Wir sehen Aspekte einer Blasenbildung.
Wolfgang Amann
Geschäftsführer am Institut für Immobilien Bauen und Wohnen
Wie entsteht eigentlich eine Immobilienblase?
Eine Immobilienblase bildet sich, wenn die Immobilienpreise unverhältnismäßig stark über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg ansteigen. Einflussfaktoren sind etwa Erleichterungen der Immobilienkreditvergaben, starkes Wirtschaftswachstum, günstige Refinanzierungszinssätze für Banken durch die Europäische Zentralbank (EZB), besonders niedrige Realzinssätze, Angst vor Geldentwertung der Anleger oder steuerliche Begünstigung von Immobilien im Vergleich zu anderen Geldanlagen.
Beim Zerplatzen der Blase kommt es dann zu einem schnellen Rückgang der Immobilienpreise verbunden mit negativen gesamtwirtschaftlichen Folgen.
Wie werden sich die Preise am Wohnimmobilienmarkt in den kommenden Jahren weiterentwickeln? Sehen Sie die Gefahr einer Immobilienblase am Markt?
BERCHTOLDDie Preise werden in allen Lagen zumindest stabil bleiben und mit der Inflationsrate steigen. In guten Wohnlagen rechne ich damit, dass die Entwicklung noch deutlich besser sein wird. Eine Blase sehe ich überhaupt nicht. Wohnimmobilien bleiben in der Krise stabil, weil Wohnen ein Grundbedürfnis ist, das auch dann bestehen bleibt, wenn die Konjunktur schwach ist.
AMANNWir sehen Aspekte einer Blasenbildung, vor allem wegen zunehmenden spekulativen Investitionen. Eine Immobilienblase ist aber nur dann eine volkswirtschaftliche Bedrohung, wenn die Finanzmarktstabilität gefährdet ist, wie bei übermäßiger Fremdfinanzierung von Immobilien. Das ist derzeit nicht der Fall, da der durchschnittliche Eigenmittelanteil noch im grünen Bereich ist. Wir erleben derzeit einen Nachholprozess aus der Krise heraus. Wenn dieser abgeklungen ist, was im kommenden Jahr der Fall sein wird, dann wird sich die Lage am Immobilienmarkt wieder etwas entspannen, Preiskorrekturen sind aber erst bei einer Erhöhung der Kapitalmarktzinsen zu erwarten.
Ein Investment in Betongold in der Coronakrise – (warum) ist das sinnvoll?
BERCHTOLDInvestitionen in Immobilien sind immer langfristig, egal ob die Coronakrise nun schon vorbei ist oder wir noch mittendrin sind. Was aber zählt, ist, dass wir aktuell äußerst niedrige Finanzierungskosten bei gleichzeitig deutlich steigender Inflation haben. Das ist aus Investmentsicht geradezu perfekt. Wichtig ist zu wissen, dass mit einem Immobilieninvestment auch etwas schiefgehen kann. Man sollte sich immer eingehend damit beschäftigen, in welches Objekt oder in welche Wohnung man investiert. Besonders gute Chancen haben jedenfalls Immobilien, von denen es immer nur ein begrenztes Angebot geben wird. So haben wir beispielsweise derzeit das „Inside XIX“ im Zentrum von Döbling, den „Kennedy Garden“ bei der U-Bahn-Station Hietzing oder den „Marina Tower“, einen Wohnturm direkt an der Donau und bei der U-Bahn. Solche Objekte lassen sich später nie wieder realisieren, daher wird es dort immer tendenziell einen Nachfrageüberhang und entsprechende Wertsteigerungsperspektiven geben.
AMANNEs ist derzeit nicht absehbar, dass sich die Preisdynamik von Wohnimmobilien dreht. Solang so viel Kapital in den Immobilienmarkt drängt, werden die Preise weiterhin anziehen. Eine Trendänderung ist erst zu erwarten, wenn die Kapitalmarktzinsen steigen. Selbst bei Preisrückgängen bleibt die physische Wohnung als Anlageobjekt erhalten._
Aus Investmentsicht sind die niedrigen Finanzierungskosten bei gleichzeitig deutlich steigender Inflation geradezu perfekt.
Peter Friedrich Berchtold
Abteilungsleiter Vertrieb Buwog Development
Was muss beim Immobilienkauf beachtet werden?
6 Tipps von Peter Friedrich Berchtold
# Auf Bauqualität und bei Bestandobjekten den Zustand der Wohnung achten
# Sich auf Märkte mit wachsender Bevölkerung konzentrieren
# Keine aggressiv Finanzierung. Wenn die Wohnung selber genutzt wird, sollten Kredite bedient werden können, wenn auch einmal etwas weniger verdient wird; wenn die Wohnung vermietet wird, sollten auch temporäre Leerstände verkraftet werden können.
# In Lagen kaufen, in denen nicht beliebig viele weitere ähnliche Objekte errichtet werden können.
# Grundrisse, Freiflächen und Ausstattung müssen marktkonform sein.
# Die beste Absicherung gegen Flops ist bei einem renommierten Bauträger mit entsprechendem Track Record zu kaufen.
Schon gewusst?
Von 2010 bis 2020 stiegen laut der Österreichischen Nationalbank (OeNB) die durchschnittlichen Preise für Wohnungen und Häuser jährlich um 5,75 Prozent. Die teuersten Wohnpreise findet man 2020 in den Landeshauptstädten Bregenz, Innsbruck und Salzburg.
Die teuersten Wohnbezirke außerhalb von Wien sind Kitzbühel, Bregenz, Innsbruck, Feldkirch, Bludenz, Salzburg-Stadt, Landeck, Salzburg-Land, Klagenfurt-Land, Innsbruck-Land und Zell am See.
Am teuersten sind die Quadratmeterpreise von Wohnungen in den Bundesländern
01. Vorarlberg mit 4.436 Euro,
02. Wien mit 4.186 Euro,
03. Salzburg mit 4.026 Euro und
04. Tirol mit 4.014 Euro.
Am billigsten wohnt man im Burgenland, wo der durchschnittliche Quadratmeterpreis von Wohnungen 2.341 Euro beträgt.