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Alles Stadtklar?

Stadt- oder Landflucht? Beides! Denn auf den Megatrend Urbanisierung folgt laut Zukunftsforschern ein neuer Trend: Glokalisierung. Also lokales Handeln in einer globalisierten Welt. Doch welche Wohntrends zeichnen sich dadurch ab? Und wie wird die Coronakrise unsere Wohnbedürfnisse nachhaltig verändern? Oona Horx-Strathern, Zukunftsforscherin am Zukunftsinstitut, Michael Gesswein und Siegfried Spiessberger, Immobilien-Projektentwickler am Maximilianhof, und Regina Freimüller-Söllinger, Architektin aus Wien, über zukunftsreifes Wohnen.

„Ich wohne in einer kleinen Stadt inmitten von Wien.“

„Ich lebe alleine in einer Gemeinschaft.“

„Ich bin ein 20-jähriger Student und mein Mitbewohner ist 75.“

„Ich wohne mit meiner Familie in einem Gebäude, wo es Büroräume, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und einen Kindergarten gibt.“ „Ich ziehe alle 15 Jahre um.“

„Wir arbeiten den Sommer über von unserer Eigentumswohnung aus, welche sich in einem Hotel am See befindet.“

Hallo, spricht hier die Zukunft? Vermutlich. In einigen Beispielen flüstert bereits die Gegenwart. Leise, aber bestimmt. „Wie wir wohnen, spiegelt unseren Zeitgeist wider“, sagt Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern. Es zeigt also, wie wir denken und fühlen. Welche Bedürfnisse wir haben. Welche Ängste, Nöte, Wünsche und Freuden uns beschäftigen. Und wie wir darauf reagieren. Unseren Rückzugsort wählen und gestalten. Und verändern.

(R)urbanisierung

Seit Jahrzehnten gilt Urbanisierung als weltweites Phänomen. Der Run auf die großen Städte ist ein Megatrend, der laut Horx-Strathern gemeinsam mit den Megatrends Individualisierung und Mobilität großen Einfluss auf Wohntrends hat. Oder hatte? Denn „Megatrends sind ein lebendiges System, das sich verändert und ausbreitet. Manche Trends werden in verschiedenen Phasen wichtiger, andere treten zurück“, so Horx-Strathern. Die aktuelle Krise habe „die Urbanisierung nun schwer in Frage gestellt und zu einer ‚Rurbanisierung‘ (Anm.: rural, ländlich) geführt“. Mehr Ruhe und Rückzug sind zwar schon seit Anbruch des digitalen Zeitalters wieder vermehrt zum Bedürfnis geworden. Doch die Coronakrise habe den Trend „Raus aus der Stadt!“ klar bestärkt, weiß Architektin Freimüller-Söllinger: „Die Preise stadtnaher oder gut angebundener Liegenschaften steigen, der Wunsch nach privatem Garten, Terrasse oder Balkon ist erheblich größer geworden. Auch längere Arbeits- und Schulwege werden dafür in Kauf genommen.“ Eine Entwicklung, die man auch in Altmünster am Traunsee am Maximilianhof beobachtet. „Die Immobiliennachfrage in unserer Region war vorher schon gut, hat sich aber durch Corona noch einmal etwas verstärkt“, so Immobilien-Projektentwickler Gesswein. Vor allem in der Sparte der Luxussegmente, die im oberösterreichischen Seengebiet und im Raum Kitzbühel von Gesswein und Spiessberger betreut werden, merke man „eine verstärkte Nachfrage nach Luxusimmobilien als Zweitwohnsitz oder Feriendomizil seit Corona“, sagt Gesswein. Der stärkere Zuzug von Menschen und Familien, die ihren Haupt- oder Nebenwohnsitz in die ländlichen Regionen oder kleineren Städte des Salzkammerguts verlegen und in die Ballungszentren pendeln, sei schon länger spürbar. Spiessberger meint dazu: „Die Distanzen sind über die Jahre gefühlt kleiner geworden. In 30 bis 40 Minuten ist man von hier in Linz oder Salzburg, das ist ein normaler Arbeitsweg. Das Leben ist ruhiger hier und die Uhren ticken langsamer, das hat mehr Wohnqualität.“ Viele Wiener und andere Städter, die in der Seenregion einen Zweitwohnsitz besitzen, haben den Lockdown hier verbracht. „Da hat man als Wiener einen wesentlichen Vorteil, wenn man in einer globalen Gesundheitskrise auf das Land ausweichen kann“, sagt Spiessberger.

„Die aktuelle Krise hat die Urbanisierung schwer in Frage gestellt.“

Oona Horx-Strathern ... gründete gemeinsam mit ihrem Mann Matthias Horx vor mehr als 20 Jahren das Zukunftsinstitut in Frankfurt und Wien, das sich zu einem Thinktank für Trend- und Zukunftsfragen entwickelt hat. Der Fokus ihrer Arbeit als Trendforscherin liegt auf Design, Architektur, Wohnen, Bauen und Stadtentwicklung.

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