Hell ist es hier – und luftig. Holz, Ziegel und weicher Samt. Das Hotel strahlt Frische aus. Was man bei einem Gebäude aus dem Jahr 1624 nicht spontan vermuten würde. Sondern eher an feuchte Wände, viel Patina und dunkle Räume. Die Patina gibt es weiterhin, als freigelegte Gewölbedecken etwa, doch diese wurden neu kombiniert – mit Gold, Holz, Grün- und Rosatönen. Das Essen wird auf Gmundner Keramik serviert, man sitzt auf klassischen Wirtshausstühlen. Gegessen wird österreichische Küche mit internationalen Einflüssen, bevorzugt aus Italien.
Wie wurde aus der Architektin eine Hotelbesitzerin?
Inge Krebs-Hinterwirth: Ich wohne mit meiner Familie gleich nebenan. Nach langem Überlegen haben wir das Haus, das nicht mehr in bestem Zustand war, im November 2019 übernommen. Die Anfangsidee war eigentlich, es umzubauen und dann zu verpachten. Doch dann haben mein Geschäftspartner Michael Bauer und ich beschlossen, das Haus dem ursprünglichen Zweck als Gastbetrieb zuzuführen. Und es selbst zu leiten.
Wie schaffen Sie es, Ihre Tätigkeit als Architektin und den Hotelbetrieb unter einen Hut zu bringen?
Inge Krebs-Hinterwirth: Der Tag hat 24 Stunden(lacht). Und die Gastronomie findet ja eher am Abend statt. Nach dem Büro bin ich meistens im Hotel. Ich habe auch drei Kinder – hier muss man einiges koordinieren. Gott sei Dank habe ich viele Menschen um mich, die mich unterstützen. Wir sind im Architekturbüro ein Familienbetrieb und auch bei diesem Unternehmen hilft die Familie zusammen. Das kann nur so funktionieren.
Wie ist es, so ein altes Gebäude umzubauen? Auch in Bezug auf den Denkmalschutz?
Inge Krebs-Hinterwirth: Das Haus ist nicht unter Denkmalschutz gestanden, doch wir haben es in diesem Sinne umgebaut. Meine Philosophie ist es, mit dem Bestand und nicht gegen ihn zu bauen. Auch hier haben wir versucht, die vorhandenen Strukturen aufzunehmen – auch das der Zimmer. Das bedeutet, dass unsere Hotelzimmer größer sind als in üblichen Hotels.
Welche Überraschungen haben Sie beim Umbau erlebt?
Inge Krebs-Hinterwirth: Mir war zuerst einmal wichtig, dass das Gebäude absolut ausgeräumt und freigelegt wird. Dass es wieder atmen kann. Wir haben 800 Container an Gerümpel, diversen Einbauten und mehr ausgeräumt, bevor wir überhaupt zum Umbauen begonnen haben. Die Dachböden waren vollgestopft mit allem, was man jahrhundertelang dorthin verfrachtet hat.
Was haben Sie hier vorgefunden?
Inge Krebs-Hinterwirth: Zum Beispiel 80 Matratzen(lacht), dazu Geschirr und Möbel. Das Glas und ein Teile vom Geschirr, die noch schön waren, haben wir aufgehoben. Sessel, die noch funktionstüchtig waren, haben wir aufarbeiten und neu beziehen lassen. Das Vorhandene wieder nutzen, das ist mir sehr wichtig.
Wie drückt sich der neue Stil des Hauses aus?
Inge Krebs-Hinterwirth: Bei uns mischen sich Vintage mit Moderne und Antiquitäten – alles mit einem Augenzwinkern. Wir haben für unsere Einrichtung sehr regional eingekauft. Zum Beispiel Stoffe aus Bad Wimsbach-Neydharting, Böden von Trapa, die Sanitärprodukte von Laufen. Und die Armaturen in mattem Gold hat uns eine befreundete Installateurin vermittelt. Wir haben Wert auf in Österreich produzierte Materialien gelegt.
Was war die größte Herausforderung am ganzen Hotelprojekt?
Inge Krebs-Hinterwirth: Der Umbau war für mich das leichteste am ganzen Projekt(lacht). Das Betreiben des Hotels ist eine neue Aufgabe. Denn der Hotelbetrieb dauert von sieben Uhr früh bis Mitternacht. Dass das Team gut zusammenarbeitet, dass wir unser Hotel gut bespielen können, das sind neue wichtige Arbeitsbereiche.
Wie würden Sie den „Goldenen Hirschen“ beschreiben?
Inge Krebs-Hinterwirth: Ich glaube, es ist in Gmunden „the place to be.“ Wir sind ein offenes Haus für Menschen aus nah und fern, die ins Salzkammergut zur Sommerfrische kommen oder auch hier arbeiten. Wir bieten neben den Zimmern auch Seminarräume an. Hier in Gmunden sind wir sehr mutig gewesen, haben sehr viel investiert. Ich denke, dass wir hier positive Impulse zur Tourismusregion Salzkammergut beitragen können. Die wohl eine der interessantesten Regionen Österreichs ist._