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Wenn dich die Alpha-Gal-Zecke beißt

Angenommen, man steht hoch oben auf dem Gipfel, links und rechts fallen die Felswände steil hinab – und die Höhenangst packt einen im Genick. Die beste Strategie dagegen? Unten bleiben natürlich, würden die meisten antworten. Doch was wäre, wenn das Hinaufkraxeln ein Teil der Problemlösung wäre, auch wenn man der Angst ins Auge blicken müsste? Über die Superkraft der Gefühle. Die einen dazu bringen können, Berge zu besteigen – und das Klima zu retten.

„Wenn den Menschen der Klimaschutz zu unsexy ist, dann müssen wir sie halt an den Klimawandel anpassen.“ In dieser Tonart eröffnete der Biologe und „Science Buster“ Martin Moder dieses Jahr den „Linzer Klimagipfel 2022“. Als er mit einem Augenzwinkern Werbung für den Biss der Alpha-Gal-Zecke machte – sie löst eine Fleischallergie aus – und über medizinische Möglichkeiten sprach, den menschlichen Kleinwuchs zu fördern, um globale Ressourcen zu sparen, hielten nicht wenige erschrocken den Atem an. Sollten wir an unserem Genmaterial herumexperimentieren, um klimafit zu bleiben? Klingt beängstigend.

„Der Sinn von unangenehmen Gefühlen ist, dass sie erst einmal unangenehm sind“, so die deutsche Psychologin Katharina van Bronswijk. Sie bewahren uns vor Gefahren und helfen uns dabei, die unangenehmen Aspekte des Lebens zu verarbeiten, wie zum Beispiel Trauer. Der Impuls, das Unangenehme ausradieren zu wollen, sei grundsätzlich normal. Trotzdem zeige es sich, dass man in einer individualistischen, konsumorientierten Gesellschaft wie der unseren dazu erzogen werde, immer glücklich sein zu müssen und die schweren Themen nicht an sich heranzulassen. „Zur Konvention gehört es auch, dass man den Mitmenschen nicht die Laune verderben will und darüber schweigt, was einem auf dem Herzen liegt. Das heißt aber nicht, dass die unangenehmen Gefühle nicht da sind.“ Wenn man in den Nachrichten von brennenden Wäldern liest oder die Maisernte des Nachbarn vom Hagel zerstört worden ist, schlägt sich das aufs Gemüt.

Es ist an der Zeit, neue Klimageschichten zu erzählen.

Katharina van Bronswijk Psychologin und Buchautorin

Eine klassische Reaktion darauf ist, die damit verbundenen Gefühle zu verdrängen. Oder sich selbst schwerwiegende Themen mit harmlosen Wörtern kleinzureden. Beim Klima ist die Wissenschaft längst beim Terminus „Klimakatastrophe“ angelangt, während sich die Gesellschaft noch beim „Klimawandel“ oder, manches alarmierte Mal, bei der „Klimakrise“ aufhält.

Von der Vielfliegerin zur überzeugten Klimarätin

„Ich habe den Flughafen früher geliebt“, erzählt Madeleine Stranzinger. Fünfmal im Jahr wegzufliegen, sich den einen oder anderen Städtetrip zu gönnen, gehörte zum Alltag der Innviertlerin dazu. Die Jugendlichen, die für „Fridays for Future“ auf die Straße gegangen sind, fand sie „erfrischend engagiert“. Aber wofür sie demonstrierten, war der Juristin nicht so genau bewusst. Bis Madeleine Stranzinger in den 100-köpfigen Klimarat einberufen wurde.

Zuerst gab es die Fakten in geballter Form, Klimaforscher:innen wie Georg Kaser hielten Referate und brachten die neuen Klimarät:innen auf den neuesten Stand. „Die Wissenschaftler:innen bewirkten, dass ich zum ersten Mal genau hingesehen habe.“ Das Thema ließ die Klimarätin nicht mehr los. Sie begann zu recherchieren. Bei jedem Treffen des Rates lernte sie mehr über die Ursachen der Klimakrise und spürte, wie gut sich die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen anfühlte. Doch die Auswirkungen des Klimawandels seien beängstigend, fügt sie hinzu.

Zurück ins Nichtwissen?

Wenn sie die Wahl hätte – würde sie die Zeit zurückdrehen wollen, um das neuerworbene Wissen wieder aus ihrem Gedächtnis zu streichen? Zurück ins frühere Leben ohne Klimakrise? „Nein, nein, nein, es ist gut so, wie es jetzt ist.“ Eigentlich fühle sie jetzt eine bessere Lebensqualität als zuvor. Ihr neues Wissen mache es ihr leichter, sich zu entscheiden. Beim Einkaufen müsse sie nicht mehr lange überlegen, welches der zwanzig verschiedenen Joghurts sie kaufen soll. Oder wie sie am besten von A nach B kommt. Ihre liebsten Fortbewegungsmittel sind das Rad und der Zug geworden. „Und das Schöne ist, es geht hier nicht um Verzicht! Mir taugt es, mit dem Rad zu fahren, und im Zug habe ich Zeit zum Plaudern.“ Und es fühlt sich gut an, gemeinsame Ideen für ein besseres Klima auszuarbeiten. Fliegen? Nur mehr im Ausnahmefall.

Mein Leben ist reicher geworden.

Madeleine Stranzinger Klimarätin

Apropos gute Gefühle – gibt es auch etwas, das Madeleine Stranzinger ärgert? „Wenn ich auf der Straße auf Menschen treffe, die nicht an die Klimakrise glauben. Oder denen das Thema egal ist. Da ‚geht mir das Messer im Hosensack auf‘, salopp gesagt. Ich glaube, das ist bei den Anfänger:innen in Sachen Klimaengagement normal“, antwortet sie und lacht.

Zeit für neue Mut-Geschichten

Was braucht es also für ein besseres Klima? Wie kann man Menschen dazu bringen, sich nicht vor dem Begriff „Klimakatastrophe“ zu verschließen? Indem man einen neuen, konstruktiven Blickwinkel dazu einnimmt. Es sei an der Zeit, neue „Klimageschichten“ zu erzählen. Darin sind sich beide Frauen einig. Weg von der Katastrophe, weg vom Angst-Schüren, hin zu den Best-Practice-Beispielen und Alternativen. Denn es gebe sie schon längst, die neuen Erfolgsgeschichten, die Macher:innen –

sei es in der Zivilgesellschaft oder in der Wirtschaft. Geschichten des Mutes haben das Zeug dazu, das kollektive Bewusstsein zu verändern.

Daneben brauche es aber auch eine mutigere Politik, fordert die Psychologin und Sprecherin der „Psychologists for Future“. Eine Politik, die sich traue zu sagen: „Gut, ich mache mich jetzt für die nächsten zwei Jahre unbeliebt und setze Reformen um, versorge die Menschen mit Informationen und mache es ihnen einfacher, sich nachhaltiger zu verhalten.“ Denn so gut sich manch kleine Verhaltensänderungen auch anfühlen – hier das Plastiksackerl weglassen, dort besser Müll trennen – müsse man doch an den großen Stellschrauben drehen.

Was brachte eigentlich die Psychologin Katharina van Bronswijk dazu, sich für den Klimaschutz zu engagieren? „Ich fühlte mich schon auf einem guten Weg, habe kein Fleisch mehr gegessen und auf Ökostrom umgestellt. Der endgültige Auslöser war dann der Film ‚The Age of Stupid‘. Ich ging aus dem Kino raus, noch voll in Gedanken, und kam an einem Infostand von Greenpeace vorbei. Da hörte ich einen Aktivisten sagen: ‚Es reicht nicht, das eigene Leben umzustellen, man muss auch andere davon überzeugen.‘ Ich bin zum Stand hin und habe gefragt, was ich tun könne.“

Das bunte Chaos des Neubeginns

Bleibt die Frage nach dem ganz großen Wurf: Wie lässt sich die ganze Gesellschaft auf einen klimafitteren Weg bringen? Katharina van Bronswijk: „Man kann die Transformation einer Gesellschaft nicht organisieren. Man fängt an und der Rest ist einfach buntes Chaos. Und ein neuer Zustand entsteht.“ Niemand habe zu hundert Prozent recht, Gefühle können als Motivation dienen und außerdem solle man nicht vergessen, dass jeder neue Weg mit einem Schritt beginnt.

Apropos. Zuallererst beginnt man bei sich selbst. Dazu muss man weder der mutigste, großzügigste noch intelligenteste Mensch sein. Es jedoch fertigzubringen, der Angst vor dem Ungewohnten ins Auge zu blicken, hilft nicht nur auf den nächsten Berg hinauf. Sondern bringt auch das erhoffte bessere Klima – ganz ohne von der Alpha-Gal-Zecke gebissen zu werden._

Cover

Klima im Kopf

Autor
Katharina van Bronswijk
Verlag
Oekom verlag
ISBN
978-3-96238-381-7

„Der Klimakrise begegnen wir mit einem ganzen Bündel an Emotionen – und das ist gut so“, sagt die deutsche Psychotherapeutin Katharina van Bronswijk. In ihrem Buch „Klima im Kopf“ zeigt sie, dass Angst, Trauer und Wut gesunde Reaktionen auf essenzielle Bedrohungen wie den Klimawandel sind, und gibt Tipps, wie man aus Klimaangst ein positives Engagement macht.

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