Electro, Rock, Pop, HipHop oder Klassik. Zahlreiche Musikschaffende träumen in Oberösterreich von einer Karriere auf der Bühne. So unterschiedlich ihre Werke sind, eines verbindet sie: die Leidenschaft. Doch für eine erfolgreiche Laufbahn braucht es nicht nur Durchhaltevermögen und Talent, sondern auch finanzielle Mittel. Wie werden in Oberösterreich Musik gefördert?
Fast zwei Jahrhunderte nach Anton Bruckner ist es mit Parov Stelar (alias Marcus Füreder) jedenfalls erstmals wieder einem oberösterreichischen Musiker gelungen, mit seinen Werken weltweite Berühmtheit und Erfolg zu erlangen. Während Oberösterreich im Bundesländer-Vergleich besonders für Klassik-Künstler als guter Boden gilt, klagen Vertreter moderner Musik über fehlende Unterstützung und Möglich- keiten.
Egal ob Berlin, Mexiko-Stadt, Los Angeles, New York oder San Francisco:
Wo Parov Stelar auftritt, sind die Konzerthallen in der Regel restlos ausverkauft. Auf YouTube werden die Videos des 39-jährigen gebürtigen Linzers millionenfach angesehen, Fans auf der ganzen Welt lieben den einzigartigen Mix aus Jazz, Electro und House- Musik. Aufgebaut hat er sich das in Eigenregie. „Ich bin nicht den klassi- schen Musikerweg gegangen und habe keine Ausbildung in dem Bereich“, erzählt Füreder. Fragt man ihn, welche Unterstützung junge Künstler bei ihrer Karriere in Oberösterreich bekommen, findet er klare Worte: „Ich habe mitbekommen, dass es für junge Musiker in Linz eher schwierig ist“. Es gebe kaum Fördertöpfe, auch Clubs und Veranstal- ter werden wenig unterstützt. Die sei- en aber essentiell, um Künstlern eine Plattform und Auftrittsmöglichkeiten zu geben. „Da fürchten sie sich bei uns noch“. Der Star glaubt nicht, dass es in Oberösterreich viel Verständnis für moderne Musik gibt. „Wenn in Linz elektronische Musik, House oder Hip- Hop gespielt wird, wird das selten un- terstützt. Die Reaktion ist eher: „Um Gottes Willen, das ist Drogenmusik, da schick ma die Exekutive hin“.
„Land investiert hohe Summe für Ausbildungsmöglichkeiten“
Ähnliche Erfahrungen hat auch der 26-jährige Gitarrist und Songwriter der Linzer Hardrock-Band Sergeant Steel gemacht. In der Musikszene ist er unter dem Pseudonym „Jack Power“ bekannt, seinen bürgerlichen Namen hält er aus dem Geschäft he- raus. „Ich habe immer wieder direkt beim Land versucht, Förderungen zu bekommen“, sagt er. Weil er aber keinen offiziellen Musikabschluss hat, sei ihm das aber immer verwehrt geblieben. „Danach habe ich es dann mit Eigeninitiative versucht“. Mit Erfolg: Mittlerweile hat seine Band nicht nur die offizielle Black-Wings-Hymne geschrieben, sondern auch mit dem berühmten Produzenten Michael Wagener gemeinsam in den USA an einer Platte gearbeitet. Durch Kontakte in Skandinavien weiß er, dass dort viel mehr Musikförderungen in den Pop- und Rockbereich fließen, während das in Oberösterreich kaum gefördert werde. Musiker aus der Klassik hätten es zwar auch nicht immer leicht, dafür gebe es viel mehr Auftrittsmöglichkei- ten und Förderungen vom Land. „Ich glaube, das ist auch kulturell bedingt. Österreich ist ein Klassikland, dadurch wird diese Musikrichtung fokussiert“. In Oberösterreich gibt es besonders viele namhafte Musik-Ausbildungsstätten, wie etwa das Honauer BORG, das Stiftergymnasium, die Musikschule Linz oder die Anton Bruckner Privatuniversität. „Das Land Oberös- terreich investiert im nationalen Ver- gleich eine sehr hohe Summe in Ausbildungsmöglichkeiten für Musiker“, sagt Josef Eidenberger, Vizerektor der Anton Bruckner Privatuniversi- tät. Was die musikalische Ausbildung betrifft, sei Oberösterreich ein Vorzei- geland. An der Bruckneruniversität sind zum Beispiel in den Sparten Jazz oder auch Tanz die Grenzen zwischen Popularmusik und klassischer Musik fließend. „Es gibt viele Akzente, die im Popularbereich angesiedelt sind“, sagt Thomas Kerbl, der neben seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor auch als Dirigent und Pianist tätig ist. So gibt es etwa ein Institut für Jazz, durch die breite Ausbildung werden auch Bereiche der Unterhaltungsmusik behandelt.
Fehlende individuelle Förderungen
Vera Böhnisch hat ihren Weg in die Branche über den klassischen Musikschulweg gefunden. Nach einigen Schulbands und einer Musicalausbil- dung bewirbt sich die Oberösterreicherin dann bei Starmania, scheidet dort vier Runden vor Schluss aus, bekommt aber einen Plattenvertrag. 2012 hat die 26-jährige Soul- und RnB-Sängerin in den USA eine Single aufgenommen. Auch sie kritisiert fehlende individu- elle Förderungen für etwa Vertreter elektronischer Musik. Dafür gebe es für die klassische Instrumentalmusik eine sehr gute flächendeckende För- derung. „Man muss dem Land zu Gute halten, dass es Musikschulen bis in die kleinsten Dörfer gibt“, sagt sie. Es gibt zwar österreichweite Musikförderung in Form von Fonds. „Als Künstler da Unterstützung zu bekommen, ist aber mit einem extremen bürokratischen Aufwand verbunden“. Im nationalen Vergleich sieht sie Oberösterreich als sehr starkes Musikbundesland. Inter- national wird Österreich aber ihren Erfahrungen nach eher belächelt. „Da sind wir das Ende der Fahnenstange“, sagt Böhnisch. Bahnbrechende Erfolge seien mit heimischen Plattenfirmen kaum zu erzielen, kleinere Firmen im Ausland seien viel innovativer. Ihre Prognose: „In einer zukünftigen Welt wird es in Österreich vermutlich einige Außenstellen von deutschen Plattenfirmen geben, mehr nicht“.