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Einigung in letzter Minute

Welche Parallelen gibt es zwischen dem Mord an Julius Cäsar durch Verschwörer im römischen Reich und dem Kauf des Stahlbau-Unternehmens Bilfinger MCE durch den Perger Baukonzern Habau? Und warum war die Übernahme die wohl dramatischste, die dieses Jahr in Oberösterreich über die Bühne ging? Ein Gespräch mit der Habau- und MCE-Geschäftsführung über lange Gesichter, Nerven aus Draht und einem glücklichen Ende für alle.

Im Hochsommer 2015 beginnt das Ringen um die MCE. Schon im Oktober lernen Habau-Geschäftsführer Peter Lammerhuber und Karl Steinmayr den MCE-Geschäftsführer Dieter Reitz bei einem gemeinsamen Besuch des MCE-Werks in Slany im Norden der Tschechischen Republik kennen. Und finden zueinander. Ein Umstand, der die Verhandlungen positiv beeinflussen sollte. Schon davor haben sich Käufer, Firma Habau, und Verkäufer, Firma Bilfinger, angenähert und Fortschritte in den Verhandlungen erzielt. Zumindest scheint es so. „Anfang Dezember haben wir alle Kapazitäten bereitgestellt, wir wollten die Botschaft der Übernahme schon vor Weihnachten überbringen können“, sagt Steimayr. Doch daraus wird nichts. Erst am 15. Jänner treffen sich dann die Anwälte, es geht um das Ausformulieren der Verträge. „Diesmal haben wir geglaubt, die Kuh ist endgültig vom Eis“, erinnert sich Steinmayr. Doch bei einer Expertenrunde eine Woche später wird wieder zurückgerudert. Und dann passiert etwas, das die Verhandlungen noch weiter in die Länge ziehen wird: Schließlich wird auch noch der Verhandlungspartner ausgetauscht. „Eigentlich waren die Verhandlungen damit schon abgebrochen“, sagt Peter Lammerhuber, Geschäftsführer von Habau in Tschechien. „Bei uns waren die Gesichter damals schon sehr lang, irgendwann freut es dich einfach nicht mehr anzurufen, wenn man immer wieder hört, man soll noch was drauflegen“, sagt Steinmayr, „aber so ist das halt beim Kaufen und Verkaufen.“ Besonders dramatisch ist die Situation aber für Reitz und die MCE. Bei einem Meeting in Frankfurt erfährt er von Bilfinger, dass es definitiv zu keinem Verkauf kommen wird. „Ich hatte keine Ahnung, was ich die Woche darauf meinen Mitarbeitern sagen sollte“, kann er sich erinnern. Bei MCE wollte man lieber früher als später weg von Bilfinger – der Konzern veröffentlichte am 11. Februar eine Gewinnwarnung und prognostizierte hohen Jahresverlust.

Und es kommt doch anders

Und dann ist wieder alles anders. Die Verhandlungen werden wieder aufgenommen, und auf einmal geht es ganz schnell. Am 15. März kommt es noch einmal zu einem Treffen. „Ausgerechnet an dem Tag, an dem Julius Cäsar von Brutus getötet wurde, darum ist uns das Datum so in Erinnerung geblieben“, sagt Steinmayr und lacht. Doch im Gegensatz zur Verschwörung im alten Rom läuft das abermalige Meeting zwischen Habau und Bilfinger friedlich ab, es wird auch endlich die Einigung erzielt, die am 16. April besiegelt wird.

Für alle Beteiligten eine große Erleichterung. „Der Bilfinger-Konzern hat sich in den vergangenen zwei Jahren in eine Richtung entwickelt, die unserem Geschäft keine Perspektive mehr gab, und so waren wir über die Entscheidung mehr als froh“, sagt Reitz. Auch bei Habau kam angesichts der langen Verhandlungen Unruhe auf. „Als Käufer ist man der Verschwiegenheit verpflichtet, andererseits gibt es natürlich bei den Beteiligten der Verhandlungen eine gewisse Nervosität“, sagt Steinmayr. Das färbt auch auf andere Meetings ab, wo es natürlich zu Zwischengesprächen kommt und gemutmaßt wird, wann es so weit ist.

„Never change a winning team“

Mittlerweile ist die weiße Farbe des alten MCE-Wimpels in der Chefetage dem Habau-Gelb gewichen, ansonsten wurde der Schriftzug nicht verändert. Auch sonst ist vieles im 6. Stock der MCE-Zentrale im Linzer Industriegebiet auf den ersten Blick gleich geblieben. „Unsere Linie ist die: Wenn wir ein Unternehmen kaufen, dann bleibt dort die Selbstständigkeit erhalten“, sagt Karl Steinmayr, kaufmännischer Geschäftsführer von Habau, „durch einen Partner mit starken Kompetenzen ist mehr schaffbar.“ Und: „Never touch a running system, never change a winning team.“ Für die MCE ist der Prozess der Integration in einen neuen Konzern ohnehin nicht neu. „Als wir 2009 an Bilfinger verkauft wurden, verschob man uns dreimal innerhalb verschiedener Teilkonzerne. Deshalb war die Aufgabe, die wir jetzt zu bewältigen haben, bis ins Detail schon bekannt“, sagt Reitz. Außerdem sei durch Habau nicht jedes Detail vorgegeben. Wichtig allerdings bei einer Übernahme dieser Größe: Ab einem bestimmten Zeitpunkt werden alle Kabeln gekappt und das Unternehmen muss auf die Strukturen des alten Eigentümers verzichten, bis dahin muss der Zugriff auf die neue Infrastruktur gewährleistet sein.

Habau und MCE kennen sich ohnehin schon durch jahrelange Zusammenarbeit. „Wir bewegen uns auf ähnlichen Märkten in Österreich, Deutschland und den nordischen Ländern, in einem ähnlichen Geschäftsfeld, durch die Übernahme ergeben sich für beide Chancen“, sagt Steinmayr. Man kaufe zudem keine Konkursler, sondern nur Unternehmen, von denen man überzeugt ist. „MCE hat Geld erwirtschaftet und wird das bei uns auch tun.“ Habau habe nun eine elitäre Kompetenz mehr. Steinmayr: „Bisher waren wir im Bereich der Stahlbrücken nicht so erfolgreich.“ Das soll sich nun ändern: Mehr als 12.000 Brücken müssen in den kommenden Jahren in Deutschland neu gebaut werden, weil die Sanierung nicht mehr möglich ist oder sich nicht rentiert, beim Perger Bauunternehmer hofft man auf massive Wachstumsmöglichkeiten vor allem im Ingenieurtiefbau im Bereich der Stahlbrücken. Neben dem Stahlbrückenbau ist die MCE auch im Anlagenbau tätig. „Bei beiden Bereichen haben wir sehr unterschiedliche Bauherren und Mitbewerber, da ist die Kombination mit der Habau eine ideale. Denn während die Mitbewerber im Brückenbau eher mittelständische Firmen sind, ist es im Anlagenbau auch durchaus wichtig, einen kapitalgewichtigen Konzern im Hintergrund zu haben – besonders bei Kunden wie Airbus oder Mercedes“, sagt Reitz. Auch eint die beiden Unternehmen eine traditionsreiche Geschichte. „Habau feierte vor kurzem das 100-jährige Jubiläum, ebenso hat MCE eine große Vergangenheit im oberösterreichischen Zentralraum“, sagt Lammerhuber. Man darf auf die gemeinsame Zukunft gespannt sein._

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