Kamera läuft, der Schmäh rennt, der Eifer brennt. So in etwa könnte man die Stimmung bei LT1, einem der bekanntesten Privat-Fernsehsender in Oberösterreich, beschreiben. Es ist ein Mittwochvormittag, wir treffen uns mit dem Führungsteam im Meetingraum, werfen mit den Moderator:innen einen Blick ins Studio und plaudern mit den Redakteur:innen in der Lounge. Dabei erfahren wir nicht nur, wie es im Team so läuft, sondern auch, wo(hin) der Sender in Zukunft laufen möchte.
„Unterschätzt zu werden, war das Beste, das uns passieren konnte.“
Dietmar Maier
Geschäftsführer
Wirklich überrascht scheint er dann aber doch nicht zu sein. Er ist es offenbar gewöhnt, dass Patricia Brock genau weiß, was sie will. „Ich bin am ersten Tag meines Praktikums reingekommen und habe gewusst: Ich will Redaktionsleiterin werden.“ Das ist jetzt genau zehn Jahre her, sie studierte damals noch Sozialwirtschaft (ihr Politikwissenschaftenstudium hatte sie bereits abgeschlossen) und natürlich behielt sie ihren Karriereplan erst mal für sich. Doch als plötzlich der damalige Redaktionsleiter zu ServusTV wechselte, zögerte sie nicht lange, klopfte an Maiers Büro und teilte ihm mit, dass sie die Redaktionsleitung übernehmen wolle. „Ich war wirklich skeptisch“, erinnert sich Maier. „Sie war ganz jung, hatte gerade ihr Praktikum abgeschlossen und hatte keine Erfahrung als Redaktionsleiterin.“ Trotzdem gab er ihr die Chance.
Sendepause? Von wegen!
„Sie ist ein Arbeitstier und hat sich so reingehängt, dass es ein Wahnsinn ist. Ich bin dann schnell zur Erkenntnis gekommen: Wir brauchen keine neue Redaktionsleitung, wir haben bereits eine“, sagt Maier. Der Job sei kein einfacher, denn „sie ist für alles und für alle da. Die Leute kommen ja nicht nur wegen der Arbeit zu uns, sondern auch mit viel Privatem, weil wir diese Firma sehr familiär führen.“ Dieser, wie er sagt, demokratische Führungsstil sei nicht für jede:n geeignet. „Manche genießen es, in so einem Umfeld zu arbeiten, andere brauchen eine starke Führung. Die sind dann bei uns nicht so gut aufgehoben, weil sie das System ausnutzen würden.“
Gut aufgehoben seien hingegen jene, die sich selbst verwirklichen möchten. „Natürlich sind Strukturen wichtig, aber bei uns kann man sehr, sehr flexibel arbeiten und jede:r kann sich hier selbst verwirklichen“, erklärt Marketingleiter Christian Zimmermann. Genau das hat er auch selbst gemacht. Er ist seit elf Jahren bei LT1. Bei Didi Maier sind es vierzehn Jahre und auch er setzt auf Freiräume für das Team: „Wenn ich jetzt den Chef spiele und verlange, dass jemand von acht bis fünf hier ist und genau dieses oder jenes machen soll, dann blockiere ich die Person.“ Zimmermann nickt zustimmend und ergänzt: „Je mehr Vertrauen du jemandem schenkst und je mehr du die Leute in Entscheidungen einbindest, desto besser kannst du die ganze Firma auf ein next level bringen.“
In die Ferne sehen
Genau dieses „next level“ brauche es schließlich in der Medienbranche. Der Druck ist im Laufe der Jahre, vor allem durch den Fortschritt der Digitalisierung, groß geworden. „Natürlich ist das eine Riesenherausforderung“, sagt Maier. „Aber wir mögen Herausforderungen. Und ja, wir arbeiten ein bisschen mehr als andere, aber wir lieben die Arbeit hier eben.“
„Mit Wertschätzung kannst du viel erreichen.“
Christian Zimmermann
Marketingleiter, Key Account
Ähnlich geht es Patricia Brock. Wenn ihre Freundinnen sie etwa bemitleiden wollen, weil sie an einigen Tagen so lange arbeitet, dann denkt sie sich: „Bevor ich acht Stunden am Tag etwas mache, das ich fad finde, mache ich lieber mehr Stunden am Tag etwas, das ich lustig finde. Das bringt mir einfach mehr.“ Am meisten schätzt sie die kurzen Wegzeiten. „Wenn ich eine Idee habe, dann gibt es da keine Bürokratie. Wenn sie gut ist, dann setzen wir sie um. Dazu brauchen wir dann nicht fünf Instanzen und müssen einen Arbeitskreis bilden und dann reden wir noch mal drüber und in einem halben Jahr schauen wir weiter … bei uns ist alles unmittelbar.“ Diesen Einsatz schätzt Didi Maier sehr: „Das ist das Schönste, was einem Unternehmen passieren kann: Wenn du jemandem Freiheiten gibst und es doppelt zurückkommt.“ Dieses Engagement der Mitarbeiter:innen brauche es heute mehr denn je. Denn: „Semiprofessionalität lassen die Leute nicht mehr zu. Früher hat man uns das als Regionalfernsehen noch verziehen, aber heute müssen regionale Fernsehsender in der Redaktion genauso geführt werden wie nationale Sender. Die Qualität der Berichterstattung muss genauso hoch sein. Das ist die große Herausforderung – mit den Budgets, die wir zur Verfügung haben“, so Maier.
Aus nichts wird nichts? Oh doch!
Doch genau darin waren Maier und Zimmermann immer schon gut: „Aus nichts etwas machen“, sagen die beiden fast gleichzeitig. Niemand traute ihnen anfangs zu, neben dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen einen so erfolgreichen Privatsender aufzubauen. „Unterschätzt zu werden war das Beste, das uns passieren konnte“, sagt Maier. Leicht sei es aber nie gewesen. „Es gab keine Nachrichtenredaktion, kein Marketing, keine Strukturen. Und natürlich kein Geld, um diese fehlenden Strukturen sofort aufzubauen“, erinnert sich Maier. „Wir hatten also immer Krisenmodus. Deswegen hat uns Corona nicht so wirklich etwas anhaben können. Wir haben nie Förderungen bekommen, keine Gebühren erhalten. Unser Produkt ist gratis zu konsumieren, die Ausstrahlung über den Satelliten kostet aber ein Vermögen.“ Als Erfolgsfaktor sieht Zimmermann auch die Tatsache, dass „wir nie etwas gemacht haben, das wir uns nicht leisten konnten. Wir haben immer sehr gut gewirtschaftet. Und eben oft aus wenig sehr viel gemacht.“ Die Coronakrise habe sie noch kreativer werden lassen. „Wir haben noch viel mehr entwickelt. All die neuen Formatideen kamen uns während Corona.“
Komfortzone? Nicht am Schirm!
Bei LT1 gehe es aber nicht nur um das Entwickeln neuer Ideen, wie Zimmermann erklärt: „Wir sind permanent am Entwickeln. Auch von unserer Persönlichkeit. Wenn du erfolgreich sein willst, darfst du nicht in der Komfortzone bleiben. Du musst ja mit der Zeit gehen, und da musst du immer flexibel sein – einerseits in der Arbeitsweise, andererseits auch persönlich.“ Auf diese Weise würden sie optimistisch in die Zukunft blicken. Zwar habe man ihnen vor zehn Jahren prophezeit, dass es das Fernsehen in zehn Jahren nicht mehr geben würde, aber: „Tatsache ist, die Leute schauen so viel fern wie überhaupt noch nie“, so Maier. Über die digitalen Medien könnten sie die Menschen nun nicht mehr nur abends erreichen, sondern oft schon um 5.30 Uhr am Morgen. „Das ist die Zukunft des Fernsehens: Es spielt sich nicht mehr nur auf einem Schirm ab, sondern auf mehreren.“ Entscheidend für den zukünftigen Erfolg ist für Christian Zimmermann auch die Positionierung des Senders: „Wir haben eine gute Nische erwischt. Wir sind für die Region da und genau das ist es, was die Leute sehen wollen: was sich in ihrer unmittelbaren Umgebung abspielt.“ Auf die Frage, wie sehr man auch bei LT1 den aktuellen Fachkräftemangel zu spüren bekomme, lacht Didi Maier. „Wir kennen den Fachkräftemangel, seit es uns gibt. Den ausgebildeten TV-Journalisten hat es noch nie gegeben. Deswegen tun wir uns heute so leicht oder schwer wie immer.“ Die Ausbildung übernimmt LT1 daher mit einer eigenen Akademie selbst. „Wir fangen permanent von vorne an“, erklärt Patricia Brock. „Es kommen immer wieder Leute, die das gerne machen möchten, aber noch keine Erfahrung haben. Viele entwickeln sich dann großartig, für andere war es dann doch nicht das Richtige.“ Als Grundvoraussetzung für einen Job beim Fernsehen sieht Brock den Weitblick. „Es geht nicht, dass jemand nur in seiner Bubble lebt. Wenn du nicht den Drang hast, immer up to date zu sein, dann bist du hier nicht richtig.“
„Gute Ideen setzen wir schnell um, wir haben keine Bürokratiewege.“
Patricia Brock
Programmchefin
Einen Lachanfall bekomme ich, wenn_meine Kollegin Sandrine Witze macht, während die Kamera auf mich zufährt.
Isabella Köck
Moderatorin
Sendepause, und dann?_Sport! Tanzen, aber auch laufen, rudern, Rad fahren. Und ich bin leidenschaftliche Harley-Fahrerin. Außerdem renoviere ich ein kleines Bauernsacherl im Mühlviertel.
Theresa Breiteneder
Moderatorin
3 Worte, die unser Arbeitsklima beschreiben_Zusammenhalt, Spaß, Arbeitseifer … Wir sind alle Arbeitstiere, weil uns diese Arbeit eben so Spaß macht.
Alexandra Fürstelberger
Social-Media-Managerin
Zufrieden bin ich mit meiner Arbeit, wenn_die Zuseherinnen und Zuseher es auch sind.
Wolfgang Irrer
Moderator + Sportchef
Bevor ich vor die Kamera trete_bin ich ganz bei mir.
Patricia Kaiser
Moderatorin + Unternehmerin
Hinter den Kulissen_steckt sehr viel Spaß, Gemeinschaft, aber auch zielstrebiges Arbeiten.
Pia Berger
Redakteurin
Dieses Interview werde ich nie vergessen_Da gibt‘s viele! Ein Interview mit einem Fliesenleger genauso wie eines mit Marcel Hirscher oder Hermann Maier. Für einen Sportfan wie mich ist das schon etwas Beeindruckendes.
Patrick Grünzweil
Redakteur