Page 19 - DIE MACHER_Winterausgabe2022
P. 19
Freude ist ein
mächtiges Mittel
gegen Erschöpfung..
Andreas Salcher
Bestsellerautor &
Unternehmensberater
Buchtipp
ten mit dem Stop-look-go-Prinzip“, rät Salcher. #4 Tägliche Rituale
Das funktioniere ähnlich wie das sichere Überque-
ren einer Straße. Wir bleiben zuerst stehen, hören „Erfolgreiche Menschen – das ist mehrfach erwie-
auf, in diesem Loch zu graben, gebieten Einhalt. sen – beginnen ihren Tag mit einem Ritual und
Dann kommt das „look“ – wir schauen, welche beenden ihn mit einem Ritual“, erzählt der Best-
Möglichkeiten wir haben. „Wenn wir unter Druck sellerautor, der schon viele Menschen dazu inter-
sind, verengt sich unsere Perspektive, wir werden viewt hat. Er selbst startet jeden Morgen mit rund
kurzsichtig, es ist aber ganz wichtig, diesen Blick 20 Minuten Körperübungen und meditiert zwei-
zu erweitern. Da kann es auch hilfreich sein, sich mal pro Tag. Für manche reiche auch ein Kaffee,
mit Freund:innen auszutauschen.“ Und „go“ be- den sie in aller Ruhe trinken, oder etwas zu lesen.
deutet, wir treffen eine Entscheidung, dass wir Das Wichtige dabei: „Sich positiv auf den Tag ein-
etwas verändern. Denn egal, wie sehr sich auch al- zustimmen, bevor man zu arbeiten beginnt.“ Am
les gegen uns wendet, eines bleibt uns immer: die Abend rät er zu einem Dankbarkeitsritual. „Auch
Wahlfreiheit, wie wir damit umgehen wollen. an einem schlechten Tag – es gibt immer etwas,
wofür wir dankbar sein können.“
#3 Nein sagen – und Ja sagen
#5 Selbstbestimmung
„‚Nein‘ ist ein ganz mächtiges Wort gegen Er-
schöpfung“, sagt Salcher und meint damit wieder, Warum nehmen manche Menschen an einem
dass Erschöpfung die Folge von Entscheidungen Marathon teil? Es wäre ja viel angenehmer, ein-
ist, die wir in der Vergangenheit getroffen haben. fach nur spazieren zu gehen. „Sie tun das, weil es
„Bei den vielen Dingen, die täglich auf uns einströ- für sie Sinn macht, weil es sie erfüllt und es dieses
men, können wir immer zwei Fragen stellen: Muss positive Gefühl der Erschöpfung gibt, wenn man
ich das tun? Und ja, manche Dinge müssen wir etwas geschafft hat“, erklärt Salcher. Die wirkliche
tun. Etwa die Kinder in den Kindergarten bringen, Erschöpfung komme nicht von der Anstrengung,
essen oder unseren Job machen. Die zweite Frage sondern wenn wir fremdbestimmt sind und wir et-
ist: Will ich es? Interessant ist, dass wir viele Dinge was tun müssen, das für uns sinnlos ist. Genauso
tun, die wir weder tun müssen noch tun wollen, sie sei es in der Freizeit – „ich halte die ganze Work-
füllen aber unseren Tag.“ Ein Nein kann hier vieles Life-Balance-Diskussion für sehr aufgeladen und
verändern. Ebenso ein Ja. „Wir sagen viel zu selten massiv überschätzt. Auch die Freizeit kann fremd-
Ja zu den Dingen, die uns Freude machen.“ Dabei bestimmt sein und uns erschöpfen. Wir haben nur Das Interview
sei Freude ebenfalls ein mächtiges Mittel gegen Er- ein ganzes Leben, das man nicht mit der Stoppuhr zum Anhören.
schöpfung. in Arbeit und Freizeit trennen kann.“ Da Arbeit #54 Andreas
einen wesentlichen Teil unseres Lebens ausmacht, Salcher über
sei es nicht schlau, sich einen Job zu suchen, den Kraftquellen gegen
man möglichst schnell hinter sich bringen möchte, Erschöpfung
um sich dann der Freizeit zu widmen._
19