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„Habe nie mehr als vier Stunden täglich geschlafen“

Eine App, die den Alltag für Arztpraxen mit Hausapotheken vereinfacht und Patient:innen hilft, den Überblick über ihre Medikamente zu behalten; eine automatisierte Lösung für verunreinigte Stromschienen in Logistikanlagen und ein jordanisch-österreichisches Startup, das Rendern günstiger und schneller machen will: einige der spannendsten Startups des Landes im Überblick.

Hausapotheke.app

Etwa 900 Ärzt:innen mit Hausapotheken gibt es in Österreich – sie sind wichtig für die ländliche Infrastruktur und verringern den Zeitaufwand für Patient:innen. „Während der Stoßzeiten kann es aber herausfordernd für Ordinationshilfen sein, Medikamente herauszugeben und sich nebenbei um das Tagesgeschäft zu kümmern“, sagt Jürgen Wögerbauer. Er selbst ist Gemeindearzt im Innviertel, für mehr als 2.000 Patient:innen verantwortlich und betreut eine Hausapotheke.

„Besonders während der Coronazeit war die Ordination oft überfüllt, dann mischen sich Menschen, die nur Medikamente abholen wollen, mit Kranken.“ Wögerbauer beschließt, dieses Problem zu lösen, und wendet sich mit der Idee für eine Softwarelösung an Steuer- und Unternehmensberater Philipp Gangl. „Wir kennen uns schon lange. Ich war gleich begeistert, im Mai 2021 haben wir dann eine GmbH gegründet“, erinnert sich Gangl, der im Startup als Prokurist fungiert. 

Zwei Jahre dauerte die Entwicklung der Software, die in der Ordination von Wögerbauer ständig getestet und verbessert wurde. Patient:innen können per App mit der Arztpraxis kommunizieren, (schon verschriebene) Medikamente anfordern und behalten durch ein Verwaltungstool die Übersicht, wann welches Rezept nachgefordert werden muss und welche Medikamente sie gerade in welcher Dosierung nehmen. „Andere Ärzt:innen können so auf einen Blick sehen, wie die Patient:innen gerade eingestellt sind“, sagt Wögerbauer. Über die App ist es zudem möglich, rezeptfreie Medikamente gleich mitzubestellen – etwa für die Reiseapotheke. „Das steigert den Umsatz der Hausapotheken“, sagt Gangl. Sind die Medikamente abholbereit, bekommen Patient:innen eine Push-Benachrichtigung. Für sie ist die App kostenlos, Ärzt:innen zahlen eine monatliche Nutzungsgebühr und für Wartungsarbeiten. 

Seit Frühling 2023 ist die Softwarelösung fertig, seitdem wird der Vertrieb ausgebaut. Besonders spannender Markt könnte die Schweiz werden, wo die Zahl bei mehr als 4.500 liegt.

Unsere App steigert die Effizienz und erhöht gleichzeitig den Umsatz von Hausapotheken.

Jürgen Wögerbauer, Gründer, Hausapotheke.app von links: Philipp Gangl und Jürgen Wögerbauer bei der Preisverleihung des Constantinus Awards. Das Startup erreichte den zweiten Platz in der Kategorie „Standardsoftware und Clouddienste“.

SSR

Das Herzstück großer Logistikanlagen sind Stromschienen, auf denen sich Hochregallager in der Halle hin- und herbewegen. Durch den ständigen Abrieb kommt es allerdings zu Verunreinigungen, die Brände auslösen oder zu einem Stillstand der Anlage führen können. „Die manuelle Reinigung ist durch Feinstaubbelastung gesundheitsschädlich und dauert bei hundert Metern Schiene etwa drei bis fünf Stunden“, sagt SSR-Gründer Sascha Dini. Mit seiner automatisierten Lösung, der 35 Kilogramm schweren Reinigungsmaschine „Matrix X4“, geht das um bis zu 95 Prozent schneller und ohne Risiken. 

Das Gerät hat der ehemalige Key Account Manager eines Industriekonzerns drei Jahre lang in Eigenregie daheim entwickelt, das Wissen dafür hat er sich großteils selbst angeeignet. „Ich habe jede freie Minute in das Konstruieren investiert und eigentlich nie mehr als vier Stunden täglich geschlafen“, sagt Dini, der laut eigenen Angaben sein gesamtes privates Vermögen in die Entwicklung steckte. Mitte 2021 war dann der erste Prototyp fertig, im September 2022 investierte R&R-Objekttischlerei-Miteigentümer Rudolf Enzenhofer in das Startup.

Derzeit gibt es dreizehn Maschinen, die von SSR vermietet, aber nicht verkauft werden. In den nächsten drei bis fünf Jahren will man in Europa Marktführer werden. Die Nachfrage zahlreicher Logistikunternehmen sei groß. „Seit April hatten wir Auftragseingänge um 200.000 Euro, die Firmen sagen uns, dass sie genau nach so einem Produkt gesucht haben.“ Dini bereut keine Sekunde, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben. „Wären tech2b und meine Unternehmensberatungsfirma nicht gewesen, hätte ich nicht gegründet“, sagt der Unternehmer. „Die Expertise des Inkubators hat von Grund auf unterstützt – die helfen einem wirklich bei vielen Fragen auf die Sprünge.“

Ich habe jede freie Minute in das Startup investiert.

Sascha Dini Gründer, SSR

Praxilla

Die Teambesprechungen des Praxilla-Teams finden meist über Discord statt: Während CEO Tariq Al Mousa und CBO Stefanie Schnabel ihren Arbeitsplatz in den Büros von tech2b im Linzer Techcenter haben, arbeitet der dritte Gründer, CTO Faris Khasawneh, in Jordanien. Er und Al Mousa haben sich dort schon 2009 während des Studiums kennengelernt und seitdem immer wieder über eine gemeinsame Gründung nachgedacht. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie mir Faris seine Idee geschickt hat“, sagt Al Mousa. Das Unternehmen will das meist zeit- und kostenaufwendige Rendering für Unternehmen und Freiberufler:innen auf der ganzen Welt schnell und erschwinglich machen. „Dafür verwenden wir ein Computernetzwerk, das für unsere Benutzer:innen bereits vorhandene Ressourcen bereitstellt“, sagt Schnabel. Die benötigte Rechenleistung verteilt sich über die ganze Welt; Hosts werden bezahlt, ihre Computer zeitweise zur Verfügung zu stellen. Bis genügend von ihnen verfügbar sind, kauft Praxilla Rechenleistung von Cloud-Services zu.

Die meisten Renderingtools am Markt sind teuer, das Angebot von Praxilla soll nur etwa 60 Euro pro Monat kosten. Im Sommer 2022 startete die Testphase der Software, im November wurde das Angebot gelauncht. „Die Reaktionen bisher waren gut: Die Software sieht schön aus, ist nicht kompliziert und – am wichtigsten – leistbar“, sagt Al Mousa. Die Vision des Startups: eines Tages Filmproduktionen für Unternehmen wie Disney zu rendern._

Wir wollen Rendering schnell und leistbarer machen.

Stefanie Schnabel Gründerin, Praxilla

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