Ohne sie funktioniert so gut wie gar nichts. Wir konsumieren deren Dienstleistung beinahe rund um die Uhr und zwar, ohne viel darüber nachzudenken. Die Rede ist von der Sparte Transport und Verkehr mit über 5.000 Betrieben in Oberösterreich. Warum es diese aber in mehrfacher Hinsicht besonders schwer haben und wie sich die Aufgaben der Fahrer zukünftig verändern werden, wissen Johannes Hödlmayr, WKOÖ-Spartenobmann und Franz Danninger, WKOÖ-Fachgruppenobmann für das Güterbeförderungsgewerbe (beide VP-Wirtschaftsbund).
Wer kennt diese Situation? Sie sind mit Ihrem Pkw auf dem Weg zur Arbeit. Es ist viel Frühverkehr und Sie haben es wieder einmal nicht pünktlich aus dem Haus geschafft. Es ist zeitlich schon extrem knapp, Sie steigen dementsprechend auf das Gas. Doch plötzlich müssen Sie abbremsen, vor Ihnen fährt ein Lkw und Überholen ist beim dichten Verkehr nicht möglich. Seien Sie ehrlich: Wen oder was verfluchen Sie jetzt?
Schuld an dem ganzen Dilemma ist natürlich der Lkw – empfinden wohl die meisten. „Es fehlt an Respekt und Wertschätzung“, sagt Johannes Hödlmayr, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ). Vielen sei oft nicht bewusst, dass die Lkw für sie unterwegs sind, die Waren für den täglichen Gebrauch bringen: „70 Prozent der Waren werden international mit einem Lkw transportiert.“ Der Rest verteilt sich auf die Bahn mit rund 20 Prozent und knapp zehn Prozent der Waren werden mit Binnenschiffen transportiert. Entfernungen von bis zu 500 Kilometern würde man zu rund 95 Prozent mit dem Lkw zurücklegen.
In Oberösterreich gibt es über 2.000 Güterbeförderungsbetriebe mit 25.000 Mitarbeitern. Diese sind mit rund 13.000 Lkw und 3.000 Kleintransportfahrzeugen unterwegs und die größte Fachgruppe der Sparte Transport und Verkehr mit insgesamt über 5.000 Betrieben und 40.000 Arbeitsplätzen. Die Sparte ist vielfältig, weiters gehören die Schienenbahnen, Autobus-, Luftfahrt- und Schifffahrtunternehmen, Seilbahnen, Spediteure, Beförderungsgewerbe mit Personenkraftwagen, Fahrschulen und Tankstellen dazu.
Lange Liste von Problemen
Neben dem oft fehlenden Verständnis der Bevölkerung, machen der Transportbranche auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen das Leben schwer. Überbordende Bürokratie, Grenzkontrollen, viele regionale Fahrverbote, Widerstände beim Ausbau der Infrastruktur, Pläne für eine flächendeckende Lkw-Maut – die Liste der Probleme ist lang. Grenzkontrollen verursachen täglich bis zu 2,5 Millionen Euro Mehrkosten. Die Lkw fahren just-in-time, bei einigen Stunden Verspätung kommen Produktionsbänder zum Stillstand. „Wir brauchen eine eigene Spur für Lkw, damit diese schneller abgefertigt werden können und die Waren rechtzeitig bei den Kunden landen“, fordert Franz Danninger, WKOÖ-Fachgruppenobmann für das Güterbeförderungsgewerbe. Die Pläne für eine flächendeckende Lkw-Maut sind bereits einmal geplatzt, der sich seit Mai neu im Amt befindende Infrastrukturminister Jörg Leichtfried habe aber bereits wieder davon gesprochen. „Die wenigsten Leute berücksichtigen dabei, dass die Exportindustrie am meisten davon betroffen wäre“, erklärt Danninger, dass daran viele Arbeitsplätze hängen würden. Der Wirtschaftsstandort Österreich, der von Billiglohnländern umgeben ist, würde weiter geschwächt werden. Wenn sich heimische Betriebe aktuell für den Schritt ins Ausland entschließen, seien sie nur mit einer ausländischen Niederlassung und dortigen Zulassung der Lkw konkurrenzfähig. Der österreichische Staat verliert dabei pro Lkw jährlich 50.000 Euro an Steuereinnahmen.
„Weil bei den größeren Lkw die Auflagen immer höher werden, wächst auch die Zahl der Kleintransporter“, weiß der WKOÖ-Fachgruppenobmann. Weiters seien die strikten Regelungen Mitschuld für das schlechte Image des Berufs und damit hänge wiederum der Mangel an Mitarbeitern zusammen. „Viele Leute sagen: ‚Das tue ich mir nicht mehr an‘“, so Hödlmayr. Man überlege ständig, wie man das Image des Berufs wieder verbessern könne – heuer wurde etwa bereits eine Jobbörse organisiert.
Neue Technologie
Neben dem Einsatz für bessere Rahmenbedingungen und einem guten Berufsimage, bereitet sich die Sparte auf eine neue Technologie, das sogenannte Platooning, vor. Dabei fahren miteinander vernetzte Lastwagen dicht hintereinander auf der Autobahn her und werden über GPS und Fahrerassistenzsysteme gesteuert. In den USA sind Lkw bereits damit unterwegs, in Europa gibt es Teststrecken und bis 2025 soll die Technologie serienmäßig zum Einsatz kommen. „Der Fahrer wird zum Kontroller, greift nicht mehr aktiv ein“, erklärt Hödlmayr, dass man die Aus- und Weiterbildung anpassen müsse. Die Lkw brauchen weniger Treibstoff, können näher auffahren. Damit können wiederum gleichzeitig mehr Lkw unterwegs sein, die wegen des wachsenden Güteraustauschs zwischen West- und Ost-Europa auch benötigt werden – Waren für den täglichen Gebrauch auch für die Menschen, die sich von Lkw aufgehalten fühlen und diesen die Schuld für das Zu-spät-kommen geben._