Was, wenn uns die Medikamente ausgehen? Was, wenn unsere Gesundheit plötzlich auf dem Spiel steht? Verlässlichkeit ist das, was zählt, damit dieses Worst-Case-Szenario gar nicht erst eintritt. Mit rund 133 Millionen jährlich verkauften Packungen zählt der Pharmagroßhändler Herba Chemosan zur systemkritischen Infrastruktur. Und holte dank der Unterstützung durch ein Investment der Invest AG die heimische Versorgungssicherheit zurück nach Österreich.
Ein nebliger Mittwochvormittag, in Wien-Simmering tröpfelt der Regen auf den Asphalt, zahlreiche Transportwägen fahren auf das Gelände der Herba Chemosan und verlassen es nur kurze Zeit später vollbeladen wieder – an Bord befinden sich Arzneimittel. Rund 133 Millionen Packungen liefert der Marktführer im Großhandelsgeschäft jährlich an öffentliche Apotheken. Durch seine sieben Niederlassungen in ganz Österreich verteilt, erreicht das Unternehmen nahezu jede Apotheke des Landes in unter 90 Minuten. Ja, das typische „Haben wir im Moment nicht lagernd, aber Sie können es gegen Mittag abholen“, das man in Apotheken immer wieder zu hören bekommt, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis erfolgreich organisierter systemkritischer Infrastruktur –denn hinter den Kulissen laufen die Logistikzentren unnachgiebig auf Hochtouren.
„Dieses Sinnstiftende überträgt sich auf die Mitarbeitenden“
Ein Selbstverständnis, das während der Coronapandemie auf die Probe gestellt wurde und in Zeiten eingeschränkter Lieferketten zur Disposition steht. „Wir sind der einzige Pharmagroßhandel, der flächendeckend in ganz Österreich vertreten ist. Mit einem Marktanteil von 45 Prozent geht natürlich auch eine riesige Verantwortung einher“, sagt der Vorstandsvorsitzende Andreas Windischbauer. Ihm und seinen beiden Vorstandskollegen, Maximilian von Künsberg Sarre und Andreas Janka, war daher stets bewusst, dass sie eine besondere Rolle bei der Versorgungssicherheit des heimischen Standorts einnehmen. Starke Lieferengpässe im Winter meisterte das gesamte Unternehmen rund um sein eingespieltes Führungstrio durch europaweite Einkäufe, um vor allem die kritische Versorgung von Kindern rechtzeitig auszugleichen. „Diese Verantwortung spürt man und das ganze Unternehmen ist darauf ausgelegt, sie in die Realität umzusetzen“, sind sich die drei einig.
Seit vielen Jahren als Managementteam eingespielt, entwickeln sich im Laufe der Zeit entsprechende Routinen. „Die Coronaimpfstoff-Distribution war für mich ein Ausscheren aus diesen Routinen. Wir haben die Konstruktion des Netzwerkes federführend gestaltet, um sicherzustellen, dass Impfstoffe in der richtigen Temperatur zum richtigen Zeitpunkt geliefert werden. Wir wissen alle, wie die Pandemie war. Da spürt man schon den Druck“, erinnert sich von Künsberg Sarre. Für ihn und seine Kollegen eine ebenso herausfordernde wie auch energetisierende Zeit. Der sonst so erbitterte Konkurrenzkampf der Industrie rückte während Corona in den Hintergrund. „Bei den Covidimpfstoffen, Arzneimitteln, Antigentests, Schutzbekleidungen und der PCR-Logistik wurde in der Pharmalogistikbranche intensiv zusammengearbeitet, obwohl wir heftigste Konkurrenten am Markt sind. Auch die Zusammenarbeit mit dem Ministerium lief sehr gut und das Bundesheer hatte eine tragende Rolle. Das war eine unglaubliche Zielgerichtetheit“, blickt Windischbauer anerkennend zurück.
Stabilität „made in Austria“
Bis 2021 war Herba Chemosan Teil des US-amerikanischen Konzerns McKesson, der sich jedoch zunehmend aus Europa zurückzieht. „Wir haben das früh erkannt und uns Gedanken gemacht, vor allem in Zeiten der starken geopolitischen Abhängigkeit von China“, so Windischbauer. Als Package-Deal mit zusammen mehr als 50 Jahren Vorstandserfahrung und seinem Pflichtgefühl gegenüber der eigenen Heimat war das Führungstrio rasch selbst Teil der Interessentenliste an der milliardenschweren Unternehmensgruppe. „Wir standen vor der Frage, ob wir eine Mehrheit erwerben können. Wieso die Mehrheit? Damit wir in tagtäglichen Fragestellungen selbst agieren und die Letztentscheidung fällen können, ohne lähmende Gremien zu durchlaufen“, so von Künsberg Sarre. „Auf der Suche nach potentiellen Partnern war uns das ein Anliegen. Außerdem wollten wir präferiert eine rein österreichische Lösung“, ergänzt Janka.
Mit der Invest Unternehmensbeteiligungs AG fand das Vorstandsteam schließlich einen Partner, der drei entscheidende Vorteile mit sich brachte: Interesse an einem gemeinsamen Investment, das strategische Verständnis und die finanzielle Stärke aus Österreich für Österreich. Kurze Zeit später übernahmen sie im Rahmen eines Management-Buy-outs 51 Prozent der Unternehmensanteile –
49 Prozent hält die Invest AG. „Es freut uns, gemeinsam mit dem Management der Herba Chemosan, die österreichische Arzneimitteldistribution in heimische Hände gebracht zu haben. Damit stellen wir sicher, dass die kritische Infrastruktur und pharmazeutische Gesundheitsversorgung nachhaltig gestärkt werden“, ist sich auch Gernot Hofer, Vorstandsvorsitzender der Invest Unternehmensbeteiligungs AG, der Bedeutung dieses Schrittes bewusst.
Von Beginn an Sparringspartner
Schnelle Entscheidungen, Stärken, die sich gegenseitig ergänzen, und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Bis heute schätzen beide Seiten die Synergien, die durch die rein österreichische Zusammenkunft entstehen. Ohne den Bedarf an einem Interessenausgleich nationaler Märkte und dank derselben DNA blicken das Dreiergespann und sein Investor in eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft. „Bis 2030 sehe ich die Herba Gruppe in voller Entfaltung und stark digitalisiert mit einem noch größeren Beitrag für das österreichische Gesundheitssystem“, so Windischbauer. Innovative Services für den heimischen Markt seien ein klarer Teil der Vision. „Wir wachsen aus dem Bestehenden, sind aber auch für viele Inputs von außen offen. Da ist es gut, einen Partner zu haben, der nicht nur kapitalstark ist, sondern auch durch sein Beteiligungsportfolio einen Einblick in viele alternative Branchen hat.“ Seine Kollegen nicken.
„Zurzeit rollen wir ein digitales System für Apotheken aus, das die Buchhaltung erleichtert. Im Elfenbeinturm zu sitzen, bringt niemanden weiter, weshalb wir Hand in Hand mit den Kunden gehen und den österreichischen Apotheken unter die Arme greifen“, so Janka. Die Resonanz der letzten 18 Monate sei sehr positiv. „Wir spüren das. Und auch das emotionalisiert wieder.“_
Während der Pandemie haben wir eine unglaubliche Zielgerichtetheit erlebt.
Andreas Windischbauer
Vorstandsvorsitzender, Herba Chemosan
Wir sichern und stärken die kritische Infrastruktur und pharmazeutische Gesundheitsversorgung nachhaltig.
Gernot Hofer
Vorstandsvorsitzender, Invest Unternehmensbeteiligung AGdsvorsitzender
Herba Chemosan
in Zahlen
7 _Niederlassungen versorgen die Apotheken in ganz Österreich.
1.000 _Mitarbeitende stellen die Versorgung sicher.
50.000 _lagernde Artikel stehen dafür mindestens zur Verfügung.
66 _Millionen Euro Lagerwert entstehen somit im Jahresdurchschnitt.
3 _Wochen Lagerreichweite sind somit gewiss.
2,5 _Millionen Anfragen pro Jahr beantwortet das Team.
20 _Minuten Kommissionierzeit sind im Schnitt anschließend nötig.
90 _Minuten werden maximal benötigt, um nahezu jede Apotheke in Österreich zu beliefern.
Es energetisiert, zu wissen: Was wir machen, ist wichtig für das Land.
Andreas Janka
Mitglied des Vorstands, Herba Chemosan
100 % unserer Arbeitszeit fließen künftig ausschließlich in den österreichischen Markt.
Maximilian von Künsberg Sarre
Mitglied des Vorstands, Herba Chemosan