Page 122 - DIE MACHER_Sommer 2022_Druck_converted
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deutung gewonnen. Uns allen wurde vor Augen
                                                                      geführt, wie extrem belastend die Situation für
                                                                      die Spitalsmitarbeiter:innen war und noch immer
                                                                      ist. „Auf sie müssen wir ein Augenmerk legen.
                                                                      Pfleger:innen und Ärzt:innen müssen Aufent-
                                                                      haltsräume und Rückzugsmöglichkeiten bekom-
                                                                      men, wo sie wirklich völlig ungestört abschalten
                                                                      können und abgeschottet sind. Das muss uns eine
                                                                      Lehre aus der Pandemie sein“, so Frauscher, der
                                                                      auch gleich ein abschreckendes Beispiel anfügt:
                                                                      „Es hilft uns das schönste Spital nichts, wenn
                                                                      Mitarbeiter:innen ausgebrannt sind und vor lau-
                                                                      ter Erschöpfung die falsche Spritze setzen. Es pas-
                                                                      sieren Fehler, wenn die Angestellten überarbeitet
                                                                      und erschöpft sind.“ Was die Spitäler seit Corona
                                                                      ebenfalls eingeplant haben, sind Pandemieszena-
                           eben 50 Jahre alt und damals hat man einfach   rien. Mit separaten Eingängen und separater Lo-
                           noch anders gedacht. Orientierung war noch   gistik sollen Infektiöse und Nichtinfektiöse gleich
                           kein Planungskriterium“, erzählt uns Frauscher.   von Beginn an getrennt und damit ein Zusam-
                           Healing Architecture kann letztendlich für alle   mentreffen in einem hoch frequentierten Warte-
                           Beteiligten im Care-Bereich von Vorteil sein. Für   bereich oder vor dem Haupteingang vermieden
                           Patient:innen und ihre Angehörigen bedeutet es   werden. Auch hier sind laut dem Architekten
                           verbesserte Konditionen, um gesund zu werden   Ein-Bett-Zimmer klar von Vorteil.
                           und zu bleiben; für das Personal in Gesundheits-
                           einrichtungen effizientere Abläufe und eine siche-  Patient:innen-Hotels
                           re, stressreduzierende Arbeitsumgebung. Mehrere
                           internationale Studien untermauern, dass sich die   Ein weiterer Trend beim Thema „Spital der Zu-
                           passende Umgebung positiv auf das psychische   kunft“ führt erneut nach Skandinavien. Denn
                           und physische  Wohlbefinden der Patient:innen   dort wird schon seit Längerem auf sogenannte Pa-
                           auswirkt.                                  tient:innen-Hotels gebaut. Hotel und Spital – ist
                                                                      das nicht ein Widerspruch in sich? Nicht in die-
                           Pandemieszenarien eingeplant               sem Fall. Gemeint sind damit krankenhausnahe
                                                                      Einrichtungen. Das Hotel steht in unmittelbarer
                           Das Spital der Zukunft muss für Frauscher tech-  Nähe zum Spital, meist direkt auf dem Campus.
                           nisch unbestritten auf dem neuesten Stand sein.   Dort können Angehörige oder Patient:innen, die
                           „Es muss alles haben, was die Medizintechnik zu   nicht ständig überwacht werden müssen, über-
                           bieten hat. Die Geräte müssen auf dem neuesten   nachten. Die Rezeption ist mit Pflegepersonal
                           Stand sein, keine Frage. Das sind die hard facts.   besetzt, das im Bedarfsfall jederzeit gerufen wer-
                           Alles, was darüber hinausgeht, ist oft das, was mit   den kann. „Man kann dadurch Ressourcen sparen
                           Healing Architecture gemeint ist. Darunter ver-  und  die  Patient:innen mit  deutlich  günstigerer
                           steht man die nötige Orientierung, einen schö-  Infrastruktur versorgen. Gleichzeitig ist es eine
                           nen Ausblick, den Zugang ins Grüne oder einen   Möglichkeit, den Menschen das Gefühl zu bie-
                           Freiraum zum Zurückziehen.“ Der Großteil der   ten, nicht mehr im Spital zu sein. Es können alle
                           Entscheidungsträger:innen zeigt sich der „hei-  Annehmlichkeiten genutzt werden, im Notfall
                           lenden Architektur“ gegenüber schon sehr aufge-  ist sofort geschultes Personal zur Stelle“, so Frau-
                           schlossen. So manches Mal zieht die Investition   scher, der ein solches Patient:innen-Hotel selbst
                           in eine sinnstiftende Architektur aber noch den   schon in Norwegen vor Ort besucht hat.
                           Kürzeren. Zum Beispiel dann, wenn laut  Frau-
                           scher ein weiteres MRT-Gerät angeschafft werden   Im Hinblick auf Corona sieht der Wiener einen
                           muss. Dabei muss eine Umgestaltung laut dem   weiteren Vorteil in solchen Hotels. Er sagt: „Diese
                           Wiener Architekten oft gar nicht so viel mehr   Einrichtungen kann man schnell in ein vorgela-
                           kosten.  „Die  Kunst  ist es,  aus  den  begrenzten   gertes Spital, ein Pandemiespital umfunktionie-
                           Mitteln trotzdem etwas Gutes zu machen. Wenn   ren. Patient:innen, die schon schlechtere  Werte
                           man eine Lounge einbaut, wird eben mehr Platz   haben, aber noch kein Akutfall sind, könnten
                           benötigt. Unser Ziel muss sein, architektonische   dort untergebracht werden. Damit würde man
                           Qualität unterzubringen.“                  rasch und unkompliziert Zusatzkapazitäten schaf-
                                                                      fen.“ Beim Krankenhausbau ist also noch einiges
                           Gerade in der aktuellen Coronapandemie hat   möglich. Mal sehen, welchen Ausblick wir dann
                           Healing Architecture für viele noch einmal an Be-  künftig im Spital 4.0 genießen …_


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