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Von nicht nachvollziehbaren Sorgen und neidvollen Blicken

Konjunkturabschwung abfedern

Um diese Ziele zu erreichen, folge nun nach der vollständigen Integration des Geschäftsbereichs mit dem Produktportfolio am Land 2020 noch der sanierte Marinebereich. Und in diesem Segment sieht Klauser auch einiges an Wachstumspotential aus den bestehenden Produkten: Etwa mit den Davits-Kranarmen, die Rettungsboote ins Wasser lassen im gesamten Kreuzfahrtschiffbereich oder auch bei Kränen für die Offshore-Windräder, die im Meer stehen. Mit diesem erwarteten Wachstum könne man dann den erwartbaren Konjunkturrückgang im Landbereich „sehr gut ausbalancieren“. Man gehe in den nächsten zwei bis drei Jahren von einem Minus von bis zu zehn Prozent aus. Trotz der Verlangsamung der Wirtschaft werde aber investiert. Ab Sommer 2020 werden am oberösterreichischen Werksstandort in Lengau im Bezirk Braunau die PalfingerWorld sowie der Ausbildungs-Campus um 5,7 Millionen Euro erweitert. Der Fachkräftemangel sei eines der größten Themen der Zukunft und entsprechend müsse dafür etwas getan werden: „Wenn wir jetzt nicht handeln, haben wir irgendwann zwar perfekt automatisierte Werke, aber es fehlt das Know-how und Ressourcen dazu.“ Mit dem Zubau soll die jährliche Lehrlingszahl von derzeit 22 auf 40 erhöht werden. Palfinger bekomme die Lehrlinge noch – müsse aber „mehr Werbung und Promotion dafür machen“, da man keinen Endkundenmarkt bediene und damit weniger Strahlkraft habe.

Was den gesamten Wirtschaftsstandort Österreich anbelangt, mache sich Klauser „keine Sorgen“. Klagen über die Schulausbildung kann er nicht unbedingt nachvollziehen und diese seien auch ein Thema der österreichischen Einstellung: „Wir haben die Mentalität, dass wir immer noch was und noch was brauchen. Stattdessen sollten wir uns nur darauf besinnen, was wir bisher erfolgreich gemacht haben und das Leistungsthema wieder etwas stärker fördern.“ Leistung müsse sich auszahlen – Leute, die mehr performen, sollten auch mehr verdienen: „Ich bin ein starker Verfechter von fairen Bonussystemen.“ Eine Verbesserung brauche es in Österreich im Bereich der Verwaltung und der Lohnnebenkosten, aber da ist Klauser „positiv gestimmt“, dass dieses Thema mit der neuen Regierung angegangen werde: „Natürlich müssen den ganzen Ankündigungen erst Taten folgen, aber die aktuelle Regierungsbildung hat zumindest das Ansinnen.“ Bei der letzten Regierung wäre für Palfinger „das alte Schema, alles, was aus dem Ausland kommt, abzuschirmen“, nicht hilfreich gewesen: „Wenn wir Mitarbeiter aus dem nichteuropäischen Ausland an unseren Firmenstandort bringen wollen, dann verursacht das einen gigantischen Aufwand und das hat auch stark mit dem alten Koalitionspartner zu tun.“ Frische Ressourcen aus dem In- und Ausland seien aber ganz entscheidend für Innovationen: „Wir holen aus dem ganzen Konzern immer wieder Leute nach Salzburg – das schafft eine Wahnsinnsmöglichkeit, um sich weiterzuentwickeln, und hilft uns auch, den Rest der Welt besser zu verstehen. Die Welt wird sich nie um Salzburg oder Österreich drehen - wir müssen das große Gesamte verstehen und auch so agieren.“ Entsprechend würde Klauser sich auch wünschen, dass junge Leute wieder mehr bereit wären, beruflich ins Ausland zu gehen. „Es ist eine österreichische Krankheit, sich nicht aus der Heimat hinausbewegen zu wollen“, sagt Klauser und betont gleichzeitig, dass es natürlich in Ordnung sei, wenn man in der Heimat bleiben möchte. Den Menschen müsse aber auch bewusst sein, dass so keine internationale Karriere möglich ist, und sie sollten nicht neidvoll auf andere blicken – das wiederum sei nämlich ebenfalls ein typisch österreichisches Verhalten.

Schnellere Umsetzung

Klauser selbst war ab 1996 außerhalb von Österreich tätig, seit 2009 in den USA und dort zuletzt Global Brand President des Traktorenherstellers Case IH und Steyr sowie CNH-Industrial-Vorstandsmitglied. Die Herausforderung im neuen Job und „letztendlich auch der Gedanke, wenn man einmal den 50er erreicht hat, wo man seinen Lebensabend verbringen möchte“, reizten ihn, nach Österreich zurückzukehren. Gefragt nach konkreten Unterschieden zwischen den beiden Nationen nennt Klauser vier wesentliche Punkte: In den USA gebe es „die österreichische Weichspülkultur“ nicht, Themen werden direkter angesprochen, das Managementteam zeige Hands-on-Mentalität und erwarte dann von den anderen die direkte Umsetzung. Und das würde auch passieren: „Wenn es in Amerika ein Commitment gibt, dann geben die Leute 100 Prozent – im europäischen Umfeld gibt man sich schnell auch einmal mit weniger zufrieden.“ Als großen Pluspunkt in Österreich nennt Klauser die Sozialpartnerschaft: „Diese gibt Stabilität in alle Richtungen und spart immense Kosten.“ Das „Hire and Fire“-Modell bringe Arbeitgebern zwar den Vorteil der flexibleren Personalpolitik – gleichzeitig sei aber auch die Loyalität bei den Mitarbeitern in den USA viel geringer. Ein weiterer wesentlicher Unterschied sei die schnellere Implementierung in den USA: „Die Entscheidungsdefinition dauert zwar länger, aber wenn das Managementteam etwas bekannt gibt, dann geht es schneller an die Umsetzung.“ Als Grund dafür nennt Klauser „eine etwas militärischere Organisation“. Vorteil davon sei, dass Amerika rascher aus Zyklen wieder rauskomme, weil man sich schneller anpassen könne. Hastig fügt Klauser aber hinzu: „Auch wenn ich manches Mal ein bisschen ungeduldig wirke, ich bleibe nun definitiv bei Palfinger in Österreich. Es macht Spaß und wir haben noch viel Potential.“ Eine Gewinnwarnung hat ihn davon jedenfalls schon mal nicht abhalten können.

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