„Wir sind auf dem Holzweg, weil das genau der richtige ist.“ Mit einem Augenzwinkern begrüßt uns Norbert Kraihamer bei strahlendem Sonnenschein auf einem breiten Holzsteg am Ufer des Mattsees. Wortspiele wie diese bereiten ihm sichtlich Freude. Denn was er damit eigentlich meint, ist das rund um das Strandbad herumliegende Areal, auf dem seit diesem Herbst rund 40 Tinyhouses zum Verweilen einladen. Und die haben es in sich. Um genau zu sein: österreichisches Fichtenholz und Holzfaserdämmungen. Egal ob Tinyhouse, -loft oder -villa, das heimische Unternehmen Wood_Space produziert die Blockhausgebäude zu 100 Prozent in Österreich. „Das gilt auch für die einzigartigen Baumhäuser, die als Rückzugsort in luftiger Höhe vom Alltagschaos entkoppeln.“
Eine schnulzige Story darüber, dass es sich hierbei um einen Kindheitstraum handle, der endlich in Erfüllung geht, erspart uns Norbert aus gutem Grund. „Eigentlich war es Fremdverschulden.“ Bei dieser Erkenntnis und dem Gedanken an die Entstehungsgeschichte muss er selbst ein wenig schmunzeln. „Früher gab es hier einen Campingplatz, dessen Zustand aber über die Jahre immer schlechter und der Betrieb in neuer Generation eingestellt wurde.“ Generell seien die Möglichkeiten, in der Region zu übernachten, stark zurückgegangen – die Zahl der Betten ist von mehreren Tausenden auf wenige Hunderte gesunken. „Für ein Gebiet in der Salzburger Natur mit drei Seen ist das lächerlich.“ Angesichts dieser Entwicklung meldet sich schließlich der Bürgermeister der Gemeinde bei ihm: „Du machst doch was mit Holzhäusern …“
Laborkittel statt Pagenkleidung
Es sollen keine neuen Wohnungen entstehen, sondern ein Hotelkonzept, das den Tourismus ankurbelt und Wertschöpfung in die Region bringt. „Zwar bin ich ein wahnsinnig guter Gast, aber weder gelernter Gastronom noch Hotelier. Aber als waschechter Mattseer das Ganze hier auf 8.500 Quadratmetern angehen zu dürfen, hat mich überzeugt. Wie oft bekommst du schon so eine Möglichkeit?“ Entstanden ist daraus ein „Labor“, wie es der Kreativkopf so liebevoll nennt. „Wir experimentieren mit der Qualität der Einfachheit.“ Hochwertig gebaut, winterfest und mit allen Vorzügen ausgestattet, die die Region und die umliegende Natur zu bieten haben. Das Strandbad ist hierfür das beste Beispiel. „Einem örtlichen Bootsbauer haben wir ein Elektro-
boot und eine Segelyacht mit Schlafkajüte zu verdanken.“ Das Mastermind in Sonnenbrille und Flipflops deutet mit einer schwungvollen Geste über den See auf das gegenüberliegende Städtchen. „Mit einer elektrischen Holzzille ist zudem das Ortszentrum simpel und lautlos fürs Essengehen, Einkaufen und den Kulturgenuss zu erreichen.“
Vom individuell buchbaren Private Spa mit Saunas und Moor-Wasserbecken bis hin zum Picknick am Wasser unter einem Riesensonnenschirm ist für alle Jahreszeiten etwas dabei. Apropos: Wer gerne auf frische und regionale Produkte zurückgreift, bedient sich einfach in der hauseigenen Greißlerei. Grummelt der Magen hingegen etwas anspruchsvoller, ist man beim „Der Ess-Wagen“ an der richtigen Adresse: „ein voll ausgestatteter Küchenanhänger – quasi die Tiny-Version einer Haubenküche.“ Norbert blickt zufrieden auf das Wohlfühlprojekt, das er mit vielen helfenden Händen auf die Beine gestellt hat. Die gesamte Wertschöpfung findet in der direkten Nachbarschaft statt. „Selbst die Buchhaltung, Steuerberatung und weitere Dienstleistungen beziehen wir aus unmittelbarer Nähe.“
„Nachhaltigkeit ist ein grausliches Wort“
Nein, wir haben uns nicht verhört. „Es sollte längst selbstverständlich sein, dass man nur noch Dinge ins Leben ruft, die auch in der Welt von morgen eine Daseinsberechtigung haben. Nachhaltiges Handeln ist in meinen Augen eine Grundvoraussetzung. Kein Schlagwort, keine Auflage, die man zu erfüllen hat.“ Die kleinen „Green Houses“ sind daher recyclebar und kommen dank Schraubfundamenten ohne Betonierung aus, machen also Bodenversiegelungen überflüssig. „Und du merkst total, dass sich die Leute damit leichter tun. Weil sie das schöne Gefühl haben, sie verbetonieren ihren Kindern nicht die Zukunft.“
In jeder (Holz-)Faser des Resorts ist die nachhaltige DNA von Wood_Space zu spüren. Seit jeher handelt der niederösterreichische Betrieb nach diesen Maximen. Die traditionelle Blockbauweise wurde durch das Unternehmen neu interpretiert, um moderne Module in einer eigens dafür und natürlich aus Holz errichteten Halle zu bauen. Die am Dach angebrachte Photovoltaikanlage erzeugt den dazu benötigten Strom. Dank dieser Herangehensweise fußte „Das Seehäuser“ schon bei der baulichen Entstehung auf einem grünen Grundgedanken.
Ein Ort mit Charakter für Menschen mit Charakter
Das Prinzip der qualitativen Einfachheit soll Gleichgesinnte aller Art anziehen. „Uns geht es vor allem darum, den Luxus von Ruhe und Entspannung in der Natur zu bieten.“ Ob beim Yoga am frühen Morgen, am Stand-Up-Paddle auf dem See oder während der Sonnenstunden auf der eigenen Holzterrasse – die Seele baumeln lassen ist hier Programm. „Ich habe bereits die halbe Welt bereist und mich vor allem dort wohlgefühlt, wo ich gleich in der ersten Nacht gut geschlafen habe.“ In der „Träumerei“ sorgen daher der Klang von tibetanischen Klangschalen und spezielle Liegemöbel für Harmonie. Beim Wohlfühlen stehen VR-Brillen und die neuesten Aufnahmen aus der angrenzenden Sternwarte zur Verfügung, um gefühlt durchs All zu schweben. Taucht man lieber in die „echte“ Weite des Universums ein, lohnt sich im 180 Grad öffnenden SkyDome ein Blick durch das Teleskop – fünf Milliarden Lichtjahre tief ins All. „In unserem Observatorium warten wirklich einmalige Momente, die man gerne in Form selbstgemachter Bilder mit nach Hause nehmen kann.“
Wer das Resort stattdessen zum Arbeiten oder Kreativsein nutzen möchte, kommt dank Glasfasernetzwerk auf seine Kosten, selbst Teammeetings und Firmenworkshops wurden bei der Planung berücksichtigt. „Neben unserem ‚Bureau‘, in dem ein ideales Arbeitsumfeld auf entspannte und freie Architektur trifft, haben wir noch einen völlig wandelbaren Raum für verschiedene Anlässe und Feierlichkeiten.“ Last but not least halten Norbert und sein Team noch eine spezielle Überraschung parat. Sein persönliches Highlight, wenn man so will. Die Fischerhütte. „Man kann sie jedenfalls nicht buchen, aber wir überlassen unseren Gästen vor Ort gerne den Schlüssel.“ Ein verschmitztes Grinsen huscht über sein Gesicht. „Die Nacht direkt über dem Wasser ist allerdings etwas kürzer, denn bei Sonnenaufgang geht es mit Roman raus auf den See zum Fischen. Eh klar.“_