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Wie weit muss man gehen, um (bei sich selbst) anzukommen?

Kammerer Kreuz: „Sei hilfsbereit und ein guter Gastgeber – es lohnt sich für beide Seiten.“

Riesige Hotels wolle man daher nicht bauen, es seien ohnehin die kleinen Bauernhäuser und familiären Unterkünfte, die den Charme ausmachen würden. „Wir brauchen noch ein paar Beherbergungsbetriebe und Nächtigungsmöglichkeiten direkt am Weg“, sagt Hans Holzmann. „Dass der eine oder andere Betrieb hier noch eine Chance sieht, das begrüßen und fördern wir.“ Bestes Beispiel dafür ist Alois Reithmayr, Vorsitzender des Tourismusverbandes Mühlviertler Alm. Er und seine Frau haben einen Beherbergungsbetrieb auf ihrem Bauernhof direkt am Weg geschaffen. „Durch den Um- und Neubau unseres Privathauses hat es sich ergeben, dass wir im Altbau Übernachtungsmöglichkeiten eingerichtet haben“, erzählt Reithmayr, der auch Bürgermeister der Gemeinde Kaltenberg ist. In so einem Steinbloßhaus zu übernachten, sei für viele Pilger ein ganz besonderes Erlebnis. „Viele leben weit weg vom Land und haben keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft. Hier im Mühlviertel haben wir eine hohe Dichte an Bio-Betrieben und meine Frau nimmt sich gerne Zeit, um den Gästen dann auch zu zeigen, was Bio eigentlich bedeutet.“

Herrgottsitz: „Bewahre die Geduld, dann kannst du den Tag ohne Hast erleben.“

Apropos Bio. Während wir an weiten Feldern vorbeispazieren, bleibt Reinhard Honeder plötzlich stehen. „Das ist eines unserer Bio-Dinkelfelder.“ Er habe direkt am Weg zwei Bäckerei-Standorte und profitiere natürlich von den Wanderern. Ihm persönlich sei es aber am wichtigsten, dass viele Menschen sehen, „wo wir herkommen und dadurch unseren Anspruch ‚Brot mit Wurzeln‘ erleben.“ Wir bleiben alle stehen. Und lassen unsere Blicke über diese verschiedenen Grün-, Gelb- und Brauntöne schweifen. Und dann kriechen sie auf einmal aus ihrem Versteck, die Gedanken, die Antworten. „Das ist der Sinn des Pilgerns – im Gegensatz zum Wallfahren, das ja nach außen gerichtet ist, richtet sich das Pilgern nach innen“, erklärt Hans Hinterreiter, der auch Wander- und Pilgerbegleiter ist. „Da gibt es ganz bestimmte Rituale – das Aufbrechen, das bewusste Loslassen von Gewohnheiten, vom Alltag, unterwegs sein, sich einlassen auf etwas Fremdes – deshalb sind ja auch die Begegnungen so wichtig.“ Übrigens, fügt er hinzu, sei der Johannesweg streng genommen gar kein Pilgerweg. Laut katholischem Regelwerk müssen Pilgerwege mindestens 222 Kilometer lang sein und seit mindestens drei Generationen begangen werden. „Vor sieben Jahren haben wir uns schwer getan mit dem Wort Pilgern und wollten das gar nicht kommunizieren. Aber mittlerweile bin ich überzeugt – der Johannesweg ist kein Pilgerweg, aber ein idealer Weg zum Pilgern“, sagt Hinterreiter.

Gipfelkreuz: „Der Schlüssel zum gesunden Altern liegt in deinem Alltag.“

Das Ziel des Johannesweges ist die „Finis Terrae“, was so viel wie „das Ende der Erde“ bedeutet. „Das haben wir uns vom Jakobsweg abgeschaut. Der Pilger macht die Runde am Johannesweg und dann laden wir ihn ein, dass er dieses kleine Stück zum Abschluss hinaufgeht, um dort noch einmal den Blick in das Land zu werfen, das er durchwandert hat“, erklärt Hans Holzmann. Oben angekommen, entdeckt man aber nicht nur den Ausblick in die weite Ferne. Da ist noch etwas. Ein Spiegel. Warum ein Spiegel? „Weil man jetzt angekommen ist. Bei sich selbst.“

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