Schon in der Römerzeit war Wels ein wirtschaftliches Zentrum der Region. Das ist auch heute so: Zahlreiche Weltmarktführer sind in der Stadt beheimatet. Da wäre etwa Trodat mit insgesamt 30 Konzerntöchtern, der Marktführer für selbstfärbende Stempel. Oder die Teufelberger Holding AG, die weltweit für ihre Hightech-Seile bekannt ist. Auch der zweitgrößte Möbelhändler der Welt ist aus Wels: Der XXXLutz. In Linz dominiert allen voran die voestalpine mit ihren zahlreichen Zuliefererbetrieben, dazu kommen kleine und mittelständische Unternehmen, die enorm wichtig für die Region sind. Jedes einzelne trägt dazu bei, dass der Wirtschaftsraum Linz-Wels mit einem Bruttoregionalprodukt von fast 49.000 Euro pro Kopf jährlich in Österreich auf Platz zwei ist – vor Wien, nur Salzburg ist stärker. Woran liegt das? „Vor allem an einer überragenden Stärke im Produktionsbereich der beiden Städte“, sagt Susanne Wegscheider, Wirtschaftsreferentin von Linz. Die Wertschöpfung in Linz und Wels liegt in diesem Bereich klar über allen anderen österreichischen Städten, die meist eher auf Dienstleistungen setzen. Auch dort ist man stark. „Wir befinden uns ebenfalls im Dienstleistungsbereich im Spitzenfeld“, sagt Wegscheider.
Expansion am Stadtrand
„Der Wirtschaftsstandort profitiert ganz klar von der Produktion, Motor ist sicher die Industrie“, sagt auch der Welser Vizebürgermeister Peter Lehner. Ein großer Teil des Erfolgs liegt für ihn auch daran, dass viele der Unternehmen noch in Familienbesitz sind. „Da wird langfristig gedacht und nicht quartalsweise, man bindet Mitarbeiter langfristig und investiert ständig“, sagt er.
Langfristig wird auch in Wels gedacht, was die Schaffung von Betriebsfläche für neue Unternehmen oder Erweiterungen betrifft. „Im Nordwesten der Stadt haben wir im Umfeld der Autobahn Expansionsfläche für Unternehmen wie Teufelberger und XXXLutz geschaffen“, sagt Lehner, „paralell dazu wird ein neuer Autobahnanschluss zur Verfügung gestellt, durch den die Infrastruktur weiter verbessert wird.“ Das Gelände ist insgesamt 50 Hektar groß, die Vorarbeiten dauerten fünf bis sechs Jahre, mittlerweile hat sich der erste Betrieb dort angesiedelt. Gebündelt werden die Kräfte beim permanenten Ausbau der Fachhochschule Wels. „Hier gibt es eine hervorragende Kooperation der Welser Wirtschaft“, sagt Lehner. Dem prognostizierten Fachkräftemangel will man so entgegen steuern. Besonders wichtig genommen werde die duale Ausbildung in zahlreichen familiengeführten Unternehmen. „Dort bekommen die Mitarbeiter nicht nur von der Pike auf die fachlichen Qualifikationen mit, sondern auch menschliches Know-How“, sagt Lehner.
Stadtgrenzen praktisch nicht existent
Die beiden Städte Linz und Wels arbeiten über die Business Upper Austria in Wirtschaftsbelangen zusammen. Die Wirtschaftsagentur will die Standortentwicklung und Kooperation im Land vorantreiben und Unternehmen von der Idee bis zum Erfolg unterstützen. Auf internationalen Messen wird die Region Linz-Wels gemeinsam vermarktet und präsentiert, geht es um neue Betriebsansiedelungen, versucht aber jeder selbst, das Unternehmen für seine Region zu gewinnen. „Es ist uns natürlich ein Anliegen, Betriebe davon zu überzeugen, sich in unserer Region niederzulassen“, sagt Lehner. Das soll in Zukunft vermehrt durch das neue Wirtschaftsservice der Stadt funktionieren, das Kräfte von der Welser Betriebsansiedlungsgesellschaft, der Wirtschaftskammer, des Wels Marketing und auch der Business Upper Austria bündeln soll.
Wie wichtig eine intensive Zusammenarbeit ist, weiß man auch in Linz. „Für Unternehmen existieren Stadtgrenzen praktisch nicht, daran müssen wir uns auch orientieren“, sagt Susanne Wegscheider, Wirtschaftsreferentin der Stadt Linz. Viele Unternehmer wären zwar in Asten oder St. Florian daheim, würden sich aber als Linzer präsentieren und ihre Jubiläums- und andere Feiern in der Stahlstadt abhalten. Der Ballungsraum wächst ohnehin immer weiter zusammen. Linz bietet mehr als doppelt so viele Arbeitsplätze wie Arbeitskräfte in der Stadt wohnen, tausende pendeln jeden Tag in die Stadt. Praktisch sei Wels aus Linzer Sicht leichter und schneller zu erreichen als viele Gebiete im Umland. „Vom Hauptbahnhof aus ist man mit dem Zug innerhalb von zwölf Minuten in Wels“, sagt Wegscheider.
Suche nach Platz
Ein kleines Problem hat die Stadt: Im Gegensatz zu Wels, wo am Stadtrand neue Flächen für Betriebsansiedelungen geschaffen werden, gibt es in Linz kaum mehr Platz dafür. „Die Platzkapazitäten im Betriebsansiedelungsgebiet Südpark sind erschöpft, da sind wir fast vollständig ausgebucht“, sagt Wegscheider. Für große Flächen müsse man in das Umland ausweichen. Besonders im Linzer Süden rückt man immer näher Richtung St. Florian und Asten. Dafür bietet Linz zahlreiche Arbeitsplätze direkt im Dienstleistungsbereich. „Was Bürobauten und Platz betrifft, haben wir noch viel Potential“, sagt Wegscheider. Vermutlich wird es in den kommenden
Jahren weiter zu einer Verdichtung des Stadtgebiets kommen, weitere hochwertige Arbeitsplätze sollen entstehen.
Österreich verliert derzeit in allen Standortrankings gegenüber der Konkurrenz, die Stimmung unter den Wirtschaftstreibenden ist schlecht wie schon lange nicht mehr. Wie kann man da lokal dagegenwirken? „Unser Hauptanliegen ist die Stärkung der Realwirtschaft und vor allem die Förderung der Kreativität“, sagt Wegscheider, „Linz soll sich als interessanteste Stadt Österreichs präsentieren, und so attraktiver werden für kreative Menschen“. Das sei eine Basis für Wirtschaftswachstum. Außerdem will man noch viel internationaler werden. Bereits jetzt sorgen Leuchtturmprojekte wie die Linzer Tabakfabrik auch weit über die oberösterreichischen Grenzen für Aufmerksamkeit. Dazu will man den regionalen Unternehmern ihre Arbeit so weit wie möglich erleichtern, auch wenn die meisten Kompetenzen in diesem Bereich bei der Landes- und Bundespolitik liegen.
Das ist auch ein Ziel von Wels: „Um den Standort zu stärken, können wir Bau- und Gewerbeverfahren möglichst schnell abwickeln, Widmungsfragen rasch klären“, sagt Lehner. Man wolle die Arbeitszeitflexiblisierung und den Bürokratieabbau schnellstmöglich vorantreiben. „Die Unternehmer sollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren können, darauf, innovativ zu sein, und nicht auf die Bürokratie“, sagt Lehner.
"Um den Standort zu stärken, können wir Bau- und Gewerbeverfahren möglichst schnell abwickeln, Widmungsfragen rasch klären."
Peter Lehner