Der Zweite ist immer der erste Verlierer? Falsch. Es kann auch mehrere Gewinner geben. Im Falle von „Österreichs Beste Arbeitgeber“, ausgezeichnet vom Forschungs- und Beratungsnetzwerk „Great Place to Work“, sind es heuer sogar 44. Es sind Unternehmen, die sich nicht selbst als solche bezeichnen, sondern denen ihre eigenen Mitarbeiter so ein gutes Zeugnis ausstellen.
In Summe wurde das Feedback von rund 39.000 Mitarbeitern ausgewertet und in einem Vertrauensindex ermittelt, wie gut Respekt, Glaubwürdigkeit, Fairness, Stolz und Teamgeist in den Unternehmen tatsächlich gelebt werden. In vier Kategorien, die sich nach der Mitarbeiteranzahl richten, wurden die Preise vergeben. 2018 führten Brichard Immobilien aus Wien (bis 49 Mitarbeiter), Willhaben aus Wien (bis 249 Mitarbeiter), Worthington Cylinders aus Niederösterreich (bis 500 Mitarbeiter) und Klipp Frisör aus Oberösterreich (mehr als 500 Mitarbeiter) das Feld in ihren jeweiligen Kategorien an. Auffallend: Ausgezeichnete Arbeitgeber legen besonders auf die individuelle Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter Wert (55 Prozent der ausgezeichneten Firmen gegenüber 17 Prozent der nicht-ausgezeichneten Firmen) und ermöglichen zudem stärker individuelle Arbeitszeitmodelle, Job-Sharing sowie Vertrauensarbeitszeit respektive Home-Office.
Doris Palz, Geschäftsführerin von Great Place to Work Österreich, darüber, warum man die „Besten Arbeitgeber“ auch in Europa prämiert, wie die Zertifizierung aufgebaut ist und wie man teilnehmen kann.
2002 wurde auf Initiative der Europäischen Kommission „Great Place to Work“ in fünfzehn Mitgliedsstaaten eingeführt. Warum?
PalzIn den USA existierte Great Place to Work bereits. Als die EU-Kommission die Lissabon-Strategie entwickelte, war vor allem die Innovationskraft für den Wirtschaftsstandort Europa eines der großen Themen. In Zuge dessen merkte man, dass die Menschen Raum und Wertschätzung zur Entfaltung ihrer Potentiale brauchen. Das zeigt Great Place to Work, das fördern wir und deshalb wurde das auch in Europa eingeführt. Wir selbst zeichnen keine Unternehmen aus, wir helfen die Meinungen der Mitarbeiter sichtbar zu machen. Diese übergeben ihren Führungskräften die Auszeichnung, wir liefern die Methodik dafür.
Wie ist die Zertifizierung aufgebaut?
PalzDer erste Teil der Zertifizierung, das Kernstück, ist die Mitarbeiterbefragung. Mit 63 Fragen wird unter anderem das glaubwürdige Verhalten der Führungskräfte gemessen, also etwa, wie respektvoll mit den Mitarbeitern umgegangen wird, wie weit Fairness gelebt wird, wie sehr sie gefördert werden oder welche Atmosphäre im Unternehmen tatsächlich herrscht. Zudem gibt es offene Fragen zur Organisationsentwicklung. Der zweite Teil ist die Evaluierung der internen Unternehmensprozesse. Dabei wird zum Beispiel erhoben, wie neue Mitarbeiter integriert werden, ob die Kommunikation gut funktioniert oder wie es um die Feierkultur im Unternehmen steht. Die Mitarbeiterbefragung zählt zu zwei Drittel, die Evaluierung zu einem Drittel. Neben der möglichen Auszeichnung bekommen die Unternehmen eine Art Landkarte der Personalentwicklung geliefert und sehen, was bei ihren Mitarbeitern wirkt und welche Aufgaben sie in nächster Zeit noch haben.
87 Unternehmen haben teilgenommen, 44 wurden ausgezeichnet. Wie kann man teilnehmen und wie wird man vom teilnehmenden zum ausgezeichneten Unternehmen?
PalzIndem man sich an uns wendet und bereit ist, sich mit den eigenen Unternehmensprozessen auseinanderzusetzen und ordentliches Feedback von seinen Mitarbeitern zu bekommen. Wir begleiten die Unternehmen dann durch den Prozess, intervenieren und zeigen – wenn nötig – Handlungsbedarf auf. Wenn Unternehmen den Wettbewerb gewinnen möchten, müssen mindestens 70 Prozent der Mitarbeiter zustimmen, dass das Unternehmen eine vertrauensvolle Arbeitsplatzkultur aufweist (Vertrauensindex). Am Ende der Evaluierung wird in der Mitte des Rankings ein Strich gezogen und die Hälfte der Unternehmen ausgezeichnet. Durchschnittlich hatten heuer die 44 ausgezeichneten Unternehmen einen Vertrauensindex von 83 Prozent. Bei kleineren Unternehmen ist der Vertrauensindex zum Wettbewerb ausgeprägter als bei größeren Unternehmen._
„Wir selbst zeichnen keine Unternehmen aus, wir helfen die Meinungen der Mitarbeiter sichtbar zu machen."
Doris Palz
Geschäftsführerin, Great Place to Work
Sieger 2018
Kategorie small (20-49 Mitarbeiter)
01 Brichard Immobilien / W
02 VBV - Vorsorgekasse / W
03 SAS Institute Software / W
Kategorie medium (50-249 Mitarbeiter)
01 willhaben internet service / W
02 Mercedes Benz Financial Serv. / Sbg.
03 HP Austria / W
Kategorie large (250-500 Mitarbeiter)
01 Worthington Cylinders / NÖ
02 Russmedia Österreich / Vbg.
03 VTU Engineering / Stmk.
Kategorie xlarge (über 500 Mitarbeiter)
01 Klipp Frisör / OÖ
02 Lidl Österreich / Sbg.
03 Bipa Parfümerien / NÖ