106 Liter Bier (davon drei Liter alkoholfrei) trinkt jeder Österreicher laut Bierkulturbericht 2017 der Brau Union Österreich durchschnittlich im Jahr. Jede zweite im Supermarkt verkaufte Bierflasche wird von der Brau Union Österreich abgefüllt. Wann und wie oft trinken Sie beide am liebsten Bier?
LieblIch trinke zu verschiedenen Anlässen gerne Bier – schon mehr am Abend als tagsüber. Ich habe eigentlich schon immer gerne Bier getrunken, seit ich damals in meiner Schulzeit ein Praktikum in der Brauerei Zipf gemacht habe. Und auch später während des Studiums. Ich habe Gärungstechnologie studiert, da wäre es komisch gewesen, wenn man kein Bier getrunken hätte.
SetnesIch trinke am liebsten ein Feierabend-Bier. Es gibt aber schon so viele gute Biere ohne Alkohol, dass man auch tagsüber gut Bier trinken kann. Daher trinke ich jetzt immer öfter ein Glas, aber dafür nicht so viel auf einmal – beispielsweise ein alkoholfreies Bier zu Mittag oder in der Freizeit, etwa nach dem Sport.
Hat man als Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich als eine Art ungeschriebenen Ehrenkodex sämtliche eigenen Sorten durchgekostet?
LieblIch bin sehr viel in unseren Brauereien und Standorten gewesen und habe mir dort immer vorgenommen, die Biere zu verkosten. Wir haben aber 100 verschiedene Biersorten, da kann man nicht alle durchkosten. Früher habe ich mich auch sehr viel durch die Konkurrenz gekostet.
Herr Liebl, Sie absolvierten Ihren ersten Ferialjob in einer Brauerei, waren seit 2007 Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich. Sie übergaben Ihrem Nachfolger, Herrn Setnes, Anfang des Jahres ein Unternehmen mit rund 2.300 Mitarbeitern und über 700 Millionen Euro Umsatz. Wie würden Sie Ihre Amtszeit bilanzieren?
LieblWir konnten in den letzten Jahren den Umsatz steigern, Marktanteile und Angebotsvielfalt deutlich erhöhen. Daher kann man eine positive Bilanz ziehen. Die Frage, was man besser machen hätte können, kann man immer diskutieren. Wir hätten das eine oder andere schneller machen können. Manchmal ist Schnelligkeit gut, aber manchmal heißt es „speed kills“. Im Endeffekt kann man immer sagen, man könnte noch besser sein.
Gibt es etwas, das Sie in Ihrer Amtszeit gerne noch gemacht hätten?
LieblEin Frühstücksbier (lacht). Für jede Tages- und Nachtzeit gibt es ein alkoholisches oder alkoholfreies Bier, nur ein richtiges Frühstücksbier haben wir eben noch nicht. Ein fruchtiges, alkoholfreies Bier wäre schon denkbar.
Herr Setnes, haben Sie das jetzt schon auf der Agenda?
SetnesEs ist schon einige Jahre her, dass ich mit dem Braumeister der Brauerei Zipf, Günther Seeleitner, in seiner Küche probiert habe, ein Frühstücksbier herzustellen. Wir haben es auch zu internationalen Verkostungen innerhalb des Heineken-Konzerns mitgenommen. Aber so ganz erfolgreich war das noch nicht. Es müsste in die Richtung „Multivitamin-Biermischung“ gehen, aber es fehlt uns noch der letzte Schliff. Wenn wir es schaffen, guten Geschmack mit Ballaststoffen zu verbinden, dann wäre das ein Hit.
Was sind die wichtigsten Dinge, auf die es bei der Führung eines Unternehmens ankommt?
LieblWichtig ist, den Mitarbeitern Vertrauen zu schenken und darauf zu achten, dass man Kontakt und eine gute Zusammenarbeit mit ihnen zustande bringt. Wenn man abgehoben reagiert, bringt das nichts, sondern führt eher zu Misserfolg. Bei einem großen Unternehmen mit 2.300 Beschäftigten wird es nicht immer möglich sein, mit allen Mitarbeitern in Kontakt zu bleiben, aber man muss sich zumindest so verhalten, dass sie Wertschätzung spüren. Das habe ich im Laufe der letzten 30 Jahre immer versucht. Dieser Stil hat sich nicht in jedem Einzelfall als richtig herausgestellt, aber ich denke im Großen und Ganzen war es der richtige Führungsstil. Grundsätzlich gebe ich Magne aber keine großen Ratschläge. Ich kann sagen, wie ich es gemacht habe, ob er jedoch den gleichen Weg geht, muss er entscheiden.
SetnesEin Team kann nur gut funktionieren, wenn die Mitarbeiter selber Entscheidungen treffen können. Wenn sich beim Chef ein Entscheidungstrichter bildet und alles von ihm abhängt, dauert es zu lange. Zudem ist es wichtig, die richtigen Leute mit Rückgrat zu finden, da war Markus sehr erfolgreich. In den nächsten Jahren gehen viele Mitarbeiter in den Brauereien in Pension. Da müssen wir passenden Ersatz finden und brauchen eine Verjüngung der Mannschaft. Viele glauben, dass die Arbeit in einer Brauerei eine alte, verstaubte Sache ist. Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind sehr dynamisch, sehr nahe am Kunden und haben tolle Marken. Das Schöne ist: In einer Brauerei hat man am Ende eines oft sehr anstrengenden Arbeitstages immer das Genussprodukt Bier – das stärkt natürlich.
Wie funktioniert die Übergabe?
LieblWir haben schon in vielen Bereichen länger zusammengearbeitet, das macht es einfacher. Wenn ein ganz fremder Manager aus einer anderen Branche käme, wäre die Übergabe sicher schwieriger. Aber Magne ist insgesamt seit mehr als 17 Jahren für den Mutterkonzern Heineken tätig. Zudem hat er bereits vier Jahre bei der Brau Union Österreich gearbeitet und 1.500 Mitarbeiter geführt. Er kennt fast alle Mitarbeiter, das Unternehmen, die Organisation sowie Stärken und Schwächen schon sehr gut.
SetnesFür mich ist es eine Traumübergabe. Ich kenne Markus schon lange, wir haben bereits vieles zusammen gemacht. In der kommenden Zeit kann ich noch immer zu ihm gehen und nach Unterstützung fragen. Wir haben bereits die letzten drei Monate sehr vieles intensiv zusammen gemacht, waren bei Kunden und Veranstaltungen. Es ist eine flüssige Übergabe.
LieblFür ein für österreichische Verhältnisse großes Unternehmen muss man eine Übergabe richtig vorbereiten und durchziehen. Es ist gescheit, es nicht auf den allerletzten Drücker zu machen. Wir wissen von vielen Fällen im Unternehmen und aus der Politik, dass man oft zu lange wartet.
Herr Liebl, Sie bleiben in der nicht operativ tätigen Brau Union-Holding und übernehmen den Aufsichtsratsvorsitz der Brau Union Österreich. Wird es für Sie schwierig werden, sich nicht von „außen“ in das operative Geschäft „einzumischen“?
LieblEs ist nicht leicht, das gebe ich ehrlich zu. Ich bin mit der Branche seit meinem Praktikum 1973 in der Brauerei Zipf verbunden. Das kann man nicht von heute auf morgen vergessen.