Linz, Mitte der 80er Jahre. Die Familie Hofer führt einen Lebensmittelmarkt in Urfahr, in einer Zeit, in der die Supermärkte immer stärker werden und ihrem Betrieb langsam zusetzen. Sie setzen vermehrt auf Frische, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Bei Gemüse, Obst und Fleisch funktioniert das gut, bei Gebäck ist es schwieriger. Doch dann gelingt es ihnen, ein Verfahren zu entwerfen, durch das der Backvorgang in der Backstube unterbrochen und später im Lebensmittelmarkt fortgesetzt werden kann – der erste Durchbruch, die erste Frischbackstation in Europa. „Wir hatten damals Kunden aus ganz Linz, die zu uns gekommen sind, um frische Backware zu kaufen“, erinnert sich Gründer und Geschäftsführer Wolfgang Hofer. Als er damals einen Mann beobachtet, der sich mit dem Kaffeetrinken die Zeit vertreibt, bis er ein frisch aufgebackenes Baguette nach Leonding mitnehmen kann, wird ihm klar: Dieses System muss ausgebaut und weiterentwickelt werden. Hofer beginnt, nach Partnern zu suchen, die ebenfalls mit dem Frischbacksystem arbeiten wollen. „Beim Heimflug von der Bäckermesse iba von Düsseldorf nach Linz hab ich mit dem Chef einer traditionellen Linzer Bäckerei über unsere neue Entwicklung gesprochen. Der meinte dann, das wird nie was“, sagt Hofer. Doch dann steht drei Reihen hinter ihnen jemand auf und mischt sich ein: Bäcker Pilz aus Gmünd. „Er hat mitgehört und war interessiert – dort wurde dann auch einer der ersten Frischbacköfen installiert, seitdem produziert er für uns“, sagt Hofer. Schnell verbreitet sich das Konzept, 1988 wird die Firma „Die Backstube“ gegründet, die international seit 1996 als Pan&Co auftritt.
"Wenn man den patriarchischen Führungsstil nicht ablegen kann, wird man das gewünschte Wachstum nicht realisieren können - es kann schwierig sein, Verantwortung abzugeben"
Wolfgang Hofer
Mittlerweile ist man im Handel und in Tankstellen österreichweit die Nummer eins, Pan&Co beliefert unter anderem die Backshops von OMV und Spar. Seit August gehört auch die Bäckereikette Ring zur Unternehmensgruppe. Eine Übernahme, die für Wolfgang Hofer auch symbolischen Charakter hat. Denn die Bäckerei Ring wurde ursprünglich 1916 als „Ring von Bäckern“ gegründet. Die Grundidee war, dass einzelne Betriebe durch die Nutzung von Synergien effizienter und wirtschaftlicher arbeiten. „Diese Strategie ist auch ein Teil unserer Unternehmenskultur“, sagt Hofer, „meine Vision ist es, die einstige Idee vom Ring der Bäcker neu aufleben zu lassen und durch Kooperationsmöglichkeiten die Wettbewerbsfähigkeit von Traditionsbetrieben zu sichern.“
Das Unternehmen ist dabei, immer stärker auch andere Länder zu erschließen. „Während wir in der Anfangsphase teilweise noch aus Nachbarländern Backwaren importiert haben, exportieren wir mittlerweile“, sagt Hofer. Besonders interessant für das Unternehmen sind Märkte im Umkreis von Österreich, der Exportanteil liegt bei etwa 20 bis 25 Prozent. Seit drei Jahren wird der Markt in den USA und Kanada bearbeitet, nun wagt man erste Gehversuche. „Wir versuchen einige Produkte, wie zum Beispiel den Apfelstrudel zu etablieren“, sagt der Geschäftsführer, „der Markt hat sehr viel Potential, ist aber auch sehr kompliziert.“ In der Vergangenheit musste Pan&Co bei der Internationalisierung Rückschläge einstecken. Die Niederlassungen in Brüssel und Helsinki wurden wieder geschlossen, heute wird alles von Österreich aus betreut. „Das waren wertvolle Erfahrungen.“ Er rät Familienunternehmen auf Expansionskurs, den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, mitzuwachsen. Das größte Problem sei oft die patriarchische Führung: „Wenn man die nicht ablegen kann, wird man das gewünschte Wachstum nicht realisieren können – es kann schwierig sein, Verantwortung abzugeben.“ Besonders im Internationalisierungsprozess sei es unumgänglich, dass man auch als Geschäftsführer nicht mehr bei allen Prozessen bis ins Detail informiert ist.
Innovation seit vier Generationen
Das niederösterreichische Traditions- Unternehmen Pollmann hat es bereits geschafft, sich international zu etablieren. Man betreibt jeweils eine Niederlassung in den USA, China und Tschechien, der Exportanteil der österreichischen Produktion beträgt 98 Prozent, 2013 erzielte man erstmals einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro. Schon 1992, kurz nach dem Fall des eisernen Vorhangs, wurde die erste Niederlassung in Tschechien eröffnet, die zuerst nur als „verlängerte Werkbank“ gedacht war, sich aber schnell zu einer wichtigen Stütze entwickelte. Heute arbeiten weltweit 1200 Mitarbeiter für Pollmann, in Karlstein sind es mehr als 500, damit ist man der größte Arbeitgeber in der Region. Nur wenige Familienunternehmen bestehen bis über die dritte Generation hinaus, bei Pollmann ist mit Robert und Markus bereits die vierte Generation am Ruder. Grund dafür ist die enorme Innovationskraft. „Denn die Produkte des Unternehmens sind zwei Mal in den vergangenen 50 Jahren der Digitalisierung zum Opfer gefallen“, sagt Pollmann-Österreich Geschäftsführer Erwin Negeli, „beim ersten Mal unser mechanischer Kilometerzähler für Autos, der innerhalb kurzer Zeit komplett durch die Elektronik ersetzt wurde, beim zweiten Mal war es eine Chassis-Platte, ein Bestandteil von Videorekordern - die durch die Verwendung der CD-Technologie überflüssig geworden sind“. Über die bestehenden Kontakte in die Automobilindustrie und Know-How konnte man jedoch schnell wieder mit speziellen Anfertigungen im Schiebedach-Bereich Fuß fassen, wo man heute Weltmarktführer ist. „Später sind weitere Anwendungen dazugekommen. Jetzt werden komplexe Metall- Kunststoff-Verbindungen produziert, die etwa für Türschlösser, elektrische Lenkungen oder im Bereich Stockautomatik verwendet werden“.
Familiäre Führung, loyale Mitarbeiter
Die Geschichte von Pollmann reicht zurück bis ins Jahr 1888: Damals wurde das Unternehmen von Uhrmacher Franz Pollmann gegründet, man produzierte Uhrwerke. Auch wenn sich seitdem die Produkte völlig geändert haben: „Man ist immer der Familientradition treu geblieben, das Unternehmen wird nach wie vor sehr familiär geführt, das ist auch ein Grund dafür, dass unsere Mitarbeiter sehr loyal sind und sich Pollmann gegenüber verpflichtet fühlen“, erzählt uns Negeli. Während wir durch die Produktionshallen in der Zentrale in Karlstein spazieren, führt der CEO Smalltalk mit dem Lagerstapel-Fahrer, scherzt mit einer Fachkraft, scheint je- den Mitarbeiter persönlich zu kennen.
„Unsere Stärke ist, dass wir groß genug sind, um international zu sein – und gleichzeitig klein genug, um flexibel zu bleiben“, sagt er.
"Unsere Stärke ist, dass wir groß genug sind, um international zu sein - und gleichzeitig klein genug, um flexibel zu bleiben"
Erwin Negeli
Diese Flexibilität wird auch weiterhin gefragt sein – denn gerade in der Automobilindustrie ändern sich ständig die Anforderungen. „Derzeit ist die Branche getrieben von dem großen Thema CO2- Reduktion, dazu braucht das Fahrzeug immer mehr passive Kontrolle und mehr und mehr Systeme, die Messungen vornehmen“, sagt Negeli, „unsere Technologie passt mit der Kombination von Bauteilen, die Strom und Signale weiterleiten können, sehr gut in diesen Bereich.“ Auch im Hybridbereich bekommt das Unternehmen mittlerweile Aufträge. „Da arbeiten wir bereits sehr intensiv mit unseren Hauptkunden zusammen, in dem Bereich treibt eine Innovation die andere vor sich her.“ Auch der Internationalisierungs-Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Man habe noch Potential in China, nach dem Gesetz der Regelmäßigkeit folgend werde es auch in Zukunft Erweiterungen geben. „Sonst stoßen wir an unsere Grenzen – wir wollen aber weiter wachsen und uns nicht von limitierten Platzangeboten aufhalten lassen“, sagt Negeli._
Pollmann
Mitarbeiter Etwa 1200, davon 500 in Österreich
Jahresumsatz 108 Millionen Euro
Exportquote In der österreichischen Produktion 98 Prozent
Gegründet 1888 von Franz Pollmann, Familienunternehmen seit vier Generationen
Pan & Co
Mitarbeiter Etwa 200
Jahresumsatz 80 Millionen Euro
Exportquote 20 bis 25 Prozent
Gegründet 1988 als "Die Backstube", international als Pan&co seit 1996