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NICOLE, wie erreichen wir unsere Ziele?

Es sind die letzten 200 Meter beim Ironman. Dann spürt Nicole Hinum das, wofür sie so brennt: „Da läuft alles wie in Zeitlupe ab. Der Gedanke: Ich hab das jetzt wirklich geschafft! Da ist es nun, das große Ziel. Und der Beweis, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es wirklich will.“ Ihr Antrieb? Ihre Leidenschaft. Mit genau dieser begleitet sie auch Unternehmen dabei, ihre Ziele mit einem klaren, starken Markenkern zu erreichen.

Wir treffen uns in der Haka Arena in Traun. Freitagvormittags ist es hier noch ziemlich ruhig, doch schon bald werden nach und nach Sportler:innen eintrudeln. Eine von ihnen ist Nicole Hinum. Sie macht hier zweimal wöchentlich ein Lauf- und Crossfittraining, der nächste Ironman steht an. Es ist ihr zweiter. Und wer Nicole kennt, weiß schon: Auch den wird sie wieder schaffen. So ist das eigentlich immer bei ihr, wenn sie sich Ziele setzt. Und so ist das auch, wenn sie mit ihrer Agentur Nicon Unternehmen als Sparringspartnerin dabei begleitet, ihre Marke mit Strategien, Konzepten und Texten zum Abheben zu bringen und sie sichtbar zu machen. Dann will sie nämlich für ihre Kunden dasselbe Gefühl erreichen wie auf den letzten 200 Metern beim Ironman: Dass man tatsächlich alles schaffen kann, wenn man es wirklich will. „Nimm uns doch mit zum Ironman, zeig uns, wie das ist – also jedenfalls in Gedanken“, sagen wir zu ihr. Und sie macht es. Los geht’s!

3,8 km schwimmen

Die Gedanken sind schon im Rennen: Sie weiß ganz genau, was passieren wird. Wann die Stelle kommt, wo sie beim Schwimmen ganz nah am Publikum ist. Oder der Moment, in dem sie aus dem Wasser steigt und ihr Mann und ihre Tochter auf sie warten. Oder wenn sie schließlich die letzten Meter ins Ziel einläuft. Und darauf freut sie sich.

Genauso war es auch bei Nicole Hinums beruflicher Karriere: „Ich habe meine Mutter wahnsinnig gemacht, weil ich alle Werbeslogans auswendig konnte. Immer, wenn wir einkaufen waren, habe ich ihr die Jingles vorgesungen und erklärt, warum ich es deshalb brauche.“ Ein Marketingfreak war sie also immer schon. Anstatt den einfacheren Weg mit einer Schule in Linz zu gehen, entschied sie sich für Steyr, „weil ich Journalismus, Medien, Marketing machen wollte“. Später studierte sie auch noch Marketing. „Von Anfang an war mir klar, welchen Weg ich gehen wollte, um mein Ziel zu erreichen, mal meine eigene Werbeagentur zu haben.“

Gleich nach dem Studium ging‘s auch schon los – du hast bei einer der größten Agenturen in Österreich gestartet.

Nicole Hinum: Ja, genau. Die ersten vier Jahre bei Reichl und Partner waren natürlich harte Lehrjahre, danach war ich zehn Jahre im Geschäftsführungsteam.

Ein Sprung ins kalte Wasser?

Nicole Hinum: Oh ja. Zuerst hab ich gleich einen der größten Kunden, die Wien Energie, übernommen. Da haben wir wirklich die komplette Kommunikationsrange abgebildet, ich habe extrem viel Vertrauen geschenkt bekommen. Das ist es auch, was du im Sport brauchst. Du brauchst zumindest einen Menschen, der dir sagt: „Keine Ahnung, wie du es schaffen wirst, aber du wirst es schaffen und ich glaub an dich.“ Das brauchst du im Business, im Sport und im Leben.

Nur der Glaube an sich selbst ist zu wenig?

Nicole Hinum: Es ist zumindest schwerer. Denn irgendwann kommen die Tiefs und dann zweifelst du. Wenn du dann niemanden hast, der dir auf die Schulter klopft und sagt: „Komm, du schaffst das!“, dann ist es verdammt anstrengend.

Wenn du heute deine Kund:innen berätst, dann springst du auch ins Wasser und tauchst in deren Marken ein. Kann man das so sagen?

Nicole Hinum: Ganz genau! Das ist immens wichtig. Jede Marke ist für sich eigenständig und einzigartig. Das gilt es herauszufinden. Diese Metapher mit dem Eintauchen ins Wasser ist großartig: Die Unterwasserwelt ist da und ich verändere sie nicht. Ich verändere nicht die DNA der Marke, also wofür sie steht und wofür jemand brennt. Aber wir sind von 1.000 Einflussfaktoren teilweise so verunsichert, dass wir gar nicht mehr wissen, wer wir selbst wirklich sind. Da sehe ich meine Aufgabe darin, meine Kund:innen an der Hand zu nehmen und wirklich einzutauchen.

Was passiert denn, wenn man nur an der Oberfläche schwimmt?

Nicole Hinum: Man versäumt circa 80 Prozent. Sichtbar von der Marke ist nämlich nur der Rest. Und dann haben wir lauter Marken und Unternehmen, die mir alle irgendwie das Gleiche erzählen.

Was genau zeigst du deinen Kund:innen unter Wasser?

Nicole Hinum: Wie einzigartig, genial und begeisternd ihre Marke, ihre Firma und ihr Produkt sind. Da passiert ganz viel mit den Menschen und dem Team.

Wie lernt man dann schwimmen, also den richtigen Umgang mit der eigenen Marke?

Nicole Hinum: So wie im Sport: üben, üben, üben. Immer wieder dranbleiben. Es bringt natürlich nichts, wenn du einmal einen Crashkurs im Tauchen machst. Das wäre schade, weil das erst der Anfang war und es viel, viel tiefer geht.

Gerade Führungskräfte müssen ihre Grenzen wirklich spüren und erleben.

Nicole Hinum Markenberaterin, Nicon

180 km Rad fahren

Nach einer Stunde schwimmen, waagrecht im Wasser, steht sie plötzlich auf. „Da schwankt man zunächst ein bisschen. Jetzt braucht es den Fokus, man muss sich schon auf den letzten Schwimmmetern mental umstellen und die Füße in Bewegung bringen“, erklärt Nicole. Grundsätzlich schwimmt sie nämlich nur mit dem Oberkörper, um die Beine zu schonen. „Das ist Strategie. Natürlich könnte ich schneller schwimmen, wenn ich mehr mit den Beinen machen würde. Aber dann wird das Radfahren anstrengender.“

Das ist im Business ähnlich. „Ich kann nicht überall gleich viel Gas geben, wenn ich ein ganz großes Ziel vor Augen habe.“

Warum braucht es überhaupt ein ganz konkretes Ziel, wenn es eigentlich auch so gut läuft?

Nicole Hinum: Wer nicht weiß, wohin sich das Unternehmen, die Marke bewegen soll, verbrennt ganz viele Ressourcen. Und da geht es gar nicht so sehr um das Ziel selbst, sondern vor allem um die Strecke dorthin. Dann fährt man nämlich schnell mal 720 Kilometer statt 180. Und das macht niemandem Spaß – dir selbst nicht und dem Team auch nicht. Man braucht Energie dafür. Einerseits in Form von Geld oder in Form von Einsatz. Du rennst in eine falsche Richtung oder in eine andere Richtung, wenn du den Weg dreimal änderst. Das ist nicht nur anstrengend, sondern kostet viel Energie und Geld. Und verwirrt die Menschen – wenn du ständig deine Strategien veränderst, alles wieder rebrandest, wissen die Leute nicht mehr, wofür sie stehen. Das ist richtig bitter.

42,2 km laufen

Und jetzt noch einen Marathon laufen. Obwohl man eigentlich nicht mehr kann. Wieder ist es das Ziel, das Nicole vor Augen hat. „Und auch die Zwischenziele. Ich denke daran, was ich schon geschafft habe, und teile mir den Marathon in zwei Halbmarathons auf, also zunächst nehme ich mir die ersten 21,1 Kilometer vor und dann laufe ich noch einmal einen Halbmarathon.“ In kleinen Zwischenzielen sei mental nun mal vieles einfacher. „Wenn es richtig schmerzhaft wird – und das wird es, alles andere wäre eine Lüge –, dann hole ich mir das Bild des Zieleinlaufes. Dann funktionieren die Beine irgendwie von allein.“

Bei Unternehmenszielen sei es genau das Gleiche, erklärt Nicole. „Du hast ein langfristiges Ziel, wo ganz viele Emotionen mitspielen. Am Beginn weiß man vielleicht noch gar nicht, wie sich das ausgehen kann. Wenn ich von dem Ziel erzähle, dann soll die Reaktion darauf sein: ‚Was, echt jetzt? Wie soll das gehen?‘“ Nur dann würden Menschen darauf aufmerksam werden und sich angezogen fühlen. „Das geht nicht, wenn ich sage, dass wir in zehn Jahren Weltmarktführer sind. Da ist überhaupt keine Emotion drin. Was ist schon ein Weltmarktführer?“

Sondern, wie muss das Ziel formuliert sein?

Nicole Hinum: Im Businesskontext kann das zum Beispiel sein, dass in jedem Einkaufswagerl ein Produkt von uns drinnen ist. Es kann auch ein Ziel sein, der begehrteste Arbeitgeber der Region zu werden, wo die Menschen unbedingt arbeiten wollen. Du musst den Menschen die Visionen klar und verständlich mitteilen, weil sie dir sonst nicht helfen können.

Wie nimmt man die Menschen, das eigene Team, mit auf diesen Weg?

Nicole Hinum: Erstens muss man selbst dafür brennen. Ein Triathlon ist zwar eine Einzelsportart und am Ende des Tages muss ich es alleine tun. Aber ich muss alle um mich herum mitnehmen. Wenn mich meine Familie nicht unterstützt, dann geht es nicht. Es geht einfach nicht. Sie müssen mir den Rücken freihalten. Beruflich brauche ich ein Team, das mit mir an diesem Ziel arbeitet. Die müssen spüren, dass ich für das Ziel, für die Vision brenne. Die Vision treibt der Gründer, die Gründerin oder der Geschäftsführer, die Geschäftsführerin, er oder sie muss diese Funken versprühen. Nur dann kann das Team Feuer fangen.

Und wenn am Weg zum Ziel, zur Vision, Zweifel aufkommen?

Nicole Hinum: Die kommen ganz gewiss. Beim Triathlon kommen die Schmerzen. Der Körper ist ja eigentlich nicht dafür gemacht, es ist aber machbar, wie man sieht. Es sind die Emotionen, die ihn antreiben, nicht etwa der Gedanke, dass man ja 700 Euro Startgebühr bezahlt hat. Ich weiß, dass ich hart dafür gearbeitet habe und dass ich es schaffen kann. Deshalb denke ich nicht ans Aufgeben. Vielleicht gehe ich mal ein Stück, anstatt zu laufen, aber ich bleibe nicht stehen. Das ist wieder wie bei Unternehmen. Es kommen Phasen, die schwer sind. Es werden Dinge passieren, die nicht schön sind. Man kann nun entscheiden, aufzugeben – und zwar alles, was man bis dahin investiert hat. Oder man geht langsamer weiter, aber bleibt nicht stehen. Soll heißen: Bleib dran an deinen Zielen, auch wenn es mal schwieriger wird.

Also was können Führungskräfte vom Ironman lernen?

Nicole Hinum: Alles (lacht). Eigentlich sollte jeder Unternehmer, jede Unternehmerin einen Ironman machen. Bist du dabei, Susi? Gerade Führungskräfte müssen ihre Grenzen wirklich spüren und erleben. Da ist ein Ironman ein genialer Sport, weil du sofort mitkriegst, wenn du übertreibst. Du bekommst unmittelbar die Quittung: in Form von Verletzungen. Das ist im Unternehmertum das Gleiche. Und dann brennst du aus. Denn wenn ein Körper nicht mehr genug Zeit hat, sich zu erholen, dann funktioniert es einfach nicht. So wie jede:r eine erfolgreiche Marke und ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann, so bin ich auch der Meinung, dass jede:r einen Triathlon machen kann. Jede:r kann schwimmen, Rad fahren und laufen. Ich muss mich ja nicht gleich für die Ironman-Weltmeisterschaft qualifizieren, aber einen Triathlon, wovon auch kurze Distanzen angeboten werden, den schafft jede:r. Jeder Mensch, der mit einer großen Leidenschaft die Sache angeht. Das ist unabhängig davon, ob du studiert hast oder einen tollen familiären oder finanziellen Background hast. Das brauchst du alles nicht. Du brauchst genau diese Leidenschaft, um ans Ziel zu kommen._

#Gedankensprung

mit Nicole Hinum

Mein Puls steigt_ ständig. Vor allem, wenn ich emotional ergriffen bin.

Einen Ruhepuls habe ich_ wenn ich einfach in den Himmel schaue. Diese Weite ist so beruhigend.

Meine eigene Marke in vier Worten_ Leidenschaft, Klarheit, inspirierend und extrem

Drei Marken, die mich begeistern_ Apple, True Fruits und all die Marken meiner Kund:innen

Alle drei haben gemeinsam_ einen ganz, ganz starken Markenkern.

Alles ist möglich, wenn_ du ein klares Ziel vor Augen hast, du genügend Leidenschaft für dieses Ziel mitbringst und du es wirklich willst.

Eine Erfahrung, die ich erst im Nachhinein schätzen gelernt habe_ viele. Zum Beispiel, dass Ruhe genauso wichtig ist wie Anspannung, wenn nicht sogar wichtiger. Der Körper kann nur regenerieren und wachsen, wenn er in der Ruhephase ist.

2043 möchte ich_ noch genau so arbeiten, leben und sporteln können wie jetzt.

Mein Ziel für dieses Jahr_ meinen zweiten Ironman mit den gleichen Glücksgefühlen wie beim ersten finishen.

"Nein, Nicoles Einladung, mit ihr einen Ironman zu machen, hab ich noch nicht angenommen. Aber wir waren gemeinsam tauchen. Bei unserem Visionworkshop. Faszinierend, wie sie in unsere Marke eingetaucht ist!"

persönliche Notiz zum Interview mit Nicole Hinum von Susanna Winkelhofer

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