Die Digitalisierung bringt viele Chancen, um die Pflegekräfte zu entlasten.
Wolfgang Hattmannsdorfer
Soziallandesrat
Nachgefragt bei Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer:
Herr Hattmannsdorfer, müssen Sie sich Sorgen machen, im Alter keine gute, verlässliche Pflege zu erhalten?
Wolfgang HattmannsdorferUnsere Gesellschaft wird älter und verändert sich. Diejenigen, die unser Land aufgebaut haben, müssen sich darauf verlassen können, in Würde alt werden zu können. Damit sich niemand Sorgen machen muss, müssen wir jetzt handeln. In Oberösterreich reden wir nicht nur davon, sondern sind selbst aktiv. Deshalb habe ich jetzt einen Fachkräfteprozess für die Pflege gestartet, um mit Praktiker:innen und Expert:innen konkrete Maßnahmen zu entwickeln und noch dieses Jahr mit der Umsetzung zu beginnen. Diesen habe ich im Februar gemeinsam mit Städtebund-Präsident und Bürgermeister Klaus Luger und dem Gemeindebund-Präsidenten Hans Hingsamer präsentiert.
Welchen Stellenwert hat die immer schneller voranschreitende Digitalisierung im Bereich der Pflege?
Wolfgang HattmannsdorferDer Pflegeberuf war und bleibt immer eine Aufgabe, die man am Menschen und mit Menschen ausübt. Es geht dabei um Empathie und Feingefühl. Das wird auch die Digitalisierung im Kern nicht verändern. Die Digitalisierung bringt aber viele Chancen, um die Pflegekräfte zu entlasten, und das werden wir in Oberösterreich auch nutzen.
Wie sehr können uns Roboter die Pflege erleichtern?
Wolfgang HattmannsdorferEs geht um die Entlastung der Pflegekräfte, die jetzt viel alleine stemmen müssen. Hier werden Roboter behilflich sein. Durch die Künstliche Intelligenz bieten Roboter einerseits Unterhaltung für die Bewohner:innen. Sie können Spiele spielen, wie Brettspiele oder auch Memory als Gedächtnistraining. Ich sehe aber vor allem auch die Möglichkeit, die Pflegekräfte körperlich zu entlasten, wenn ich an gewisse Automatisierungen oder an die Logistik denke. Im Pflegeheim Wolfern war bereits ein Roboter testweise im Einsatz. Die Bewohner:innen und Mitarbeiter:innen hatten keinerlei Berührungsängste. Ab Herbst soll dort fix ein Roboter mit den Bewohner:innen interagieren und zum Beispiel mit ihnen singen.
Können Roboter sogar den Job als Pfleger:in übernehmen?
Wolfgang HattmannsdorferDas sicher nicht. Aber ich gehe davon aus, dass die physische Belastung der Pflegekräfte reduziert werden kann. Roboter können außerdem bei der Dokumentation von Krankheitsgeschichten und -entwicklungen die administrativen Aufgaben erleichtern. Immer dann, wenn es um Gefühle geht, werden Roboter keine Abhilfe schaffen.
Wie können Mitarbeiter:innen entlastet werden, um wieder mehr Zeit für die Patient:innen zu haben?
Wolfgang HattmannsdorferWir werden die überbordenden Dokumentationsvorschriften reduzieren, Doppelgleisigkeiten im Kontrollaufwand beseitigen und die Arbeitsorganisation sowie die Arbeitsbedingungen verbessern. Auch die Digitalisierung bietet wie gesagt Möglichkeiten. Natürlich sind auch mehr Mitarbeiter:innen eine Entlastung, darum geht es bei unserer Fachkräftestrategie.
Wie kann man junge Menschen für den Job als Pfleger:in begeistern?
Wolfgang HattmannsdorferUnser Ziel muss es sein, dass der Pflegeberuf so attraktiv ist wie der Job als Appprogrammierer:in. Der Pflegeberuf ist eine Aufgabe, der man mit viel Leidenschaft, Passion und Liebe nachgeht. Und dieses menschliche Umfeld ist im Sozialberuf einzigartig. Es ist für viele Menschen nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Denn er bietet die Möglichkeit, mit anderen Menschen zu arbeiten, sie zu unterstützen, zu betreuen und zu pflegen. Kurz gesagt: Es ist eine sinnstiftende Aufgabe, der man im Berufsleben nachgeht.