing
- Vorteile bei der Rekrutierung innovativer Mitarbeiter