Müslis wurden in den vergangenen Jahren zum großen Trend. Florian Zagler startete 2014 mit der Marke „Zagler Müslibär“ mit der Produktion von Bio-Müslis in Braunau am Inn. „Müsliproduzenten gibt es wie Sand am Meer, aber so wie wir macht es keiner“, erklärt Zagler, dass er sich als einer der wenigen Premiumhersteller eine absolute Nische gesucht hat. Durch die schonende Verarbeitung und niedrige Backtemperatur bleibe das Müsli in jeder Art von Flüssigkeit lange knusprig. Die aktuell vierzehn verschiedenen Bio-Müslis werden in Handarbeit und ohne jegliche Zusatzstoffe hergestellt. Für Zagler war es immer klar, in Bio zu produzieren: „Ich habe Bio bereits mit der Muttermilch zu mir genommen, mein Vater eröffnete 1980 einen der ersten österreichischen Bioläden.“ Daneben produzierte sein Vater einige Lebensmittel selbst und stellte auch bereits Müslis her.
Täuschung von Konsumenten
Seither hat sich viel getan. Die Nachfrage nach regionalen und biologischen Lebensmitteln ist stark gestiegen, Bio und Regionalität wurden zu großen Trends. Das habe laut Zagler aber auch dazu geführt, dass Produzenten und Händler versuchen, damit viel Geld zu machen, und Konsumenten teilweise stark getäuscht werden. „Unter dem regionalen Claim wird viel Schindluder betrieben.“ Produzenten würden Rohstoffe dazukaufen und unter dem eigenen Namen weiterverkaufen. Zagler kennt aktuell zwei Fälle, wo Betriebe Müslis als regional angepriesen haben, aber diese nicht selbst hergestellt, sondern nur irgendwo gekauft und ihre Etikette draufgeklebt haben. Die beiden Begriffe „Regionalität“ und „Bio“ würden mittlerweile vermischt verwendet werden. Es gebe bei den beiden aber einen großen Unterschied: Ein regionaler konventioneller Landwirt verwendet im Unterschied zu Biobauern Spritzmittel. „Was hilft mir ein regionales Produkt, wenn es mit Glyphosat und Co. hochgezogen wurde?“, so Zagler. Er bekomme regelmäßig Anfragen von Landwirten, die ihre Rohstoffe aus der Region liefern möchten und erklären, dass sie „mehr als Bio sind, aber leider kein Zertifikat besitzen“. Für Zagler kommen aber nur zertifizierte Bio-Rohstoffe in Frage. Er versucht, die Rohstoffe möglichst aus der umliegenden Region seines Betriebes zu bekommen. So bezieht er die Getreidesorten von Vertragsbauern im Inn- und Mühlviertel. Äpfel sowie Kürbiskerne kommen aus der Steiermark. Das Apfel-Honig-Müsli stammt zu 100 Prozent aus Österreich. Bei allen anderen sind es zwischen 80 bis 95 Prozent, weil es etwa Rosinen oder Kokosflocken aus Österreich schlichtweg nicht gebe. Konsumenten würden häufig nicht wissen, dass es viele Rohstoffe in konventioneller, aber nicht in Bio-Qualität in Österreich gibt und die Verwendung aus dem Ausland kritisieren. Grund dafür sei, dass in der konventionellen Produktion Zusatzstoffe für besseres und schnelleres Wachstum dazugegeben werden können.
Müsliproduzenten gibt es wie Sand am Meer, aber keiner macht es so wie wir.
Florian ZaglerEigentümer, Zagler Müslibär
Generell habe der Trend zu Regionalität und Bio zu sehr viel Halbwissen bei den Konsumenten geführt und das mache die Arbeit für kleine regionale Bio-Produzenten nicht einfacher. Zagler bekommt regelmäßig Post und auch Anrufe von Konsumenten: „Da sind auch wüste, teilweise sehr persönliche, Beschimpfungen dabei.“ Diese würden in Wellen, wenn etwa wieder ein großes Medium das Thema aufgreift oder ein neuer Kinofilm erscheint, eintreffen. In der jüngsten Vergangenheit sei er dabei oft wegen der Verwendung von Palmöl sowie Plastikverpackungen kritisiert worden.
Böses Palmöl?
Zagler habe dabei den Weg gewählt, jedem Konsumenten offen und ehrlich zu antworten, und das werde auch geschätzt: „Auf unsere Antworten bekommen wir fast ausschließlich positive Rückmeldungen.“ Beim Thema „Verpackungen“ erkläre man den Konsumenten, dass sämtliche andere Materialen oder auch abbaubares Plastik aktuell noch nicht den gesetzlichen Anforderungen für ein Lebensmittel, das luftverschlossen verpackt werden muss, entsprechen. Zagler habe sich für den durchsichtigen Plastikbeutel entschieden, weil er auf 500 Gramm nur acht Gramm Müll macht und man damit „wahrscheinlich sogar global betrachtet das Müsli mit dem wenigsten Müll“ herstelle und Konsumenten die genaue Zusammensetzung und die Menge des Müslis sehen.
Beim „Palmöl“ müssten Konsumenten unterscheiden, woher es kommt, welches und wie dieses verwendet wird. Acht von vierzehn Produkten der Bio-Müsli-
Manufaktur bestehen aus zwei bis drei Prozent bio-zertifiziertem, ungehärtetem Palmöl aus Südamerika. Dort leben im Unterschied zu Asien keine Orang-Utans und daher würden damit nicht deren Lebensräume zerstört werden: „In der Öffentlichkeit ist kaum bekannt, dass es Palmöl von verschiedenen Kontinenten und in mehreren Qualitätskriterien gibt.“ Ungehärtetes Palmöl sei im Vergleich zu anderen Fetten deutlich gesünder und dem immer wieder gehörte Argument, Palmöl komme überwiegend aufgrund seiner geringen Kosten zum Einsatz, widerspricht Zagler. Bio-zertifiziertes Palmöl koste im Einkauf fast das gleiche wie heimische Öle. Zagler verwendet Palmöl, weil heimische Öle nach der Veredelung im Gegensatz zum Palmöl unstabil werden. Auf die Frage, warum jetzt aber viele Hersteller auf palmölfreie Produkte umstellen konnten, sagt Zagler: „Da werden die Konsumenten ein wenig angelogen, denn da müssen dafür mehr Zucker, Honig oder andere Gewürze zugefügt werden, um den starken Eigengeschmack des anderen Öls zu überdecken – das ist aber nicht mein Ansatz eines Qualitätsproduktes, ich bin kein Pantscher.“ Wenn man für die Produktherstellung keinen Backprozess braucht oder keine lange Haltbarkeit notwendig ist, sei eine Umstellung auf andere Öle sowieso kein Problem. Zagler sei auch der Erste, der seine Herstellung ändert, wenn es einen heimischen Ersatz gibt, der auch nachhaltig Sinn macht. Das Stichwort „Nachhaltigkeit“ sei es auch, weswegen er den häufig von Konsumenten vorgebrachten Vorschlag, anstatt Palmöl mehr Honig zu verwenden, nicht umsetzt: „Honig wird immer weniger und daher muss ich bei diese Ressource sparen.“ Zagler forscht mit Projektpartnern nach einem heimischen Ersatz für Palmöl. Aktuell experimentiert man mit High-Oleic-Sonnenblumenöl von der Ölmühle Raab aus dem Bezirk Eferding. Bis wann man einen adäquaten Ersatz gefunden haben werde, könne Zagler aktuell nicht einschätzen.
Bei der Einschätzung des gesamten Unternehmens für die Zukunft wird Zagler konkreter: In den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren will er die Produktion verzehnfachen und dann wöchentlich 80.000 Kilo Bio-Müsli produzieren. Da Mitarbeiter für die Produktion immer schwerer zu finden seien, würde das langfristig nicht ohne einer gewissen Automatisierung in der Produktion gehen. Die aktuelle Exportquote von 50 Prozent soll weiter steigen. Beim Vertrieb setzt man den Fokus zukünftig auf den neu gestalteten eigenen Onlineshop und den Lebensmitteleinzelhandel. In Letzterem würden sich laut Einschätzung von Zagler Shop-in-Shop-Konzepte mit Bio-Lebensmittel entwickeln. Die meisten privaten Bioläden würden stagnieren. Zagler erklärt das damit, dass deren Gründer oft kurz vor der Pension stehen und daher nicht mehr wirklich an Neuem interessiert seien. Der Lebensmitteleinzelhandel habe dementsprechend seine Chance genützt – eine Chance, die auch der Müslibär weiterhin nutzen will._