Erfolgreiche Frauen werden oft gefragt, wie sie Familie und Karriere unter einen Hut bringen. Männern stellt man diese Frage quasi nie. Darum: Wie geht es Ihnen als frisch gebackener Vater?
OCHSNERGrundsätzlich habe ich das Glück, dass meine Lebensgefährtin sehr viel Rücksicht auf meinen Beruf nimmt. Ich habe oft eine 60-Stunden-Woche, muss diese Arbeitsbelastung trotz unseres süßen Sohnes stemmen. Und natürlich widme ich fast meine komplette Freizeit meinen Kindern. Ich habe noch eine zehnjährige Tochter aus einer früheren Beziehung und eben einen sieben Wochen alten Sohn.
Was möchten Sie Ihren Kindern, auch in Bezug auf das Familienunternehmen, mitgeben?
OCHNSERIch versuche, ihnen Liebe, Geborgenheit und Bodenständigkeit zu geben, aber auch Leistung zu fördern. Wenn sie sich später einmal für die Firma interessieren, können meine Kinder sicher aktiv dort arbeiten oder auf Beirats- oder Aufsichtsratsebene mitgestalten – egal ob Bursch oder Mädchen. Mir ist nur wichtig, dass das Unternehmen auch ohne mich mit einer guten Managementstruktur funktionieren kann.
Ich hoffe, dass ich so weise und reif bin wie mein Vater, der uns drei Söhnen die Entscheidung völlig offengelassen hat. Nach meiner Zeit im Ausland bin ich freiwillig zum Unternehmen zurückgekehrt. Ich selbst möchte meine beiden Kinder auch in die Welt schicken. Sie sollen ihre Ausbildung machen und alle Optionen im Leben prüfen, entsprechend ihren Begabungen und dem, was sie glücklich macht. Wenn ich dann das Glück habe, dass einer der beiden sagt: „Ich möchte das Familienunternehmen fortführen“, dann freue ich mich darüber.
Ihr Vater hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Wärmepumpenbranche so gut entwickelt. Wie schwierig ist die Nachfolge?
OCHSNERUnsere Übergabe war von ganz viel Respekt gegenüber der neuen Generation geprägt. Mein Vater hat meine Erfahrung aus den Großkonzernen sehr geschätzt und war froh, dass ich manche Dinge angepasst habe. Wir sind zwischenzeitlich nicht nur deutlich gewachsen, auch unser Ergebnis hat sich stark verbessert. Durch mich hat unser Unternehmen eine gewisse amerikanische Prägung bekommen. Wir leben Diversity, wir beschäftigen bei Ochsner Mitarbeiter aus über fünfzehn Nationen. Und mir ist es ein persönliches Anliegen, dass wir Frauen im Management haben.
Deshalb haben Sie eine Frauenquote von 40 Prozent im Unternehmen?
OCHSNERDiese Frauenquote ist purer Eigennutz. Ich bin der Meinung, dass unser Unternehmen erfolgreicher ist, wenn viele Frauen in Führungspositionen sind. Ich bin natürlich stark von meiner beruflichen Karriere im Ausland geprägt. Bevor ich 2008 ins Familienunternehmen eingestiegen bin, war ich zehn Jahre bei einem US-Großkonzern. Wir hatten damals eine Chefin, die in der schwierigsten Zeit, wo die Männer quasi das sinkende Schiff verlassen haben, das Unternehmen übernommen hat. Frauen in leitenden Funktionen waren maßgeblich daran beteiligt, dass der Turnaround funktioniert hat. Ich habe also selbst miterlebt, dass es Positives bewirkt, wenn wesentliche Positionen weiblich besetzt sind.
Wie ermutigen oder fördern Sie Frauen im Unternehmen?
OCHSNERDa mir persönlich Familie auch sehr viel bedeutet, ist es mir wichtig, meinen Mitarbeiterinnen die Möglichkeit zu geben, dass sie nach der Karenz auch wieder problemlos einsteigen können. Eine Karriere als Managerin soll eine Familie nicht ausschließen. Deswegen geben wir uns als Unternehmen sehr viel Mühe, damit eine problemlose Reintegration nach der Karenz möglich ist.
Was schätzen Sie an Ihren weiblichen Mitarbeitern?
OCHSNERIch stelle schon fest, dass Frauen oft überlegter entscheiden, besser abwägen und sich weniger von ihrer Spontanität leiten lassen. Was nicht heißen soll, dass ich gegen rasche, gute Entscheidungen bin. Frauen sind sachlicher, wenn es darum geht, wer besser ist oder wer mehr Erfolg hat. Natürlich will jeder erfolgreich sein und seine Abteilung gut leiten, aber destruktive Konkurrenz, unter der das Team leidet, gibt es nicht. Ich glaube auch, dass Frauen ein Stück weit konsequenter und vor allem sehr belastbar sind. Sie denken meist auch umweltbewusster.
Was, glauben Sie, muss sich ändern, damit Frauen im Beruf Männern gleichgestellt werden?
OCHSNERIch bin der Meinung, dass Frauen Männern in vielen Bereichen überlegen sein können. Wir haben auch weibliche Mitarbeiterinnern in der Technik, Produktion oder im Einkauf, auch in leitenden Funktionen. Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, dass man Job, Familie und Kinder miteinander vereinen kann. Und die Bezahlung muss bei gleicher Qualifikation auf dem gleichen Level sein._