Page 18 - DIE MACHER_Fruehling 2024
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Die Automatisierung wird immer Der Mensch ist und bleibt
ein Hand-in-Hand-Arbeiten von ein wichtiger Know-how-Träger
Mensch und Maschine sein. und Umsetzungsbegleiter.
Thomas Edtmayr Alfred Ritirc
Geschäftsbereichsleiter für Arbeitsgestaltung Werksleiter Asten, Lenze Austria
und Digitalisierung, Fraunhofer Austria
Herr Ritirc, Sie setzen bei Lenze schon auf gen sein wird, zwischen verschiedenen Sprachen
Virtual Reality bei der Arbeitsplatzgestaltung. zu übersetzen.
Können Sie Beispiele aus der Praxis geben?
Wie können die Führungsebenen und das
Alfred Ritirc: Wir verwenden Virtual Reality als HR-Management nun sicherstellen, dass die
Planungs- und Trainingstool. Für Ersteres ha- Mitarbeiter:innen die Entwicklungen der
ben wir unsere gesamte Fabrik digitalisiert und Automatisierung auch mittragen?
mit einem Partner aus der Industrie mittels VR-
Brille alle Arbeitsplätze dementsprechend ge- Alfred Ritirc: Wichtig ist, die festgelegten Ge-
plant. Das ermöglicht Mitarbeiter:innen auch, schäftsziele mit den Maßnahmen und Strategien
als Avatare im virtuellen Arbeitsplatz zu agieren. der einzelnen Teams in Einklang zu bringen. Es
Wir können durch die VR-Welt Planungsfehler braucht in jedem Fall gutes Change-Manage-
schon frühzeitig erkennen, Laufwege optimieren ment, nicht nur bei der Ankündigung von Neue-
und die Ergonomie sicherstellen. Als Trainings- rungen, sondern während des gesamten Prozesses.
tool eignet sich VR, um die Arbeitsabläufe dar-
zustellen und so auch beispielsweise neuen Mit- Thomas Edtmayr: Und es braucht Kompetenzma-
arbeiter:innen zu ermöglichen, selbstständig nagement im Unternehmen: Welche Kompeten-
neue Arbeitsschritte zu erlernen. zen brauche ich bei meinen Mitarbeiter:innen?
Was muss ich outsourcen? Und wie kann ich die
Welche zukünftigen Möglichkeiten der Kompetenzen meiner Mitarbeiter:innen weiter-
digitalisierten Fabrik sehen Sie noch? entwickeln?
Alfred Ritirc: Die gesamte Augmented-Reality- Ronald Pommer: Das HR-Management muss
Welt wird in Zukunft noch einige Möglichkeiten „alternsgerechtes Arbeiten“ ermöglichen, also
bieten. Schon jetzt haben wir viele Arbeitsschrit- darauf achten, welcher Lebenszyklus welche
te digitalisiert, haben ein vollautomatisiertes Arbeitsumgebung verlangt. Unternehmen, de-
Lager und fahrerlose Transportsysteme. Mit der nen das gelingt, werden Magneten für Mitar-
Verwendung von intelligenten Werksstückträ- beiter:innen sein. Das Onboarding oder gewisse
gern kann noch vieles gestaltet werden. Ich bin Events können durch Automatisierung komplett
sehr gespannt, wie sich die Zusammenarbeit ent- anders aussehen. Auch Mitarbeiterbeteiligungs-
wickeln wird, wenn möglicherweise in der Zu- modelle und Bezahlkonzepte müssen neu ge-
kunft humanoide Roboter eingesetzt werden. dacht werden. Und Menschen sollten die Ge-
legenheit bekommen, zu Mitgestalter:innen zu
Thomas Edtmayr: Was wir im Forschungsumfeld werden. Jene Mitarbeiter:innen, die besonders
als weitere Möglichkeit ansehen, sind digitale veränderungsbereit sind, könnten als Vertrau-
Zwillinge, die unter anderem dazu beitragen, enspersonen für andere agieren und sie bei der
das eigene Produktionsprogramm so zu planen, Reise begleiten. Insgesamt bedarf es in Zukunft
dass man ein Energieminimum erreicht und noch viel stärker eines Managements mit Herz,
trotzdem höchst produktiv ist. Doch auch im Hirn und Hand. Geben wir den Menschen die
O ce-Bereich wird es Erleichterungen durch Chance, in automatisierten Arbeitsumgebungen
Automatisierung geben. Man denke nur daran, wirksam zu sein, dann werden sie mit Begeiste-
wie leicht es in Zukunft durch KI-Anwendun- rung mitmachen, weil sie darin Sinn erkennen._
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