… findet diese nicht immer auf Anhieb. Oder anders formuliert: Der Fachkräftemangel zählt zu den größten Gefahren am österreichischen Arbeitsmarkt. Über eine historische Herausforderung für die heimische Wirtschaft.
Eine konkrete und emotionale Vision hilft dabei, Mitarbeitende an Bord zu holen.
Monika Herbstrith-Lappe
Unternehmerin und Keynote-Speakerin, ARS Akademie
Da drängt sich die Frage auf: Wo sind die Menschen? Salopp formuliert: Sie sind zu alt, zu „non-existent“. Zugegeben, das mag nun etwas überspitzt klingen. Letztendlich bringt es jedoch genau das auf den Punkt, was der demografische Wandel derzeit bewirkt. Trotz Zuwanderung schrumpft die Zahl der 20- bis 60-Jährigen, also der relevantesten Gruppe unter den Erwerbstätigen, seit Jahren beständig – bis 2033 erreicht sie vermutlich ihren Tiefststand seit Beginn der 2000er Jahre. Gepaart mit weiteren Faktoren, etwa steigenden Pensionsantritten und dem zuletzt bemerkenswerten Wirtschaftswachstum, vervollständigt sich das Bild. „Was daran ungewohnt und neuartig ist, ist die steigende Nachfrage nach Personal in einer Zeit, in der gefühlt eine Krise die nächste jagt“, sagt Christian Hener. Als Geschäftsführer der Personalberatung EO Executives blickt er auf langjährige Expertise im Umgang mit den Höhen und Tiefen am Arbeitsmarkt zurück.
„Unternehmen brauchen einen Coolness-Faktor“
Für gewöhnlich reagieren Unternehmen auf Krisen vorsichtig, treten etwa seltener in neue Märkte ein. „Stattdessen befindet sich Österreich, mitunter durch das derzeitige Wirtschaftswachstum, im akuten Fachkräftemangel und inmitten eines Arbeitnehmermarktes“, so Hener – selbst in den Führungsebenen, auf die sich die Expert:innen von EO spezialisiert haben. „Umso mehr geht es darum, Kandidat:innen aktiv zu motivieren, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sie abzuholen“, erklärt Hener.
Klassische Ausschreibungen sind nur noch bedingt zeitgemäß. „Wir betreiben intensive Direktansprache, nutzen digitale Datenbanken, führen teilstrukturierte Interviews und liefern umfassende Persönlichkeitsanalysen zu potentiellen Kandidat:innen“, so Hener über die Vorzüge einer professionellen Herangehensweise. Auch soziale Medien haben Strahlkraft: „Unternehmen sprechen auf Social Media nicht nur ihren Absatzmarkt an, sie richten sich automatisch auch an ihren Arbeitnehmermarkt.“ Ohne eine gewisse Coolness findet sich das perfekte Match nur noch schwer – ein bewusstes Arbeitgeberbranding sowie authentische Einblicke sind heute Must-haves.
Risikobewusst statt angstgetrieben navigieren
Gelingt es einem Unternehmen, neue Arbeitskräfte für sich zu gewinnen, ist es gerade jetzt eine zentrale Aufgabe des Führungspersonals, diese sowie bestehende Mitarbeitende zu halten. Keynote-Speakerin Monika Herbstrith-Lappe rät daher, Teams breit aufzustellen, statt Monokulturen zu schaffen. „Diversität ist eine große Chance. Als Führungskraft kann man zukunftsfitte Teams schaffen, indem man verbindende Gemeinsamkeiten entdeckt und stärkt und bereichernde Ungleichheiten fördert“, so die Referentin der ARS Akademie.
Der Fachkräftemangel zwingt zu einem neuen Führungsstil.
Christian Hener
Geschäftsführer, EO Executives