Um viele Jahre verzögerte sich der Bau des Linzer Musiktheaters. Am 12. April wird es mit der Uraufführung der Oper „Spuren der Verirrten“ eröffnet. Was ändert sich damit für den Stadtteil, die dort ansässigen Betriebe und seine Bewohner? Wir haben nachgefragt.
Aristidis Klidis steht hinter der Bar in seinem kleinen Lokal und schlichtet Weingläser. Erst im Sommer hat der Gastronom das Gasthaus „Cantinetta Opera“ in der Scharitzerstraße 7 übernommen, nur wenige Meter entfernt vom Musiktheater, wo bald Theaterstücke und Opern aus der ganzen Welt aufgeführt werden. „Ich hoffe, dass alle Geschäfte in der Gegend davon profitieren“, sagt Klidis. Er hat den Eindruck, dass die Stadt das Viertel aufpeppen will. 5,3 Millionen Euro investiert die Stadt bis 2014 in die Neugestaltung der südlichen Landstraße. Ein ähnlich großes Projekt dieser Art hat es in den vergangenen Jahren in Linz nicht gegeben. Die Neugestaltung der Straßenbahnhaltestelle beim Volksgarten ist bereits abgeschlossen, im Park wurden neue Toilettenanlagen für die Außenbereiche im Umfeld des Theaters errichtet.
Auf seiner Homepage bewirbt Klidis sein Lokal bereits offensiv als den „Geheimtipp im neuen Opernviertel“. Damit ist er nicht allein: Auch das neue Cafe Opera spielt mit seinem Namen auf seine Nähe zum Musiktheater an. Klidis Stammgäste disktuieren bereits intensiv über das Theater. „Ihre Meinungen dazu sind sehr verschieden“, sagt Klidis. Einige sind der Ansicht, durch den Bau würde die ganze Umgebung profitieren, andere empfinden das Projekt als zu groß für Linz. „Im Theater wird es freilich auch Gastronomie geben, ich bin schon gespannt“, sagt der Wirt. Seine Sorge ist, dass die Parkplätze für die Gäste vielleicht nicht ausreichen würden. Die ist aber laut Linzer Stadtplanung unbegründet. In der Tiefgarage des Theaters gibt es 295 Stellplätze, gleich in der Nähe ist die Bahnhofstiefgarage. Rund um das Musiktheater befinden sich Kurzparkzonen, die am Abend kostenlos zur Verfügung stehen.
Bodenständig
„Ich glaube, dass das Musiktheater ein nicht unwesentliches Musaiksteinchen ist, das zur Aufwertung des Viertels beiträgt“, sagt Vorstandsdirektor Thomas Königstorfer, . Durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Linzer City-Ring will man signalisieren, dass die Landstraße nicht bei der Mozartkreuzung aufhört, sondern bis zum Volksgarten weitergeht. Kurz vor der Eröffnung werden einige Geschäfte in der Umgebung ihre Auslagen mit Theater- und Operettenschwerpunkt dekorieren. „Wir sind in den vergangenen Monaten außerdem bewusst mit unseren Musikern in die Schulen in der Umgebung gegangen und haben dort Workshops angeboten“, sagt er. Man wolle nicht mit erhobener Nase wahrgenommen werden.
Gunter Amesberger, Direktor für Stadtentwicklung in Linz, ist überzeugt, dass durch den Bau das Gebiet qualitativ angehoben wird. „Die ganze Gegend erfährt eine Umgestaltung und Aufwertung“, sagt er. Das neue Musiktheater sei dabei ein wesentlicher Punkt. „Weil es nicht nur abends Leute hinzieht, sondern durch das Restaurant und Cafehaus auch tagsüber“, erklärt Amesberger. Die Folgen der Neugestaltung würden sich bereits jetzt bemerkbar machen. „Man kann durchaus eine Aufbruchsstimmung erkennen, auch in den Seitenstraßen“, sagt Amesberger. Stadträtin Susanne Wegscheider geht noch weiter: „Mit dem Musiktheater, den neu gestalteten Parkanlagen im Volksgarten und den vielen neuen Geschäften hat die südliche Landstraße großes Potential zu einer der angesagtesten Einkaufsadressen des Landes aufzusteigen.
Bauboom in der Innenstadt
Die Stadt registriert einen Bauboom in der Innenstadt. Beim Haus Landstraße 71 wurde das Dachgeschoß ausgebaut, im Hofgebäude entstanden 15 neue Wohnungen. Kürzlich wurde das alte Gebäude in der Landstraße 115 durch einen siebengeschossigen Neubau ersetzt. Gegenüber dem Theater wird das Haus in der Blumauerstraße 7 aufgestockt. Dort entstehen Mietwohnungen und Geschäftsflächen. „Durch den starken Trend zu neuem Wohnraum und Geschäften in dem Gebiet steigen die Mieten wieder in die Höhe“, erklärt der Direktor für Stadtentwicklung. Die Folge: die ungeliebten Telefonshops oder Wettbüros in der Gegend werden weniger. „Durch öffentliche Gestaltung können wir das indirekt beeinflussen“, sagt Amesberger.
Eine Aufbruchsstimmung sieht auch Klaus Schobesberger, der Bezirkssstellenobmann der Wirtschaftskammer Linz. „Durch das neue Musiktheater ist eine positive Erwartungshaltung entstanden“, sagt er. Etwas Besseres könne der Wirtschaft gar nicht passieren. Die positive Stimmung sei auch gerechtfertigt. Durch die Neugestaltung würde die Bedeutung und die Frequenz gesteigert. „Die Nachfrage für die Führungen durch das Gebäude ist sehr groß“, erzählt Schobesberger.
Das merkt auch Aristidis Klidis in der „Cantinetta Opera“. Nach den Besichtigungen kommen öfters Gruppen in sein Lokal, um den Abend bei einem Glas Wein ausklingen zu lassen. Der Gastronom profitiert also schon vor der offiziellen Eröffnung vom neuen Projekt – durch das die südliche Linzer Landstraße endlich einen würdigen Abschluss bekommen wird._