Nein, wir haben nicht das Gefühl, wir befinden uns in einem Möbelhaus, als er hereinspaziert. Aber ja, man kennt ihn dennoch vor allem aus der Werbung (Papa Putz). Bis man ihn auf der Bühne erlebt hat – bei seinen Kabaretts oder bei den Sommerfestspielen Tillysburg („Da Jesus und seine Hawara“ und „Olympia“). Dann wird schnell klar: Der Mann kann mehr als für Möbel begeistern. Er kann im Hier und Jetzt begeistern. Mit Bühnenpräsenz, die man gern kopieren möchte.
Für die meisten Menschen ist die Bühne nicht unbedingt ein Wohlfühlort. Warum ist es für Sie ein Platz, wo Sie gerne sind?
WolfDen Wohlfühlplatz muss man sich erarbeiten. Es geht um die Vorbereitung. Was immer man sagt auf der Bühne, man muss es zuvor klar denken, den Gedanken für sich selbst scharf formulieren. Nur wenn man selbst verinnerlicht hat, was man sagen will, kann es auch im Publikum ankommen. Sonst sind es einfach geschriebene Sätze, die man laut sagt.
Ein lachendes Publikum, das ist wie tosender Applaus. Wie funktioniert die Sache mit dem Humor auf der Bühne?
WolfUm Humor zu transportieren, um das Publikum zum Lachen zu bringen, ist eines ganz wichtig: Timing. Es geht oft um Millisekunden. Ist man ein bisschen zu früh oder zu spät mit der Pointe, ist sie weg. Wenn man’s hingegen genau trifft, dann macht’s bumm und es explodiert.
Und wie erwischt man genau den einen Moment?
WolfDas braucht Erfahrung, Gefühl und immer wieder Ausprobieren. Aber vor allem ist es die Spannung des Unerwarteten.
Wie gelingt es Ihnen, sich aufs Publikum einzulassen?
WolfEs geht darum, eine Verbindung aufzubauen. Im Prinzip ist es nichts anderes als ein gutes Gespräch. Man hört dem Publikum zu. Und spürt es genau, jede Reaktion. Man spürt die Aufmerksamkeit, die Konzentration, man weiß ganz genau, ob man auf Zug ist oder nicht. Und genau das macht’s aus – es würde keinen Spaß machen, mit der Wand zu reden.
Was macht eine gute Bühnenpräsenz aus?
WolfFür mich ist Präsenz die Kunst, im Jetzt zu sein. Jetzt da zu sein. Wenn ich jetzt andere Gedanken habe, die mich ablenken, oder Ängste, dann führt mich das weg von mir und auch von dem Moment. Umso mehr ich den Moment zulassen kann, desto präsenter bin ich. Nur wenn der Vortragende auf der Bühne wach ist, wenn er beim Publikum ist, dann kann auch das Publikum bei ihm sein.
Okay, aber wie gelingt dieses Da-Sein?
WolfFür mich ist Entspannung wichtig. Dazu mach ich körperliche Übungen, die Stress und Druck rausnehmen, tiefe Atemzüge sind das Minimum. Zu wissen, was du tust, sagst, denkst, gibt dir Sicherheit und Ruhe, dadurch kommst du in den entspannten Zustand. Alles, was dich stresst, ist kontraproduktiv.
Wenn da nicht diese Angst vor dem Scheitern wäre ...
WolfWenn man sich dieser Angst, dieser Herausforderung stellt und sich denkt: „Ich nehme das Scheitern in Kauf und sehe das als Abenteuer", dann stresst sie einen nicht negativ. Manche behaupten, ein Bühnenauftritt sei geistiges Bungee-Jumping. Es ist wie ein Sprung ins Leere. Du weißt nicht, ob das Seil halten wird oder nicht. Aber dieses Unwissen hat auch seinen Reiz – man muss sich dem Kick stellen. Ihn annehmen. Die Alternative wäre die Flucht.
Und wenn das Seil nicht hält, wenn man scheitert, was dann?
WolfKlar, wenn man so richtig gegen die Wand knallt, dann braucht’s halt eine Weile, bis man sich wieder fängt. Das ist wie ein kleiner Unfall, man muss es aus dem Kopf kriegen und weitergehen. Wenn der Reiter abgeworfen wurde, muss er sofort wieder aufsteigen, sonst steigt er nie wieder auf.
Wann empfinden Sie einen Auftritt als ganz besonders?
WolfWenn man selbst am Punkt ist. Und die Leute auch. Es gehört beides dazu. Das Publikum spielt eine gleichwertige Rolle. Das kann man am deutlichsten erkennen, wenn man ein Stück 30 Mal spielt und es immer gut funktioniert – und dann kommen zwei Vorstellungen, wo nichts geht. Es ist dasselbe Stück, dieselben Schauspieler, und doch klappt es nicht. Das Publikum kann eine Aufführung heben oder auch senken. Zuseher sind nicht passiv, sie sind mitverantwortlich für den Erfolg.
Was können sich Vortragende von Schauspielern abschauen?
WolfEiner der besten Tipps ist für mich: Rausgehen und amüsieren! Sobald man Spaß hat, sich auf der Bühne amüsiert und der Spaß mit einem Prozent die Angst überwiegt, ist man auf der guten Seite.