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Der Profi-Verkäufer kam, sah und verkaufte

Erfolgreiche Unternehmen haben etwas gemeinsam: Einen gut organisierten Vertrieb und top-motivierte Verkäufer. 80 Prozent des Umsatzes werden von 20 Prozent der Kunden generiert. Umsatzsteigerung bei gleichzeitiger Aufwandsminimierung ist das vorrangige Ziel. Soweit die Theorie, aber wie schaffen Profi-Verkäufer das? Wir haben drei Vertriebsexperten befragt.

Ein gelungener Verkaufsprozess beginnt mit der Auswahl der richtigen Zielgruppe. Gute Verkäufer können wertvolle Kunden von weniger profitablen unterscheiden. Eine Reihung in ABC-Kunden ist die beliebteste Variante. Kunden, deren Profit als hoch und deren Bearbeitungsaufwand als gering eingeschätzt wird, werden zuerst kontaktiert. Zeitfresser stehen am Ende der Liste. Die Absicht: Viele und vor allem erfolgreiche Kundengespräche. Vertriebsziele müssen daher herausfordern und motivieren, dürfen aber nicht unrealistisch sein. „Klar definierte Ziele sind hier wichtig und müssen mit einem genauen Datum fixiert werden. Die kurzfristigen Ziele muss man sofort angehen und sich nach Erreichung eine kleine Belohnung gönnen. Ist man einmal in diesem motivierenden Kreislauf, erreicht man auch scheinbar Hochgegriffenes schneller, als man denkt.“, weiß Theres Kunz, Verkaufsleiterin beim Schlafberater vitamed und ausgezeichnet mit der Top-Handelstrophy in der Kategorie Direktvertrieb 2012, um ihr Erfolgsgeheimnis. Wer den Tag ohne Vorgaben beginnt, braucht meist länger und arbeitet umständlicher.

Vorbereitung ist (fast) alles

Nicht jeder ist als Verkäufer geeignet. Fragt man Experten, gibt es bestimmte Eigenschaften, die diese Berufsgruppe von anderen abgrenzen. Die Fähigkeit, sich selbst motivieren zu können ist genauso wichtig, wie Situationen und Menschen instinktiv richtig einzuschätzen. Viel wichtiger als Talent ist jedoch Professionalität. 5.000 bis 10.000 Stunden harte Arbeit sind notwendig, um ein „Profi-Verkäufer“ zu werden. Diese arbeiten nach bestimmten Regeln und haben Werkzeuge zur Hand, die je nach Gegebenheiten richtig eingesetzt werden. Den Beginn macht eine umfangreiche Bedarfsanalyse. „Vor einem Gespräch muss man sich überlegen, in welcher Situation der Kunde ist. Wo schmerzt es ihn und welche Lösung kann ich mit meinem Produkt bieten? Wenn ich keinen Nutzen stiften kann, muss ich das offen sagen. Das ist besser, als auf Druck zu verkaufen.“, weiß Hubert Preisinger, spezialisierter Vertriebsberater. Ehrliche Verkäufer werden wieder kontaktiert, sollte sich das Bedürfnis beim Kunden ändern. Komplizierter wird die Terminvorbereitung bei Kunden aus einem anderen Kulturkreis. Verkäufer müssen sich ein Stück an die fremde Lebensweise anpassen, ohne die Authentizität zu verlieren. Wenn man sich spürbar mit der anderen Kultur beschäftigt, wird das vom Geschäftspartner als wertschätzend wahrgenommen. „In Asien muss man die Visitenkarte bewundern und die Funktion des Gegenübers auch ansprechen. Das zeigt von Wertschätzung und Respekt. In Österreich werden Visitenkarten oft achtlos eingesteckt oder ganz vergessen.“, zeigt Hannes Hofstadler, Professor und Leiter des Studienganges „Global Sales“ an der FH Steyr, einen Unterschied in diesen beiden Kulturen auf. Auch beim Verhandlungsstil ist interkulturelles Fingerspitzengefühl gefragt. Während in Österreich und Amerika Direktheit als ehrlich empfunden wird, zeigen sich Asiaten entsetzt über so viel Unhöflichkeit.

Der Kunde ist am Wort

Beim Verkaufsgespräch selbst muss man aktiv zuhören, nachfragen und Interesse am Gegenüber zeigen. Offene Fragen eigenen sich daher besser als geschlossene. „Der Kunde soll die Zeit bekommen, selbst über seine Produkte und Probleme zu erzählen. Die Redezeit eines Verkäufers darf 30 Prozent nicht übersteigen, ansonsten weiß er nicht, was der Kunde braucht. Werden dann Standardlösungen angeboten, fühlt sich das Gegenüber missverstanden“, weiß Preisinger. Wichtig ist, den Kunden nicht „zu überreden“, sondern ihn zum Nachdenken anzuregen und selbst entscheiden zu lassen. „Wir schärfen nur das Bewusstsein beim Kunden, wie wichtig Gesundheit für ihn und seine Familie ist. Meistens überzeugt er sich dann selbst“, erklärt Kunz ihre Vorgehensweise. Wenn eine kleine Gruppe von Personen mit einer anderen Gruppe verhandelt, ist wichtig, dass alle in den Gesprächsfluss involviert sind. „Merkt man, dass eine Person mit den Gedanken ganz wo anders ist oder sich nicht verstanden fühlt, muss man sie mit gezielten Fragen wieder in den Prozess integrieren. Ansonsten läuft man Gefahr, dass sie in eine emotionale Gegnerschaft übergeht“, erklärt Hofstadler die zusätzliche Herausforderung im B2B-Bereich, wo meist zwei „Selling-Center“ aufeinander treffen. Verläuft das Gespräch gut und signalisiert das Gegenüber grundsätzlich Interesse, steht einem Abschluss nichts im Weg. Um hohe Preise beim Kunden durchsetzen zu können, ist der Zeitpunkt der Nennung wichtig. Studien belegen, dass der Preis umso höher ausfällt, umso später er genannt wird. Der Verkäufer muss dann von der fragenden Rolle in die argumentierende Rolle wechseln. Die Argumente sollen sich aber auf das zuvor Gesagte des Kunden beziehen. Standard-Sprüche sind wenig erfolgsversprechend. „Gegen Ende des Gesprächs muss ich dann auch unangenehme Fragen stellen: Welche Mittel stehen zur Verfügung? Wie dringend ist das Anliegen? Wer entscheidet im Unternehmen und wie lange dauert dieser Prozess? Wenn ich das nicht frage, kann ich nicht sagen, ob, wann und in welcher Höhe der Auftrag kommt. Ziel des Vertriebs ist aber auch, realistische Prognosen zu erstellen.“, sagt Preisinger. Lässt der Verkäufer das unberücksichtigt, kann das Unternehmen schlechten falls Lieferzeiten nicht einhalten. Verärgerte Kunden sind die Folge.

Zufriedene Kunden sind wiederkehrende Kunden

Ziel jeder Kundenbindungsmaßnahme ist, dass der Kunde ein aktiver Verkäufer des Unternehmens wird. Voraussetzung dafür: Dass man nur das verspricht, was das Produkt auch leisten kann. Im B2B-Bereich passiert Kundenbindung bis zu einem gewissen Grad von selbst. „Ein Lieferant der schon im Geschäft ist, hat den Vorteil, dass mit seinem Produkt Ersatzteile eingespart werden. Beim Kauf geht es nicht nur um den Neupreis, sondern auch um die Betriebs- und Entsorgungskosten.“, erklärt Hofstadler die traditionelle Kundenbindung in Produktionsunternehmen. Kundenbindung kann darüber hinaus über gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsaufträge geschaffen werden. Key-Account Manager für Top-Kunden oder Branchen, bringen Ideen ein, wie Kunden überrascht und zufrieden gestellt werden können. Hat ein Unternehmen mehrere Geschäftsfelder, werden über „cross-selling“ einem Firmenkunden unterschiedliche Eigen-Produkte angeboten. „Es gibt eine Vielzahl an Kundenbindungsinstrumenten. Die Auswahl, also was wirklich zum Unternehmen passt, ist eher das Problem.“, kennt Preisinger die Herausforderungen in der Praxis. Die IT-Branche betreibt User-Foren und schafft dadurch eine Kunden-Community, die die Gemeinsamkeiten lebt. Der Konsumgüterbereich setzt auf Kundenkarten, Rabattaktionen und die damit verbundene Kommunikationsmöglichkeit mit dem Kunden. „Wir haben eine Feedbackschleife mit Fragebogen und persönlichen Kundenkontakt im Unternehmen eingeführt. Erkundigungen über das Wohlbefinden der Kunden ermöglichen das vorzeitige Reagieren auf Reklamationen. Innovationen und Produkterweiterungen werden durch das Feedback eingeleitet. Auch für die Verkäufer ist es motivierend zu sehen, wie das Produkt langfristig wirkt.“, erklärt Kunz das Kundenbindungsprogramm von vitamed._


Profiverkäufer sind *

- selbstmotiviert - organisiert - Netzwerker - zukunftsorientiert - anpassungsfähig - diszipliniert und unkompliziert - fachkompetent

No-Go’s im Vertrieb

- den Kunden nicht zuhören - zu positive Selbstdarstellung - Versprechen nicht einhalten

* in Anlehnung an: Was Profi Verkäufer besser machen, Karl Pinczolits

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