Die Generation Y hat den Ruf, willig ihre Arbeitgeber zu wechseln. Barbara Aumayr ist das ziemlich egal. Zwar gehört sie mit ihren 30 Jahren zu eben dieser Generation, den Arbeitgeber hat sie aber seit ihrem Praktikum nicht mehr gewechselt. Sie arbeitet in der Qualitätssicherung des Backgrundstoffherstellers Backaldrin und vertritt seit einem Jahr die Laborleitung. „Wozu wechseln?“, fragt sie. „Ich fühle mich hier rundum wohl und man gibt mir Perspektiven.“
Mehr als 700 Produkte, die in aller Welt zu Brot, Kleingebäck und Feinbackwaren verarbeitet werden, haben ihren Ursprung hier in Asten bei Linz. Das internationale Unternehmen Backaldrin entwickelt Brotideen und Backgrundstoffe. Oberstes Gebot dabei: hohe Qualität. Dafür ist seit 2010 auch Barbara Aumayr verantwortlich – damals begann sie ihre Karriere mit einer geringfügigen Anstellung und ist mittlerweile Mitarbeiterin der Qualitätssicherung und des Labors. Als solche analysiert sie Proben sowohl von den Rohstoffen als auch von den Endprodukten. Und wenn der Laborleiter nicht im Haus ist, übernimmt sie die Verantwortung, sie ist seine Stellvertreterin. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, vor der sie nicht zurückschreckt, weil „man Chancen ergreifen muss, wenn sie einem geboten werden“, zitiert sie ihre Eltern, die ihr vor allem Bodenständigkeit beigebracht haben. Aufgewachsen in St. Florian, kannte sie das Unternehmen in Asten natürlich immer schon. Dass sie nun hier Karriere macht, darauf sind auch ihre Eltern stolz. Und natürlich sie selbst. Denn ihre Aufgaben sind ganz schön herausfordernd. „Abläufe koordinieren, schnelle Entscheidungen treffen, Prioritäten setzen, analysieren – jeden Tag gibt es neue Herausforderungen und Aufgaben. Und das ist genau die Abwechslung, die mir Spaß macht“, erzählt Aumayr.
Selbstvertrauen durch Rückhalt
Angst vor der Verantwortung habe sie nicht. „Ich habe immer Rückhalt bekommen, habe immer wieder neue Aufgaben dazu übernommen und wenn ich mir bei einer Entscheidung nicht sicher bin, kann ich mich jederzeit bei den nächsten Vorgesetzten rückversichern.“ Mit den zehn Mitarbeitern im Team komme sie „sehr gut klar“. Einige von ihnen kennen sie schon von ihrer Zeit als Praktikantin. Dass sie jetzt ihre Vorgesetzte ist, war für ihre Kollegen nie ein Problem. „Ich fühle mich rundum wohl hier im Team, wir unterstützen uns alle gegenseitig, das ist toll, das würde ich nicht missen wollen.“ Deshalb könne sie sich durchaus vorstellen, auch in den nächsten zehn Jahren nichts Anderes zu machen.
Ein Weg, der sich zu ihrer Schulzeit im Gymnasium noch nicht abzeichnete. „Ich besuchte den Sprachenzweig der Schule und hatte daher gar nicht so viele naturwissenschaftliche Fächer. Es hat mich aber trotzdem immer sehr interessiert.“ Und deshalb entschied sie sich schließlich für das Studium der Ernährungswissenschaften in Wien. „Ich finde es wahnsinnig spannend, was sich im Körper abspielt.“ Mitnehmen konnte sie sich aus dem Studium aber nicht nur viel Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren, im Team zu arbeiten und, sich durchzusetzen. „Das ist ein Massenstudium, da muss man schon lernen, sich durchzusetzen.“ Während des Studiums machte sie schließlich ein erstes Praktikum bei Backaldrin und arbeitete seit 2010 samstags im Labor. Während sie noch die letzten Kurse und Prüfungen an der Uni absolvierte, begann sie 2013 bereits als Halbtagsmitarbeiterin. „Schritt für Schritt bin ich eingestiegen.“ Warum sie geblieben ist? „Weil ich immer eine Perspektive hatte.“ Nach ihrem Studium startete sie Vollzeit durch. Die Ausbildung hat sie längst abgeschlossen, mit dem Lernen könne man im Lebensmittelbereich aber nie aufhören, ist sie überzeugt. „Es kommen immer wieder neue Ernährungstrends, neue Diätformen, neue Erkenntnisse, da muss man immer dranbleiben.“
Offen für Neues. Zumindest beim Essen.
Und das finde sie extrem spannend. Wie wir uns in 30 Jahren ernähren werden? „Oh, da kann einiges auf uns zukommen“, sagt sie und schmunzelt. „Im Moment wird intensiv an der Produktion von Kunstfleisch gearbeitet. Und Insekten waren zu meiner Studienzeit schon ein großes Thema“, erzählt sie. „Die sind eine gute Proteinquelle.“ Ob sie gerne Insekten kosten möchte? Ihr Blick ist noch etwas unschlüssig. Aber auch wenn sie den Arbeitgeber nicht wechseln möchte, bei ihren Essensgewohnheiten ist sie äußerst flexibel. „Ich esse eigentlich alles. Nur Maden habe ich noch nie gegessen. Aber wenn Maden wirklich auf den Markt kommen, dann werde ich wohl auch die kosten.“_
Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen und Aufgaben. Und das ist genau die Abwechslung, die mir Spaß macht.
Barbara Aumayr
Mitarbeiterin der Qualitätssicherung und stellvertretende Laborleiterin, Backaldrin
gedanken
von Barbara Aumayr
Ein Talent, das ich mir gerne dazukaufen würde_ Schlagfertigkeit. Das kann man in Besprechungen gut gebrauchen.
Der größte Ernährungsirrtum_ Spinat sei der beste Eisenlieferant. Spinat ist definitiv gesund, hat aber nicht so viel Eisen wie ursprünglich angenommen. Es handelte sich damals um einen Berechnungsfehler, trotzdem hält sich dieser Mythos bei manchen immer noch hartnäckig.
Mythos „Brot macht dick"_ ist falsch. Natürlich besteht Brot aus vielen Kohlehydraten, allerdings aus wichtigen. Und dabei kommt es immer darauf an, wie viele man davon isst. Ich bin jedenfalls ein großer Brotliebhaber.
Qualität erkennt man an_ einem sehr guten Endprodukt. Und letztendlich an der Zufriedenheit des Kunden.
Work-Life-Balance_ ist mir schon wichtig. Aber genauso wichtig ist mir, dass ich meine Arbeit zuverlässig erledige.
Später soll man mir einmal nachsagen_ dass man gerne mit mir zusammengearbeitet hat.