Seit zwei Jahren werden in der Hirschgasse 3 optimale Wohnräume für junge Familien gefunden. Und Geschäftsflächen für Unternehmer. Grünflächen für Häuslbauer. Bauprojekte für Investoren. Wir wagen einen Rundgang durch die Zentrale des Linzer Immobilienbüros Bau & Boden.
In welchen Büros arbeiten eigentlich Menschen, die selbst Büros vermitteln? Diese Frage geht uns durch den Kopf, während uns der Lift in den dritten Stock bringt. Die Vermutung: Jemand, der mit Immobilien handelt, wird wissen, wie man sie ideal einrichtet und nutzt. Die Annahme bestätigt sich. Der Eingangsbereich ist hell, einige Sonnenstrahlen finden ihren Weg durch große Glasscheiben. Ein fast minimalistisches Designersofa steht für Gäste bereit. An der Wand dahinter prangt ein gewaltiges Bild, das von einer Art Holzsteg scheinbar in zwei Teile getrennt wird. Am Tisch davor: eine Vase mit frisch geschnittenen, gelben Tulpen. Hier fühlt man sich auf Anhieb wohl. Und wartet gerne auf seinen Termin.
Aber nicht lange. Gerade als wir es uns auf dem Sofa bequem machen wollen, empfängt uns Geschäftsführer Andreas Ortner. „Normalerweise ist es nicht ganz so ruhig hier, die meisten Mitarbeiter machen gerade Mittagspause“, sagt er. Auf insgesamt 750 Quadratmetern sind die Techniker, Vermarktung, Projektentwickler und das Sekretariat untergebracht. Der Gebäudekomplex wurde von Bau & Boden selbst errichtet. „Wir haben uns dann entschieden, selbst in einem Geschoss einzuziehen“, sagt Ortner. Der Grund für den neuen Standort: mehr Platz und eine optimale Verkehrsanbindung.
Kommunikationsinseln am Gang
Wir erfahren, dass bei der Einrichtung nichts dem Zufall überlassen wurde. „Als Immobilienverkäufer sollte man Seriosität und Vertrauen vermitteln – dazu muss auch das Erscheinungsbild passen“, sagt Ortner. Den Kunden vermittelt das Unternehmen nicht nur Immobilien, sondern bietet auch eine rechtliche und steuerliche Beratung. „Wir haben uns seit Mitte der 80er-Jahre von einem einfachen Maklerunternehmen zu einem Komplettanbieter entwickelt“, sagt Ortner. Deswegen müssen die verschiedenen Bereiche innerhalb der Firma besonders eng zusammenarbeiten. Und das funktioniert vor allem über spontane Besprechungen mitten am Gang. „Wir haben dort Kommunikationsinseln eingerichtet“. Diese Inseln sind Kästen aus Holz, haben die ideale Größe, um die Ellenbogen darauf abzustützen und mit dem Büronachbarn zu plaudern. Offenbar nicht nur zur Dekoration stehen Schalen voller Obst bereit: der Geschäftsführer genehmigt sich einen Apfel und eine Banane.
Eine weitere wichtige Kommunikationszone befindet sich in der Küche. Am Tisch des Büromöbelherstellers Bene wird nicht nur gegessen, sondern auch gemeinsam an Projekten gearbeitet und diskutiert. Als die Mitarbeiter langsam wieder aus der Mittagspause zurückkehren, wird schnell klar, welcher Gegenstand der wichtigste im Raum ist: die gewaltige Kaffeemaschine. Nicht wenige verschwinden anschließend mit ihrem Kaffee und einer Zigarette auf die Terrasse. „Besonders im Sommer ist es draußen angenehm“, sagt Ortner. Dann werde hier auch nach dem Dienstschluss gemeinsam Zeit verbracht. Bei einem Blick in den Innenhof entdecken wir nicht nur einen Kinderspielplatz, sondern auch einen vergitterten Zugang zu alten Stollenanlagen, die in den Berg hineinführen.
Galerien stellen ihre Werke aus
Egal ob auf dem Gang oder in den einzelnen Büros: besonders auffällig sind die oft meterlangen Gemälde mit den verschiedensten Motiven. Zwei Rinder in einer sehr eindeutigen Pose, Landschaftsbilder, abstrakte Farbkleckse. „Teilweise sind das Privatbilder von mir und meinem Geschäftspartner Christian Sturm“, sagt Ortner. Die beiden leiten nicht nur gemeinsam das Unternehmen, sondern teilen auch ihre Vorliebe für Kunst. Bau & Boden arbeitet mit Galerien zusammen, die ihre Werke für einen bestimmten Zeitraum in den Büros ausstellen.
Mittlerweile sitzen die meisten Mitarbeiter wieder an ihren Schreibtischen. Man kann durch die leicht verspiegelten Glasschiebetüren beobachten, wie sie konzentriert auf die Bildschirme starren. Besonders für Linzer Immobilienberater gibt es viel zu tun. Etwa 50 Prozent aller Wohnungssuchenden in Oberösterreich wollen in die Landeshauptstadt ziehen. Wir wollen nicht weiter stören, schnappen uns als Proviant für den Weg in das nahe MACHER-Büro eine Banane aus der Obstschale und verschwinden._