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Die Lichtmacher

Es begann Ende der 70er Jahre in einer Kellerwerkstätte am Rande von Peuerbach. Felix Aspöck hatte sich vorgenommen, die Beleuchtung von Fahrzeugen zu revolutionieren. Der Rest ist Geschichte. Wie es einem Tüftler gelungen ist, aus einer Vision einen Weltkonzern aufzubauen, der heute Autos, Lastwagen, Motorräder und Anhänger in ganz Europa zum Leuchten bringt.

„Begonnen hat es mit einer leichten Zwangssituation. Mein Arbeitgeber ist in Konkurs gegangen, ich hatte keinen Job und musste etwas tun.“ Felix Aspöck blättert durch sein Fotoalbum und erinnert sich. „Und da habe ich 1977 begonnen, die ersten Beleuchtungssysteme im Keller selbst zusammenzuschrauben. Es war kein Material da, keine Kundschaft, kein Gebäude.“ 1981 baute er das erste Firmengebäude, startete mit zehn Angestellten. 1986 wurde der Bau bereits verdreifacht und heute, im Jahr 2022, steht man beim neunten Ausbau.

Als junger Firmengründer hatte Aspöck damals schon eine klare Vorstellung davon, welche Anhängerbeleuchtung es brauchte. Er brachte Erfahrungswerte mit – kurz zuvor war er noch im französischen Elsass unterwegs und arbeitete im Verkauf. Das brachte ihn im ganzen Land herum, er sah die Kundschaft selbst Kabel und Glühbirnen besorgen und die Beleuchtung ihrer landwirtschaftlichen Anhänger vom Elektriker einbauen. Das musste doch einfacher gehen. „Ich bin damals durch Frankreich gefahren und habe den Firmen als Erster eine Lösung angeboten. Ich habe gesagt: ‚Du brauchst keine Komponenten, du brauchst niemanden extra für die Beleuchtung, du brauchst mich!‘ Das war der Schritt zum Erfolg.“ Die ersten großen Kunden für sein Komplettsystem waren Hersteller wie Pöttinger und Brantner, bald kam der süddeutsche Raum hinzu. Ab 1988 begann das Unternehmen aus Peuerbach international zu wachsen. Es folgte die Gründung von Aspöck Deutschland, neue Geschäftsfelder kamen hinzu. Auch die Caravan- und Lastwagenhersteller kauften die vorgefertigten Lichtanlagen, die so simpel zu montieren waren, wie es sich Felix Aspöck vorgestellt hatte. „Je einfacher die Lösung ist, die man anbietet, desto leichter hat man Erfolg.“

Und dann kam Multipoint I. Die erste komplette Beleuchtungsbox brachte den Durchbruch auf dem PKW-Anhängermarkt. „Als sie 1996 auf den Markt gekommen ist, haben uns die Leute wirklich Geld verdienen lassen.“ Um die Jahrtausendwende expandierte Aspöck Schritt für Schritt weiter, mit neuen Vertriebsstandorten in Brasilien, Frankreich, Italien, Schweden und England, wie auch in der Produktion. Der bisherige Lieferant und PartnerFabrilcar aus Portugal wurde 2007 übernommen und 2008 als Aspöck Portugal Teil des Unternehmens. Heute arbeiten dort 900 Beschäftigte und stellen 80 Prozent aller Leuchten her. „Dort ist unsere Hauptproduktionsstätte, die restlichen 20 Prozent produzieren wir in Polen“, erklärt Karl Aspöck, der Sohn des Firmengründers und seit 2006 Geschäftsführer der Firma. Er stieg jung ins Unternehmen ein, arbeitete mehrere Jahre in Spanien und Frankreich und baute dort Schritt für Schritt den Verkauf auf. Unter seiner Führung wuchs die Firma zu einem global agierenden Konzern heran. Heute ist es unwahrscheinlich, auf der Straße keinem Lichtsystem von Aspöck zu begegnen, bei einem Marktanteil von 65 Prozent am europäischen PKW- und LKW-Anhängermarkt.

Multinationalität und Kundenorientiertheit als Erfolgsstrategie

Die Firma Aspöck feiert heuer das 45-jährige Jubiläum als Pionierin im Lichtanlagensektor. Was hat es noch gebraucht, um die Marktführerschaft zu erringen? Das stetige Wachstum wurde selbst von Corona nicht gestoppt – im Gegenteil. Auch im schwierigen Geschäftsjahr 2020/2021 konnte das Unternehmen mit seinen 1.550 Beschäftigten seinen Umsatz um 40 Prozent auf knapp 197 Millionen Euro steigern. Karl und Felix Aspöck müssen nicht lange überlegen: „Der Durchbruch kam ab dem Zeitpunkt, als wir begonnen haben, unsere internationalen Niederlassungen zu gründen.“ Vorher hatte Felix Aspöck versucht, seine Beleuchtungssysteme von Peuerbach aus zu verkaufen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. „Ich habe gesehen, dass die Menschen echte Ansprechpersonen vor Ort haben wollten. Mit unseren Standorten direkt bei den Kund:innen ist das Geschäft richtig gewachsen.“ So ergab sich der Produktionsstandort in Polen durch den Großauftrag eines deutschen Automobilkonzerns – der dort seine Autos produziert. Die Transportwege bleiben kurz, die Produkte sind „made in Europe“. Man entwickelt auf Auftrag individuelle Lösungen für LED-Beleuchtungen, Stecksysteme für Lastwagen, Anhänger, Autos, Motorräder, Caravans, Agrarmaschinen und mehr. Von Polen aus kann man zudem die baltischen Staaten und weitere Wachstumsmärkte leicht bedienen. Der Standort in der Türkei bildet das Tor zum Nahen Osten und in Frankreich bearbeitet man auch den Maghreb und Nordafrika mit. Auf diese Weise gelingt es der Firma, in allen interessanten Regionen zu Hause zu sein. Und in Peuerbach? Hier sitzt die Firmenleitung, hier arbeiten 360 Beschäftigte. Von hier aus bestückt das Logistikcenter mit modernstem Hochregallager alle Produktionsstandorte. Peuerbach als Drehkreuz für die Welt.

Multinational denken sei der Schlüssel zum Erfolg, sind sich beide einig: Karl Aspöck spricht drei Sprachen – Englisch, Spanisch und Französisch – Felix Aspöck Französisch und Englisch. Die Menschen in den Ländern richtig kennenlernen, verstehen, was sie brauchen – so konnten sie in den letzten Jahrzehnten echte Kundenbindungen aufbauen. Die großen Hersteller im Lastwagen-, Motorrad-, Landmaschinen- und Automotivebereich fahren alle mit Aspöck.

Mehr Licht für die Zukunft

Welche Einsatzgebiete für ihre Produkte sind die nächsten auf der Liste? Einen möglichen Markt sieht man in der Lebensmittelproduktion, der sogenannten „Horticulture“. Mit dem größten europäischen Produzenten von Hühnerställen sei man schon im Geschäft. Auch in der Industrie und Architektur sieht das Peuerbacher Unternehmen große Möglichkeiten für den Einsatz ihrer LED-Beleuchtungen. Apropos Peuerbach. Warum verlegt ein Weltkonzern seine Zentrale nicht in eine Metropole? „Aus Liebe zur Region“, antworten Vater und Sohn Aspöck unisono. Der Hauptsitz in Peuerbach ist Herz und Drehscheibe des Konzerns, wo alle Fäden zusammenlaufen. Hier befinden sich zudem die lokalen Betriebe mit Expertise, die als verlängerte Werkbank für Aspöck Produktionsschritte übernehmen. Und man schätzt das Können und die Geschicklichkeit der Frauen und Männer vor Ort. Hätte sich Felix Aspöck jemals träumen lassen, dass sich aus den ersten Gehversuchen des Tüftlers so eine Geschichte schreiben lässt? Vielleicht nicht. Doch eines wusste er damals schon: Wer für eine komplexe Herausforderung die einfachste Lösung anbietet, legt die Schienen zum Erfolg._

Je einfacher die Lösung, desto leichter hat man Erfolg.

Felix Aspöck Gründer, Aspöck

Wir sind ein multinationaler Konzern, doch unser Herz schlägt in Peuerbach.

Karl Aspöck Geschäftsführer, Aspöck

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