Er ist eigentlich altbekannt, aber dennoch neu. Er wurde lang unterschätzt, gewinnt aber durch die Digitalisierung wieder an Bedeutung. Er punktet in einer schnelllebigen Welt nicht durch Schnelligkeit, hat aber dennoch großes disruptives, gesellschaftsveränderndes Potential. Er kann automatisieren, aber ganz individuell. Die Rede ist vom 3D-Druck.
3D-Druck: Was kommt wirklich auf uns zu?
„Der 3D-Druck ermöglicht eine gleichzeitig automatisierte, aber individuelle Produktion, beim Vergleich zwischen alter und neuer Produktion dürfen nicht nur die reinen Produktionskosten verglichen werden und die additive Fertigung ist nicht zwangsweise für jeden Betrieb sinnvoll“, fasst Studienleiter Matthias Fink die Ergebnisse zusammen.
- 01 Additive Fertigung erlaubt eine gleichzeitige Automatisierung und Individualisierung der Produktion.
Automatisierte Individualisierung ermöglicht es, auf eine größere zu produzierende Stückzahl zu überführen. So können die Produkte individueller als bisher gestaltet und gleichzeitig automatisiert hergestellt werden. Zum Beispiel können bei einem Set für Schienbeinschoner oder bei Ski-Schuhen die Schienbeine und die Füße eingescannt werden und dann mit dem Drucker automatisiert individuelle Teile gedruckt werden. Der Schlüssel liegt also in der größeren Skalierbarkeit. Neue Wettbewerbsvorteile können entstehen, wenn es dem Gewerbe und Handwerk gelingt, das Alleinstellungsmerkmal der persönlichen Kundenbeziehungen für die Individualisierung und Automatisierung zu nutzen. „Handwerk ist somit erstmals skalierbar“, so Fink.
- 02 Bei alter und neuer Produktion (3D-Druck) dürfen nicht nur die reinen Produktionskosten verglichen werden.
Ob additive Fertigungsverfahren eingesetzt werden, darf nicht auf einem reinen Vergleich der Kosten der bisherigen mit der neuen Produktion entschieden werden. „Der Vergleich zwischen alter und neuer 3D-Druck-Produktion muss auf Basis der mit dem jeweiligen Verfahren erfüllten Kundenbedürfnisse und dem damit erzielten Mehrwert erfolgen“, sagt Fink. Weil die additive Fertigung auch mehr ermöglicht als die alte Produktion, kann es sein, dass der tatsächliche Mehrwert größer ist und damit trotzdem ein Kostenvorteil entsteht, obwohl die neue Produktion teurer ist. Der Fokus liegt daher nicht auf einem reinen Kostenvergleich, sondern auf dem Vergleich der befriedigten Kundenbedürfnisse.
- 03 Additive Fertigung ist nicht für jeden Handwerksbetrieb geeignet.
Die Nutzung eines 3D-Druckers ist kein Muss. Die Unternehmen sollten sich aber mit diesem Thema auseinandersetzen, um die Vor- und Nachteile abzuwägen. Besonders für kleine Betriebe können Wettbewerbsvorteile entstehen, wenn das Angebot etwa durch Firmen-Kooperation und Joint Ventures klug genutzt wird, weil man keine Fixkosten tragen muss. „Viele Betriebe werden auch in Zukunft keinen 3D-Drucker nutzen – zumindest keinen eigenen“, sagt Fink.
„Wir müssen neue Technologien als Unterstützung zum traditionellen Handwerk sehen.“
Leo Jindrak, Spartenobmann Gewerbe und Handwerk, Wirtschaftskammer Oberösterreich
„Der 3D-Druck bietet unseren Betrieben attraktive Möglichkeiten, die wir bewusst machen wollen.“
Heinrich Mayr, Spartengeschäftsführer Gewerbe und Handwerk, Wirtschaftskammer Oberösterreich