Page 53 - DIE MACHER_Sommer 2022_Druck_converted
P. 53
„Wir müssen
unabhängiger
und nachhaltiger
werden.“
Herwig Mahr
Klubobmann, FPÖ
Wasser als
treibende Kraft
Schon vor vielen tausenden Jahren fand Wasserkraft erstmals Anwendung. Heute gilt sie
als bedeutendste erneuerbare Energiequelle für die Stromproduktion. Beim Interview auf
der neuen Eisenbahnbrücke in Linz werfen wir gemeinsam mit Herwig Mahr einen Blick
auf die Donau sowie die nachhaltigen Potentiale des Landes bei der Energiewende.
Wasserkraft zählt zu den weltweit lange Zeit zu sehr auf die russische Gasversorgung
bedeutendsten erneuerbaren Energien verlassen hat. Umso wichtiger ist es jetzt, alternati-
und überzeugt durch seine effiziente ve Energien stärker voranzutreiben und bestehende
Technologie. Inwiefern hat Sie das selbst zu streuen. Denn die Herausforderung lautet auch,
dazu bewegt, privat ein eigenes kleines nicht nur unabhängiger, sondern gleichzeitig nach-
Wasserkraftwerk zu betreiben? haltiger zu werden.
HERWIG MAHR: Österreich zählt zu den
wasserreichsten Ländern dieser Erde, daher sollten Mehr als 5.000 heimische
wir das heimische Potential unbedingt nutzen. Wasserkraftanlagen erzeugen rund zwei
Schließlich entsteht daraus grüner Strom, weshalb Drittel des österreichischen Strombedarfs.
ich mich für den Ausbau der Wasserkraft ausspreche – Ist Wasserkraft DIE Lösung oder ist das
natürlich immer unter der Voraussetzung, dass dies Potential schon ausgeschöpft?
auch schonend für die Umwelt geschieht. HERWIG MAHR: Wasserkraft spielt für Österreich
eine entscheidende Rolle, demnach haben wir vie-
Spätestens seit dem Krieg in der Ukraine le Möglichkeiten bereits genutzt. Nichtsdestotrotz
ist die Energiewende gefragter denn je. liegt es nun an uns, bestehende Kraftwerke zu mo-
Wie realistisch ist die Idee, dass man dernisieren und noch effizienter zu gestalten. Au-
damit gleichzeitig unabhängiger und ßerdem denke ich, dass noch einige freie Standorte
nachhaltiger wird? zur Verfügung stehen, sodass wir in Summe noch
HERWIG MAHR: Ich sehe darin eine große Chance, einiges an Potential ausschöpfen können. Ganz
da wir autark werden müssen und die Energie, die wichtig ist aber: Wir müssen bei all unseren Ent-
wir in Österreich benötigen, auch selbst produzieren scheidungen stets den Naturschutz respektieren.
sollten. Während wir die Wasserkraft bereits inten-
siv nutzen, haben wir einen Nachteil bei der Gas- Welche Maßnahmen müssen darüber
produktion – hier können wir uns natürlich nicht hinaus ergriffen werden, damit kommende
selbst versorgen. Daher halte ich es für klug, wenn Generationen in einer klimafreundlichen
man die Lieferquellen breiter streut, um in Zukunft Zukunft leben können?
weniger von großen Lieferanten abhängig zu sein. HERWIG MAHR: Der schonungsvolle Umgang
mit dem Klima und unserer Umwelt ist eine Auf-
Eine Studie besagt, dass Österreich gabe, die sich durch alle Bereiche zieht. Von redu-
frühestens in fünf bis sieben Jahren zierten Verpackungsabfällen über die E-Mobilität
aus russischen Gaslieferungen gänzlich bis hin zu vielversprechenden Zukunftstechnolo-
aussteigen kann. Wünscht man sich als gien wie Wasserstoff: Wir müssen diese Vielzahl an
Politiker manchmal, man wäre früher aktiv Chancen nutzen, da ich der festen Überzeugung
geworden? bin, dass wir eine Verpflichtung gegenüber den
HERWIG MAHR: Ja, durchaus. Ich glaube, es war nachfolgenden Generationen haben._ Text David Bauer
generell ein europäisches Problem, dass man sich Foto Mario Riener
53