Page 178 - DIE MACHER_Winterausgabe2022
P. 178
Wir wissen nicht, wie die
Menschheit in 100 Jahren
leben und wohnen wird.
Rudolf Kainz
Geschäftsführer, Kainz Gruppe
schaft immer wieder zeitgemäß und einheitlich
zu erneuern – auch für gewerbliche Nutzungen
schlummert hier Potential.“
Mein Haus, dein Grundstück
Während sich das Modell in Ländern wie Sin-
gapur und Großbritannien längst etabliert hat,
betrachten es die Österreicher:innen noch im-
mer mit Argwohn. Für Kainz steht daher fest: Es
braucht mehr Zeit und mehr Erfolgsgeschichten,
damit das Konzept hierzulande langfristig Fuß
fasst und bei Raumordnungsplaner:innen sowie Die Trendwende sei dennoch absehbar – „ge-
in der Politik und Gesellschaft auf offene Ohren wissermaßen notgedrungen ist diese effizientere
stößt. Der Prozess gleicht eher einem Marathon Nutzung der Mangelware Grundstück attraktiv
als einem Sprint. Um bei diesem Vergleich zu geworden“, so Kainz. „Gerade junge Menschen
bleiben: Bei welcher Meile befinden wir uns denn und Familien mit einem geringeren Einkommen
zurzeit ungefähr? „Wir schreiten im Moment müssen sich intensiv mit der Frage der Finanzier-
vom ersten ins zweite Drittel und befinden uns barkeit auseinandersetzen. Deutlich niedrigere
damit kurz vor der Hälfte. Eine gewisse Resonanz Anschaffungskosten spielen für viele Menschen
ist bereits vorhanden, eine kritische Masse an zu- eine immer zentralere Rolle – bezahlbares Woh-
friedenen Käufer:innen zu erreichen wird jedoch nen ist eine gesellschaftliche Herausforderung.“
wegweisend sein“, schätzt Kainz die Lage ein. Andere Länder setzen auf Hochbau, um die
Zwar existiere das Modell in Österreich vor allem wachsende Nachfrage zu stillen. „In Österreich
im kirchlichen Bereich schon länger, „im breiten und gerade in Salzburg sucht man diese hohen
Segment des gewerblichen Wohnbaus handelt es Bauten vergebens. Wir benötigen daher Lösun-
sich dabei hingegen eher um Neuland“. gen für den Mangel an geeigneten Baugründen
und die niedrige Baudichte, um die Preissteige-
rungen abzufedern.“
„Günstig ist es noch immer nicht …
Vorteile des Baurechts
… aber realistischer finanzierbar“, sagt Kainz.
#1 Deutlich niedrige Preise, „Wir sind mittlerweile an einem Punkt angekom-
da die Kosten für den Baugrund bei der Anschaffung entfallen men, an dem Wohnen nicht mehr nur ein hoch-
emotionales Thema, sondern häufig mit Sorge
#2 100 % notariell und grundbuchrechtlich abgesichert
verbunden ist. Ohne familiäres Zutun der Eltern
#3 Wohnbauförderungen von bis zu 50.000 Euro möglich oder Großeltern ist Eigentum für viele undenk-
#4 Baurechtsnehmer:innen sind über die gesamte Laufzeit bar.“ Das Verwirklichen von Wohnträumen zählt
Eigentümer:innen des Hauses für ihn nicht nur zu den nennenswertesten Vor-
teilen des Modells. Es ist auch seine persönliche
#5 (Ver-)Erben des Hauses ist uneingeschränkt möglich
Motivation, einen Beitrag zu unserer Gesellschaft
zu leisten._
178