Die Baubranche jubelt, die schwachen Wirtschaftsjahre sind überstanden. Die Firma Hasenöhrl ist auch während der schwierigen Jahre gewachsen. 1992 übernahm Karl Hasenöhrl die Mehrheit der Firmenanteile von seinen Eltern. 2016 gründete der passionierte Jäger und Waldbesitzer den Forstbetrieb Silvana. Wie das alles gelungen ist und mit welchen Ewiggestrigen man sich herumschlagen muss – darum kreisen im Gespräch die Gedanken des 55-Jährigen.
sinnfragen
Ist die gute Konjunktur bereits in der Baubranche angekommen?_ Die Wirtschaftslage hat sich verbessert. Den großen Aufschwung erwarten wir aber erst, die Baubranche hängt immer nach. Die heurige Auftragslage ist schon vielversprechend. Wir sind aber auch während der schwierigen Jahre gewachsen, haben den Mitarbeiterstand auf knapp 500 aufgebaut.
Wie ist das Wachstum trotz schwacher Konjunktur gelungen?_ Durch das Ausweiten unserer Geschäftsfelder und der Entwicklung neuer Produkte. Wir haben viel im Recyclingbereich geforscht und Recyclingsande und –mehle für die Betonproduktion entwickelt. Die Produkte haben bessere Eigenschaften als Naturmaterialien, werden aber von den ÖNORMEN noch nicht anerkannt. Nach technischen Gesichtspunkten könnten wir 80 Prozent der Baurestmassen von Ziegel und Beton recyceln, aktuell dürften wir das aber nur bis zu einem Drittel. Österreich hinkt den europäischen Nachbarstaaten nach. Wir haben einen starken Lobbyismus der Zementindustrie. Diesen heftigen Gegenwind haben wir uns nicht erwartet, wir hätten bereits fertige Pläne für eine Recyclinganlage.
Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung Ihres Anfang 2016 gegründeten Forstbetriebes „Silvana“?_ Der Betrieb mit mittlerweile vierzehn Mitarbeitern läuft sehr gut, wir haben alle möglichen Kunden – von Kleinbauern bis zu großen Forstwirtschaften. Mein Angestellte Wolfgang Plessl, der an der BOKU in Wien studiert hat, ist sehr innovativ – ich bin guter Hoffnung, dass wir den Betrieb weiter ausbauen können. Die aktuellen Probleme in den Wäldern sind die Sturmschäden sowie das Eschentriebsterben und der Borkenkäferbefall bei den Fichten.
In Ihrem eigenen 600 Hektar großen Wald in den Donauauen können Sie bei Rückschlägen abschalten. Welche Rückschläge hatten Sie zuletzt zu verdauen?_ Man ist als Unternehmer mit über 500 Mitarbeitern täglich mit Dingen konfrontiert, die nicht optimal laufen. Jetzt kommen etwa Mitarbeiter und beschweren sich, dass sie zu viel Arbeit haben. Vor zwei Jahren haben sie sich beklagt, dass sie zu wenige Überstunden machen dürfen und weniger Geld verdienen. Aber das ist ein Jammern auf hohem Niveau (lacht). Man überlegt sich immer, wie man Leistung und Zufriedenheit der Mitarbeiter in Einklang bringen kann. Das wird zunehmend schwieriger, deren Ansprüche steigen stark.
Sie sind auf Grund einer Erkrankung ihres Vaters mit 21 Jahren in das Familienunternehmen eingestiegen, mussten plötzlich eine Firma mit 80 Mitarbeitern leiten._ Damals dachte ich mir, ich mache das souverän. Im Nachhinein betrachtet, denke ich mir: ‚Bist du narrisch, da hatte ich oft großes Glück, da hätte viel daneben gehen können.’ Wir waren damals überwiegend als Subunternehmen tätig. Die Großkonzerne in der Bauwirtschaft holen ohne jegliche Rücksicht den maximalen Gewinn für sich selbst heraus.
ansichtssache
Sie haben einen 23-jährigen Sohn und eine 25-jährige Tochter. Wären Sie enttäuscht, wenn niemand von den beiden in Ihre Fußstapfen treten möchte?_ Es hat nicht den Anschein, dass es so kommen wird. Mein 23-jähriger Sohn ist mitten in seinem Bauingeneurwesen-Studium und hat alle Ambitionen dazu. Er saugt alle Informationen über das Unternehmen auf, die er irgendwie bekommt.
Machen Sie sich bereits Gedanken über die Übergabe Ihres Unternehmens und an ein mögliches Kürzertreten?_ Das ist für mich persönlich noch gar kein Thema – ich finde die Pensionsversicherungsanstalt ist eine Firma, wo man nicht zu früh beginnen sollte (lacht). Wenn mein Sohn aber wirklich einmal ins Unternehmen kommt, dann werde ich ihn nicht behindern, sondern ihm freie Bahn geben und er kann sich die Tätigkeiten aussuchen, die er machen möchte.
Wie treffen Sie Entscheidungen? Mit dem Kopf oder aus dem Bauch heraus?_ Meistens ist es eine Kombination aus beiden. Wobei: In der Baubranche gibt es Gewinnmargen von rund drei Prozent. Da man keine Kalkulation auf plus/minus drei Prozent machen kann, muss ich die meisten Entscheidungen dann aus dem Bauch heraus treffen.