Die Arbeitswelt verändert sich rapide. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz treiben die Menschen vor sich her. In einem Vortrag der Kepler Society an der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz erklärte Arbeitspsychologin, langjähriges Kepler-Society-Mitglied und JKU-Absolventin Gisela Obermayr, wie trotzdem der Mensch im Mittelpunkt bleibt.
#Fakten
Durchschnittlich zwölfeinhalb Tage pro Jahr sind Arbeitnehmer in Österreich im Krankenstand. „Wer meint, diese Zahl könne man nicht beeinflussen – wer krank ist, ist halt krank – liegt falsch. Studien beweisen, dass die Anzahl der Krankenstandstage zurückgeht, je besser die Stimmung am Arbeitsplatz ist“, so Obermayr. Oft werde vergessen, dass auch psychische Belastungen in einen Krankenstand münden können. „Nicht nur die Arbeit an sich, sondern auch das Wohlbefinden am Arbeitsplatz ist wichtig.“
#Analyse
Wenn Obermayr beauftragt wird, sich ein Unternehmen aus arbeitspsychologischer Sicht genauer anzusehen, analysiert sie zuerst den Ist-Zustand. Durchleuchtet werden Altersstruktur, Mitarbeiterfluktuation und der Arbeitsplatz selbst. „Dauerbrenner sind extrem viele angehäufte Überstunden und Resturlaub, der nicht genutzt werden kann.“
#Ziele festlegen
Nach der Analyse gilt es, einen Maßnahmenkatalog zu erstellen und eine Steuerungsgruppe einzurichten. „Die Mitarbeiter sind selbst die besten Experten für ihren Arbeitsplatz und sollten in diesen Steuerungsgruppen unbedingt vertreten sein.“ Das schaffe beim Personal auch mehr Akzeptanz für Veränderungen.
#Die Stellschrauben
Laut Obermayr gebe es vier große Bereiche, in denen Veränderungen stattfinden sollten.
_„Für Führungskräfte sind die Stichworte Sensibilisierung, Förderung, Motivation und Kommunikation . Eine Führungskraft muss präsent sein, sie muss sich für die Mitarbeiter und deren Bedürfnisse interessieren. Es heißt zwar oft ‚Wir sind doch nicht im Kindergarten‘, ich empfehle aber: Achten Sie auf Ihre Mitarbeiter so gut wie eine Kindergartentante auf ihre Schützlinge.“
_Im Bereich der Arbeitsorganisation gehe es um die Themen Sinngebung und Miteinbezug . „Viele können es nicht leiden, ihre Zeit sinnlos zu verschwenden. Arbeitsplätze sollten regelmäßig auf deren Sinnhaftigkeit hin evaluiert werden.“
_Die dritte Stellschraube, an der gedreht werden kann, ist der Bereich Kompetenzen . „Ich empfehle, jede Woche für einen halben oder auch ganzen Tag eine sogenannte Job-Rotation durchzuführen. Dabei werden Mitarbeiter in eigentlich fremde Tätigkeiten eingeschult.“ Das habe den Vorteil, dass sich einerseits das Verständnis interner Abläufe verbessere, andererseits erweitere es den Horizont und neue Ideen können entstehen.
_Der letzte, besonders wichtige Bereich ist die Gesundheit . „Die Arbeitswelt wird stressiger, das ist Fakt. Umso wichtiger ist es, dass Mitarbeiter gut miteinander umgehen und sich gegenseitig unterstützen. Das passiert aber nur, wenn Chefs die richtigen Rahmenbedingungen setzen und sich selbst mit dem Thema befassen.“
Der Impulsvortrag war Teil des Veranstaltungsprogrammes des JKU-Absolventenvereins Kepler Society. Die nächste Veranstaltung zur Thematik findet am 4. Februar um 18:30 Uhr im JKU Uni Center, Loft C statt. Arbeitsmarktökonom Rudolf Winter-Ebmer spricht zum Thema „Wie wirkt sich Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt aus?“. Im Anschluss findet unter dem Titel „New Work: Ist Leistung noch gefragt?“ eine Podiumsdiskussion statt.
Infos unter: jku.at/jku-alumni