Was ist nun eigentlich wichtiger: Dass man weiß, wohin man geht, also wo das Ziel ist? Oder ist der Weg selbst das Ziel?
ZAGLMAYREs ist wichtig, das Ziel zu kennen. Aber mindestens genauso wichtig ist der Weg. Weil am Weg viele Lernmöglichkeiten liegen. Man wächst im Prozess.
Kann sich durch dieses Wachsen nicht auch das Ziel ändern?
ZAGLMAYRAuf jeden Fall. Meist ist es ohnehin so, dass wir nach dem einen Ziel streben, es erreichen und schon wieder das nächste suchen. Aus einem Ziel wird oft ein Zwischenziel, ein Meilenstein.
Sie selbst verfolgen seit einem Jahr das Ziel, als Coach erfolgreich zu sein. Warum setzen Sie dabei vor allem auf Coaching im Gehen?
ZAGLMAYRStillstand ist in der Natur nicht möglich, alles entwickelt sich weiter und so ist es auch im Leben, es geht weiter. Egal ob Krisen, Herausforderungen oder schöne Erlebnisse – wir können nichts festhalten. So ist dann auch der Gedanke für Zielgeher entstanden. Weil ich Menschen oder Unternehmen, hinter denen ja auch wieder Menschen stehen, auf ihrem Weg zum Ziel, zu ihren Vorhaben begleiten möchte.
Wie hoch ist die Bereitschaft für Coachings?
ZAGLMAYRDer Bedarf an Gesprächen, die einen weiterbringen, ist sehr hoch. Zwar sind Gespräche mit Familie und Freunden oft sehr gut, aber an einem gewissen Punkt merkt man, es geht nicht mehr weiter. Man mag die nahestehende Person nicht verletzen, möchte die Freundschaft nicht gefährden und so sagt man vielleicht doch nicht alles, was man sich denkt.
Der Coach ist da natürlich ehrlicher. Wie kann man sich auf diese Ehrlichkeit vorbereiten?
ZAGLMAYRDie Erkenntnis „Ich möchte mir eine unabhängige und professionelle Sicht von außen holen und Klarheit über die nächsten Schritte bekommen“, ist die beste Vorbereitung. Viele Menschen kennen zwar die Vorteile vom Coaching, möchten aber gar nicht mehr über sich Bescheid wissen oder haben Angst vor dem, was sie über sich hören. Das ist schon eine Hemmschwelle.
Für all jene, die diese Hemmschwelle überschritten haben: Wie geht es den meisten bei diesen Coachings im Gehen, was sind die größten Überraschungen?
ZAGLMAYRDie Natur bewirkt schon mal, dass das Eis sehr schnell gebrochen ist und eine vertrauensvolle Atmosphäre entsteht. Das trägt wesentlich zur Suche nach Antworten bei. Im Freien begrenzen uns keine Wände. Und genauso sind auch die Antworten nicht begrenzt, man kann freier denken.
Wie läuft so ein Coaching im Gehen ab?
ZAGLMAYRZunächst wähle ich die Route so aus, dass sie von der Anstrengung her gut passt. Das ist meine Vorarbeit. Dann gehen wir erst einmal in Stille weg. Um bei sich selbst anzukommen, sich zu zentrieren, abzuschalten. Wir sind alle in einem Rad drin, deshalb sind diese ersten paar Minuten wichtig, um sich fokussieren zu können. Und dann beginnen wir ein Gespräch. Mein Klient erzählt. Und meine Aufgabe ist, nachzufragen oder den Weg zu den Antworten freizuschaufeln.
Wie gelingt das?
ZAGLMAYRDas gelingt einerseits durch Fragetechniken, aber auch durch Übungen, die wir beim Gehen einbauen. Dazu gibt es verschiedenste Möglichkeiten, die ich dann sehr spontan und situationsbezogen anwende.
Wenn Sie dann nach ein, zwei oder auch mehr Stunden zurückkommen, was hat sich verändert?
ZAGLMAYREinerseits bekomme ich die Rückmeldung, dass danach eine große Erleichterung spürbar ist, andererseits sehe ich das auch: Oft ist der Gang am Anfang gebückt, die Sorgen drücken regelrecht die Schultern nieder. Im Lauf des Weges wird der Gang immer aufrechter. Am Ende hat man jemand anderen vor sich. Manchmal sieht man’s auch an der Geschwindigkeit. Zuerst ist es ein Hetzen, dann ein ruhiger Schritt. Alles Anzeichen für mehr Klarheit und Sicherheit!
Oft ist man kurz nach einem Workshop, Seminar oder Coaching zunächst voller Euphorie, nach wenigen Tagen oder Wochen ist man dann wieder im alten Trott.
ZAGLMAYRDazu tragen mehrere Faktoren bei. In Coachings und Seminaren ist man immer in einer isolierten Situation. Das heißt, die ganze Gruppe oder bei Einzelcoachings eben die Person allein hat das Ziel, sich zu verbessern, etwas zu ändern, zu lernen. Dann ist man motiviert, hat viele Inputs und nimmt möglichst viel davon mit. Und dann kommt der Alltag, man ist in der Routine gefangen. Das Schwierigste dabei: Das System um einen herum lässt nur sehr ungern Veränderungen zu. Soll heißen, alle um dich herum wollen keine Veränderung, weil jede Veränderung, die du im System machst, betrifft ja auch alle anderen, wie bei einem Zahnrad im Uhrwerk. Du kommst zurück ins Unternehmen, bringst deine Ideen ein und hörst Sätze wie, „Das haben wir immer schon so gemacht“ oder „Das haben wir noch nie so gemacht“.
Wie kann man’s besser machen?
ZAGLMAYRMein Tipp: Das, was man umsetzen will, in kleine Happen einteilen. Nicht gleich alles auf einmal ändern wollen. Die größte Hürde ist immer, wenn man sich zu große Brocken vornimmt. Wenn man sie hingegen in kleine Schritte aufteilt, fällt die Umsetzung viel leichter. Das ist für mich ein zentraler Schlüssel. Deshalb gestalte ich meine Coachings und Trainings auch nach dem Motto „Weniger ist mehr“._
# Gedanken von Martin Zaglmayr
Angekommen bin ich, wennder Sargdeckel zugeht. Ansonsten möchte ich immer in Bewegung sein.
Stehen bleibe ich, uminnezuhalten und mich zu orientieren.
Am meisten bewegen michmeine Emotionen.
Wenn am Weg ein Hindernis liegt, dannbleibe ich stehen, schaue es mir in Ruhe an, überwinde es und blicke dann zurück, um daraus zu lernen.
Das Innviertel ist für michNährboden für meine Wurzeln.
Den richtigen Weg erkennt manam Gefühl.