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Wenn Teamarbeit spürbar wird

Der Markt ist übervoll. Die Branche extrem schnelllebig und fordernd. Die Rede ist von der Werbebranche, wo deshalb nur ganz wenige Agenturen bereits 50 Jahre bestehen. Oder eigentlich so gut wie keine, denn das Jubiläum macht die Werbeagentur Sery Brand Communications zur ältesten Werbeagentur Österreichs. Wir haben bei einem Besuch in Leonding nach dem Erfolgsrezept gefragt.

Als Redakteurin kommt man zu den verschiedensten Unternehmen und wird dort ganz unterschiedlich empfangen. Doch solch eine herzliche Begrüßung wie bei der Agentur Sery, haben wir noch ganz selten erlebt. Beim Eintritt in den hellen, großzügigen Eingangsbereich kommen uns schon die vor Lebensfreude und Begeisterung sprühenden Agenturchefs entgegen. Nach einem herzlichen Willkommen folgt die Einladung zu einem Rundgang durch die Agenturräumlichkeiten auf drei Ebenen und dabei ist deutlich zu spüren, dass hier Phrasen wie „soziale Verantwortung“ und „gute Teamarbeit“ nicht nur ein Schlagwort sind, sondern auch gelebt werden. Doch alles der Reihe nach.

Das Ehepaar Angelika Sery-Froschauer und Manfred Froschauer führt die Agentur Sery Brand Communications in zweiter Generation. Die Agentur befindet sich seit 1981 am aktuellen Standort in Leonding. Gestartet hat der Vater von Angelika Sery-Froschauer, Rainer Sery, vor genau 50 Jahren am Linzer Hauptplatz mit dem Graphik Design Studio Sery. Es war gleichzeitig auch das Geburtsjahr von der heutigen Unternehmerin. „Als ich auf die Welt gekommen bin, musste der Vater etwas verdienen. In den 50er-Jahren als Grafikdesigner zu arbeiten, war ja der absolute Wahnsinn, die galten als Künstler“, erzählt Angelika

Sery-Froschauer lachend. Ihre Mutter Linde Sery ist später in den Betrieb eingestiegen. Dass die Unternehmertochter auch selbst einmal in der Werbebranche arbeiten möchte, war für sie von Kindheitstagen an klar. Weniger sicher war hingegen die Übernahme des elterlichen Betriebs. „Es gab einmal eine Zeit lang verschiedene Gedankenzugänge von den beiden Generationen“, erklärt Sery-Froschauer, warum sie eine eigene Agentur für Öffentlichkeitsarbeit und Direktvermarktung im Linzer Hafen gegründet hat. Doch 2001 änderte sich die Situation und der Familienbetrieb wurde an die zweite Generation übergeben. Manfred Froschauer hat Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing, Controlling und Rechnungswesen studiert und war nach dem Studium im Bankenbereich tätig. „Mein Ziel war immer die Werbewirtschaft, der Job in der Bank hat sich ergeben und war ein gutes Sprungbrett“, erzählt Manfred Froschauer über seinen Einstieg. Und seine Frau ergänzt: „Der Einstieg war eine enorme Erleichterung für die gesamte Familie. Wir haben beide immer von früh bis spät gearbeitet, nebenbei eine Familie gegründet und konnten uns die Betreuung unserer Kinder fortan besser aufteilen.“ Die beiden Töchter kamen 1996 und 1998 auf die Welt.

Eigener Prozess der Markenbildung

Die Zuständigkeitsbereiche haben sich automatisch ergeben. „Wir haben eine natürliche Kompetenzen-Trennung. Wo die Stärken des einen aufhören, fangen die Stärken des anderen an“, so Manfred Froschauer. Er ist für Finanzen und Personal, sie für Marketing und Strategie verantwortlich. Daneben ist Angelika Sery-Froschauer schon viele Jahre lang „Interessensvertreterin mit Leib und Seele“, seit 2015 Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich.

Während die beiden Unternehmer erzählen, gehen wir durch offene, helle Räumlichkeiten mit einzelnen bunten Möbeln als Eyecatcher und kommen in der obersten Etage im Kreativbereich an. Und was die Kreativität anbelangt tut sich so einiges in der Agentur Sery. Es wurde ein eigener Prozess zur Markenbildung, der „Brand Building Emotions“ entwickelt. Dabei wird in fünf Phasen, beginnend bei der Formulierung des Selbstbildes und dem Fremdbild hin zur Realisierung der unterschiedlichen Maßnahmen zur Markenführung, gearbeitet. „Unternehmensberater, die sich auf Markenberatung spezialisiert haben, sind dabei unsere direkte Konkurrenz. Doch unsere Stärke ist es, die Strategie auch kreativ aufzuarbeiten. Da gibt es keinen Wissensverlust“, erklärt der Agenturinhaber, dass man bereits seit zehn Jahren mit dem Modell arbeite und es im vergangenen Jahr noch um das Markencode-Model von Thomas Börgel ergänzt habe.

Sery ist eine Full-Service-Agentur, neben dem Bereich Brand Consulting, wird in den Bereichen Communications & Design, PR und Digital Communications gearbeitet. „Die Werbung und Kommunikation hat sich weiterentwickelt, es geht immer mehr in Richtung Marke“, sagt Angelika Sery-Froschauer, dass der größte Bereich der Agentur die Markenbildung sei und von rund 70 Prozent der Kunden in Anspruch genommen werde. Es werde auch immer wichtiger, punktgenau zu erkennen, was die Kunden wollen: „Der Markt ist übervoll, es hat keiner mehr Geld zur Verfügung, dass wir einfach nur einmal so etwas entwickeln.“ Der digitale Bereich ergänze den analogen Bereich. Diskussionen, wie es sie noch vor rund fünf Jahren über ein baldiges Ende vom Print-Bereich gegeben habe, seien nun kein Thema mehr.

Schritt über die Grenzen

Als „Herzstück der Agentur“ bezeichnen die beiden Unternehmer den Besprechungsraum mit auffallenden roten Sesseln im Erdgeschoss. Da nehmen Kunden quer über alle Branchen und Unternehmensgrößen Platz. „Es gibt fast keine Branche, die wir nicht betreuen“, so Angelika Sery-Froschauer. Zwei Drittel der Kunden kommen aus Österreich, ein Drittel aus dem bayrischen Raum. Seit 2001 hat die Agentur auch eine Vertriebsniederlassung in Passau mit einer Mitarbeiterin. „Wir waren nie bequem und wollten immer über die Grenzen hinausgehen und uns weiterentwickeln“, sagt Angelika Sery-Froschauer und meint damit nicht nur den Schritt nach Deutschland. Denn es wurden auch bereits mit Geschäftspartnern viele Projekte in Rumänien und Russland entwickelt. Und in diesem Konnex hat die Unternehmerin recht abenteuerliche Geschichten auf Lager: „Ich erinnere mich noch an eine achtstündige Autofahrt in Sibirien von einer Fabrik zur anderen. Wir haben wenige Reisen gemeinsam gemacht, weil unsere Töchter noch sehr klein waren. Ich war daher alleine mit einem Taxi irgendwo in der Pampa unterwegs, weit und breit kein Telefonmasten oder eine Rot Kreuz-Station, geschweige denn irgendeine Siedlung. Wir haben uns viersprachig auf Deutsch, Englisch, Russisch und mit Händen und Füßen unterhalten. Ich war mir nicht sicher, ob ich da jemals wieder zurückkommen würde.“ Durch die Finanzkrise seien die Geschäfte im osteuropäischen Markt zum Stillstand gekommen, aber die Kontakte und Netzwerke seien nicht abgebrochen und im Herbst starte man wieder mit einem großen Projekt.

Möglich sei das alles aber nur mit „ihrem tollen Team“, sind sich die beiden Unternehmer einig. Und so wie sie beim Rundgang durch die Agentur jeden einzelnen Mitarbeiter vorstellen und über dessen Werdegang in die Werbebranche und die jeweiligen Stärken erzählen, merkt man, dass sie auf das Team auch wirklich stolz sind. „Wir haben top geschulte Leute, wo jeder Einzelne in seinem Handwerk ein Spezialist ist. Mehr als die Hälfte hat ein Studium absolviert, wir bilden uns permanent intern und extern weiter“, so Manfred Froschauer über die aktuell 20 Mitarbeiter. Jährlich schnuppern auch rund zehn Praktikanten Agenturluft. Jeder Mitarbeiter habe gewisse Stärken und diese könne er auch einsetzen: „Bei uns muss niemand etwas machen, das er nicht kann.“

Soziale Verantwortung

Es müsse täglich an dem Miteinander gearbeitet werden, so Manfred Froschauer: „Heute muss ein erfolgreiches Unternehmen den Kunden und den Mitarbeitern etwas bieten.“ Als Unternehmer habe man nicht nur ein „Qualitätsverständnis gegenüber den Kunden“, sondern auch „eine gewisse soziale Verantwortung“ gegenüber den Mitarbeitern. Und passend dazu geht der Rundgang weiter in die Gemeinschaftsküche in der untersten Etage, mit Ausgang auf Terrasse und Garten. Die Agenturmitarbeiter kochen und essen hier jeden Tag gemeinsam. Es fährt immer jemand anderer einkaufen und kocht für alle anderen. „Wir schauen, dass dies auch funktioniert. Die Basis dafür, wie etwa die Gewürze, kommen von uns“, erklärt Angelika Sery-Froschauer und führt uns auf die großzügige Terrasse. Gleich nebenan steht das Wohnhaus der ersten Unternehmergeneration der Agentur. Doch wie schaut es eigentlich mit der dritten Generation aus? Die 17-jährige Tochter besucht die Grafik-HTL, die 19-jährige Tochter studiert Betriebswirtschaftslehre. „Sie haben beide Interesse, was wirklich einmal passiert, weiß jetzt noch niemand. Aber wir werden den Betrieb sicher in die nächste Generation bringen.“_

"Heute muss ein erfolgreiches Unternehmen den Kunden und den Mitarbeitern etwas bieten."

Manfred FroschauerEigentümer, Sery Brand Communications

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