Was waren die größten Herausforderungen in Ihrem bisherigen Politikerleben?
StruglIch kam 2013 in die Landesregierung. Eine der größten Herausforderungen damals war gleich die Pleite des Baukonzerns Alpine. Alleine in Oberösterreich waren 1.000 Mitarbeiter von einem auf den anderen Tag arbeitslos. Wir haben in dieser schwierigen Situation schnell eine oberösterreichische Lösung gefunden, mit dem Ergebnis, dass fast alle wieder einen neuen Arbeitsplatz hatten. Die anderen Mitarbeiter haben wir mit einer Stiftung aufgefangen. Kurz darauf war dann das große Hochwasser. Neben der immensen Herausforderung für die Betroffenen war es auch ein großer Brocken für den Tourismus mitten in der Hochsaison. Hier haben wir mit schnell gelaunchten Kampagnen in den Zielmärkten die Saison gerettet. Rückblickend war es ein Start von Null auf Hundert innerhalb kürzester Zeit.
Wenn Sie nochmals 18 Jahre alt wären, was würden Sie mit dem heutigen Wissen anders machen?
StruglIch gehöre nicht zu jenen, die sagen, ich würde alles wieder genauso machen. Mit 30 Jahren mehr Lebenserfahrung beurteilt man gewisse Dinge natürlich anders. Ich würde zwar manches anders machen, aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit dem Bisherigen.
Wie angepasst muss man als Politiker zwischen seiner eigenen Meinung und einer vorgegebenen Parteilinie sein?
StruglIch habe mich immer gegen eine Anpassung gewehrt. Dadurch habe ich es mir manchmal auch schwergemacht, auch in der eigenen Partei. Heute würde ich meinen, man muss nicht immer alles sagen. Aber: Man soll nicht das Gegenteil dessen sagen, was man denkt und man soll nicht das Gegenteil dessen tun, was man sagt. Man muss vor allem vor sich selbst glaubwürdig sein. Daher halte ich Angepasstheit für den völlig falschen – auch falschen politischen – Zugang.
Sie haben Ihre Dissertation zur Ökonomischen Theorie der Politik geschrieben. Warum und wie sehr hilft Ihnen dieser Background in der täglichen Arbeit?
StruglDas ist eigentlich aufgelegt (schmunzelt). Es geht um den Wirkungszusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, der Wirtschaftspolitik einer Regierung und Wahlergebnissen. Nachdem ich in all diesen Bereichen berufliche Erfahrung mitgebracht habe, hat sich dieses Thema logisch ergeben. Zudem ist es eine wissenschaftliche Theorie, die in Österreich wenig erforscht ist. Daher hatte ich die Chance, etwas zu machen, wozu es bisher noch kaum Arbeiten gab.
Warum sind Sie in die Politik gegangen?
StruglIch habe das nicht geplant, das war reiner Zufall, so wie bei vielen meiner Kollegen. Damals hat mich Josef Pühringer angesprochen, als ich noch auf der Uni war. Es hat sich also ergeben, ich war dann aber relativ schnell davon fasziniert.
Sie sind leidenschaftlicher Läufer. Wie viel Ausdauer braucht man in der Politik?
StruglViel (lacht). Wenn man beim Bild des Läufers bleibt: Man braucht beides, die Marathon- und die Sprinterqualitäten. Man muss einen langen Atem haben und sich die Kraft gut einteilen. Genauso muss es manchmal auch sehr schnell gehen und Dinge in den Zieleinlauf gebracht werden. Aber es stimmt natürlich, man braucht viel Ausdauer.
Wenn es eine Biographie über Sie geben würde. Was wäre der Titel?
StruglDas ist eine schwierige Frage. Ich würde lieber über jemand anderen eine Biographie schreiben, zum Beispiel über den deutschen Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, weil ich ihn auch persönlich kennengelernt habe. Aber wenn ich mir einen Titel aussuchen könnte, würde ich mir ein Zitat vom Philosophen Thomas von Aquin wünschen: „Für Wunder muss man beten, für Veränderung muss man arbeiten.“ Das wäre ein schöner Titel, der würde mir sehr gut gefallen (lacht).
Wenn Sie die Gelegenheit hätten mit einer Berühmtheit einen Abend zu verbringen, welche wäre es?
StruglMit Jack Ma, dem Gründer der Handelsplattform Alibaba, weil er für mich von den lebenden Berühmtheiten absolut faszinierend ist. Ich würde mich mit ihm gerne einen Abend lang über China, Digitalisierung und Bildung unterhalten. Er ist auch ungefähr so alt wie ich und hat dasselbe Sternzeichen.
Auf der Straße erkannt zu werden ist nervig oder Privileg?
StruglIch erlebe das positiv, weil diese Begegnungen eigentlich auch immer recht freundlich sind. Selbst, wenn einmal jemand etwas Kritisches sagt, sehe ich das als konstruktive Rückmeldung, die man gut gebrauchen kann. Es ist mir nicht unangenehm.
Sind Sie in den Flitterwochen in Oberösterreich geblieben oder ging es in die weite Welt?
StruglBeides (schmunzelt). Nach der standesamtlichen Hochzeit verbrachten wir ein Wochenende in einer oberösterreichischen Therme. Nach der kirchlichen Trauung ging es nach Capri, da waren wir beide noch nicht. Meine Urlaube sind in der Regel auch nicht sonderlich lange. Der längste Urlaub waren tatsächlich unsere Flitterwochen, das waren zehn Tage.