Vorfreude. Es ist kalt an diesem Novembermorgen, die kommende Wintersaison liegt förmlich in der Luft. Fast wie in den Bergen. Aber nein! Es sind nicht die Carvingski, die ihre Spuren in den Schnee kratzen, sondern es ist einer der wenigen Autofahrer, der seine Scheiben vom Frost befreit. Es ist still in der Linzer Innenstadt. Und während sich Oberösterreichs Skigebiete für die kommende Saison in Position bringen, kommt die Hiobsbotschaft aus Italien: der Wunsch eines europaweiten Verbots von Weihnachts-Skiurlauben.
Was sagen Sie zu der Forderung aus Italien, ein europaweites Verbot von Weihnachts-Skiurlauben auszusprechen?
ACHLEITNERAlle von uns suchen nach den richtigen Maßnahmen, um dieses Virus in Schach zu halten. Von dem Vorschlag der Italiener halte ich aber gar nichts. Wir können uns nicht monatelang einsperren. Wir müssen uns gut organisieren und alles Menschenmögliche tun, um die Gesundheit aller zu schützen. Aber dem Wintertourismus von vornherein eine Absage zu erteilen, halte ich für falsch. Das werde ich auch überall, wo ich gefragt werde, genau so einbringen.
Wir befinden uns gerade im zweiten Lockdown. Die heimischen Skigebiete rüsten sich, um Anfang Dezember aufsperren zu können. Was sagt Ihnen Ihr Gefühl – wird das möglich sein?
ACHLEITNERIch bin froh, dass die Betriebskonzepte auf Corona abgestimmt sind und sich alle gut vorbereiten, damit wir am Tag X öffnen können. Schiedsrichter bei der ganzen Geschichte ist das Virus.
Wie oft haben Sie sich im letzten Jahr gedacht: „Hätte ich doch einen anderen Job“?
ACHLEITNERKein einziges Mal. Gerade Krisenzeiten sind dazu da, dass man mit kühlem Kopf durch die schwierige Zeit führt. Wir in der Politik versuchen, so viel wie möglich beizutragen, dass es für die Menschen nicht so schlimm oder schnell wieder besser wird.
Wie ist Oberösterreich aus Ihrer Sicht bisher durch die Krise gekommen?
ACHLEITNERGut, weil unsere Landsleute auch gut mitmachen. Wir haben viele Hilfsmaßnahmen gesetzt, um Menschen in Beschäftigung zu halten und Betriebe durch die Krise zu tragen. Keiner will jetzt die kleinen und mittleren Unternehmen verlieren, darum investieren wir gerade jetzt, damit wir schneller wieder aus der Krise kommen. Das Land Oberösterreich hat in den letzten Jahren gut auf den Haushalt geachtet, darum können wir uns das jetzt auch gut leisten.
Welche Lehren sollten Ihrer Meinung nach die Menschen, die Unternehmen, aber auch die Politik aus der Coronakrise ziehen?
ACHLEITNERIch vergleiche das gerne mit einem Uhrwerk: Wenn das kleinste Rädchen des Uhrwerks irgendwo auf der Welt verteilt ist und es nur dort ein kleines Problem gibt, darf es nicht sein, dass dann gleich die ganze Uhr stillsteht. Das ist eine Lehre, die uns zu denken geben wird. Man wird sich in der Wirtschaft breiter aufstellen, wird über eine gewisse Unabhängigkeit nachdenken und die Wertschöpfungstiefe vergrößern. Es darf aber nicht zu einer romantischen „Wir machen alles selber“-Einstellung führen, denn immerhin verdienen wir zwei von drei Euro durch den Export in die ganze Welt. Was wir stark bei den Menschen merken, ist, dass sie auf die Regionalität der Lebensmittel und Produkte achten. Da hoffe ich sehr, dass dieses Bewusstsein bleibt.
Erwarten Sie grundsätzliche Veränderungen aufgrund der Auswirkungen der Pandemie oder wird es, sobald ein Impfstoff vorliegt und das (Wirtschafts-)Leben sich wieder halbwegs normalisiert hat, eine Rückkehr zum „Business as usual“ wie vor Beginn der Coronakrise geben?
ACHLEITNERUnsere gesellschaftliche und soziale Art zu leben wird wieder vollständig zurückkommen. Im Wirtschaftsleben wird es einige Veränderungen geben. Homeoffice war bis zur Pandemie ein viel diskutiertes Thema, oft mit Extrempositionen auf Arbeitnehmer- und -geberseite. Ganze Branchen und Netzwerke arbeiten nun gut damit. Homeoffice ist zum Gamechanger geworden und wird als Ergänzung zum Arbeitsleben auch bleiben. Was wir dafür noch brauchen, sind Standards und Regeln, die wir derzeit in der bundesweiten Arbeitsgruppe „New Work“ ausarbeiten.