Julia Losbichler und Nina Kirchmair

„Mitarbeiter wollen als Individuum respektiert und wahrgenommen werden, dann arbeiten sie gern und verdammt gut.“

Alles, nur nicht gewöhnlich, ist der Arbeitsplatz von Nina Kirchmair und Julia Losbichler. Auf der einen Seite wird gerade in einer großen Küche Kuchen gebacken, gleich daneben lockt eine gemütliche Gartenbank im vermeintlichen Schrebergarten und auf der anderen Seite leuchten zitronengelbe Polster und Decken auf knapp fünf Quadratmetern, die aussehen wie Teile einer Luxuswohnung. Auf den Bildern wird das alles auch genauso rüberkommen.

In Wirklichkeit sind es aufgebaute Kulissen in der Linzer Tabakfabrik für die nächsten Fotoshootings, die bei der Ms.foto.group, dem größten Werbefotostudio Österreichs, stattfinden. Und mittendrin sind Nina Kirchmair und Julia Losbichler. Das an sich ist nicht neu. Neu ist, dass die beiden seit Ende 2017 verantwortlich dafür sind, dass alles von vorne bis hinten rund läuft und sich jeder Mitarbeiter bestmöglich entfalten kann. Am Ende sollen die Kunden begeistert sein und die Firma soll betriebswirtschaftlich gut dastehen. Mit dem Zusammenspiel aus kreativem Kopf (Losbichler, Geschäftsführung Fotografie) und Organisationstalent (Kirchmair, kaufmännische Geschäftsführung), soll das gelingen. „Jeder hat seinen Kompetenzbereich und das respektieren wir gegenseitig – bei allen wichtigen Themen setzen wir uns jederzeit zusammen und treffen gemeinsam Entscheidungen“, erklärt Kirchmair. Ihre Kollegin stimmt ihr zu: „Wir ergänzen uns perfekt.“

Losbichler ist ausgebildete Portraitfotografin und seit 2012 unter anderem auch als Studioleiterin bei der Ms.foto.group tätig. Das Fotostudio beschäftigt an den beiden Standorten in Linz und Wels über 30 Mitarbeiter, davon fünfzehn fix angestellte Fotografen, rund 100 Kunden werden im Bereich Fotografie betreut. Und damit die sich bestens betreut fühlen, setzen die beiden jungen Führungskräfte auf noch persönlicheren Kontakt zu den Kunden und auf vielfältige Fortbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter. „Stetige Veränderung ist wichtig, um Stillstand zu vermeiden“, sagt Kirchmair. „Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeiter in jenen Bereichen, die sie besonders interessieren, immer wieder weiterentwickeln.“ Fotografen zu führen, brauche viel Fingerspitzengefühl, weiß Losbichler: „Das sind Künstler, kreative Köpfe und jeder lebt seine Kreativität anders aus. Man muss schon genügend Freiheiten zulassen, damit jeder gut und motiviert arbeiten kann.“

Motiviert als Fotografin zu arbeiten war Losbichler immer schon und wollte eigentlich gleich nach der Hauptschule eine Lehre starten. „Davon wurde mir aber abgeraten: Es sei sehr mühsam, in der Fotografie zu arbeiten und man verdiene nur ganz wenig.“ Also absolvierte sie zunächst eine höhere Schule, bevor sie dann dennoch die Lehre in einem Portraitstudio begann. Die Moral aus der Geschichte: „Wenn man für eine Sache Feuer und Flamme ist, dann sollte man es auch machen. Egal was andere sagen. Ich bin sehr glücklich mit meiner Berufswahl und durch die neue Aufgabe natürlich noch zusätzlich motiviert“, erzählt die 31-Jährige. Ihre um drei Jahre jüngere Kollegin Nina Kirchmair hat sich ebenso nie von ihrem Weg abbringen lassen: Sie war zuvor zehn Jahre lang in der Tourismusbranche und im Bereich Event- und Projektmanagement tätig, seit gut einem Jahr lebt sie ihr Organisationstalent bei der Ms.foto.group aus.

„Durch die neue Führungsrolle ist es mir jetzt auch möglich, eine Vielzahl an Ideen tatsächlich umzusetzen. Unser Team ist absolut top, die Ms.foto.group ist seit fünfzehn Jahren ein großer Player in der Branche und wir können nun gemeinsam unsere Zukunft erfolgreich gestalten“, erklärt Kirchmair. Dazu zähle auch, gewisse festgefahrene Bahnen zu verlassen. „Wir wollen noch mehr auf die Interessen und Talente der einzelnen Mitarbeiter eingehen und auch bestehende Strukturen aufbrechen. Wir führen mit den Mitarbeitern zurzeit intensive Gespräche, insbesondere um herauszufinden, wer sich in welchem Bereich weiterbilden und noch intensiver betätigen möchte und wie wir das im Sinne des Unternehmens sowie im Sinne unserer Kunden einsetzen können. Am Ende sollen alle Beteiligten zufrieden mit dem Ergebnis sein. Wir werden daher jetzt bewusst etwas positive Unruhe ins Unternehmen bringen, alles auflockern, ein bisschen durcheinanderwirbeln, um daraus ein noch homogeneres Ganzes zu formen“, erklären Losbichler und Kirchmair.

GEDANKEN

• 3 Eigenschaften, die eine Führungskraft haben sollte _menschlich, kompetent, ehrlich
• 3 Eigenschaften, die sie nicht haben sollte _arrogant, launisch, respektlos
• Laut werden wir _in der Arbeit nie. Wenn uns Dinge maßlos ärgern, sagen wir unsere Meinung sehr bestimmt, aber nicht laut. Falls es in Zukunft trotzdem in einer Stresssituation, in der die Nerven blank liegen, passieren sollte, dann wird es wichtig sein, sich danach auch zu entschuldigen und klar zu machen, dass es nicht persönlich gegen den Mitarbeiter gerichtet war. Und anschließend muss man sich überlegen, was man an sich selbst oder der Situation ändern kann, damit das nicht mehr passiert.
• Mein Führungsstil _(Kirchmair) Ich versuche, auf jeden Mitarbeiter individuell einzugehen und ihn ernst zu nehmen, egal mit welchem Anliegen er zu mir kommt.
• Das Schwierigste an unserem Job _Das war bis jetzt der Führungskräftewechsel und der gleichzeitige Umzug in eine interimsmäßige Location, weil die Tabakfabrik Linz umgebaut wird.
• Später soll uns einmal nachgesagt werden _dass wir kompetent waren, immer ein offenes Ohr für unsere Mitarbeiter hatten, der Situation super gewachsen waren und ein gutes Team geführt haben.