500.000. So viele Skitourengeher sind in Österreich im Winter nach Schätzungen der alpinen Vereine unterwegs. Kurt Lassacher ist einer von ihnen. Das Bergaufgehen scheint ihm zu liegen. Auch beruflich hat er nun als Partner und Geschäftsführer der BDO Salzburg einen Gipfel erklommen.
Um auf den Berg raufzukommen, gäbe es einfachere Möglichkeiten – Skilifte zum Beispiel. Warum nehmen Sie lieber den härteren Weg?
LASSACHERIch möchte in der kurz verfügbaren Zeit das Optimale für Körper und Geist herausholen. In den letzten Jahren ist es auf den Pisten sehr eng geworden, beim klassischen Skifahren kann man den Kopf nicht mehr so freibekommen.
Was passiert im Kopf, wenn Sie Skitouren gehen?
LASSACHERDer Faktor Berg und die Weite des Berges bewirken unglaubliche Freiheit und bringen Distanz zu den Themen, die einen täglich intensiv beschäftigen. Und gleichzeitig baut man Stress ab. Ich habe noch niemanden erlebt, der nach ein paar Stunden am Berg unglücklich war. Es ist ein Glücksgefühl und es macht süchtig.
Wie süchtig sind Sie danach?
LASSACHER (schmunzelt) Manchmal starte ich schon um vier Uhr in der Früh. Ich versuche, sehr viel mit Freunden und mit meiner Familie zu gehen, aber manchmal ist es auch notwendig, allein zu gehen, damit ich im Tempo meiner Gedanken gehen kann.
Wohin führt der Skitourentrend? Oder anders gefragt: Wie sehr würden Sie einem Klienten, der Sportartikel herstellt, raten, auf Skitourenequipment zu setzen?
LASSACHERAlle meine Klienten, die im Sportbereich unterwegs sind, setzen auf Skitouren. Denn die Outdoorbewegung wird ein immer größerer Trend, auch im Sommer. Wer noch nicht auf diesen Trend gesetzt hat, ist wahrscheinlich schon zu spät dran, weil der Markt irgendwann übersättigt ist. Wobei: Mit einem innovativen Produkt hat man immer eine Chance.
Wenn wir nun Ihre Karriere mit einer Skitour vergleichen – sind Sie mit Ihrer neuen Position als Partner und Geschäftsführer der BDO Salzburg am Gipfel angelangt, kommt jetzt das Genießen?
LASSACHERGenießen ist in der Funktion des Geschäftsführers und Partners eines internationalen und österreichweit sehr großen Unternehmens vielleicht das falsche Wort. Man kann es aber mit einer Gruppenskitour vergleichen, die man als Guide verantwortet – man muss Gefahren frühzeitig erkennen und darauf achten, dass niemand überfordert ist, weil das sonst für die ganze Gruppe schlecht ist. Beruflich habe ich Verantwortung gegenüber den Behörden, gegenüber den Kunden und Mitarbeitern. Es geht darum, in der heutigen Gesetzesflut immer am Puls der Zeit zu sein und keine Fehler zu machen.
„Ich habe noch niemanden erlebt, der nach ein paar Stunden am Berg unglücklich war.“
Kurt Lassacher
Partner und Geschäftsführer, BDO Salzburg
Welche Fähigkeiten braucht man, um eine Skitour zu gehen, und welche, um den Job als Geschäftsführer gut machen zu können?
LASSACHERFangen wir bei der Skitour an. Zunächst muss natürlich der Organismus trainiert sein, dann braucht man die technischen Skills zum Runterfahren für das Gelände. Und man braucht den Geist dazu – man muss motiviert sein, Ausdauer und Ehrgeiz haben. Im Beruflichen braucht man auch technische Skills, Know-how. Und sehr gute soziale Fähigkeiten, um mit dem Kunden auf allen Ebenen auf gleicher Höhe sprechen zu können. Und am Ende des Tages brauchst du natürlich eine hohe Motivation, weil der Job sehr viel fordert.
In den vergangenen 25 Jahren hat sich vieles verändert. Früher war man als Skitourengeher allein auf weiter Flur. Heute ist es eine Trendsportart. Was hat sich währenddessen in der Steuerberatung verändert?
LASSACHERDie Geschwindigkeit des Taktes und die Informationsflut haben sich erhöht. Vor 25 Jahren gab es in der Kanzlei, wo ich tätig war, eine allgemeine Officeadresse und die Mails wurden einmal am Tag vom Sekretariat verteilt. Heute wird nach 24 Stunden nachgerufen, wenn eine Mail nicht sofort beantwortet wurde. Es ist außerdem eine extreme Komplexität entstanden – durch die Gesetzgebung, Judikatur und internationale Einflüsse. Auch die Konkurrenz ist gewachsen. Es gibt viele Mitbewerber am Markt, die um Kunden eifern, dadurch ist die Kliententreue geringer geworden. Und dann kommt noch der War for Talents hinzu, also jene Mitarbeiter zu finden, die all diese Skills, die ich vorher beschrieben habe, auch mitbringen.
Auf der Liste der Jobs, die in Zukunft ein Roboter übernehmen kann, stehen Buchhalter und auch Steuerberater ganz oben. Ein Zukunftsforscher würde Sie jetzt fragen: Diese Aufgaben kann eine Maschine übernehmen, warum suchen Sie noch Mitarbeiter?
LASSACHERDie Digitalisierung wird unseren Berufsstand verändern und hat es auch schon getan, das ist klar. Viele manuelle Tätigkeiten können von einer Maschine übernommen werden. Daten für Steuererklärungen werden irgendwann mal nicht mehr erfasst werden müssen, weil die Daten schon bei der Finanzbehörde liegen. Das sehe ich aber sehr positiv. Denn dadurch hat der Steuerberater mehr Zeit für die betriebswirtschaftliche Beratung.