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Das ABC des österreichischen Bildungssystems

Die richtige Schule oder Ausbildungsform zu finden, ist gar nicht so einfach. Vor allem, weil es mittlerweile sehr viele Angebote gibt. Zudem wird das Bildungssystem durchlässiger. Wer will, kann auch ohne Matura ein Studium beginnen. Zur besseren Orientierung präsentieren wir daher einen Leitfaden durch das österreichische Bildungssystem.

A

… wie Allgemein bildende höhere Schule (AHS).

Die AHS umfasst eine vierjährige Unterstufe sowie eine vierjährige Oberstufe und schließt mit der Matura ab. Durch das Maturazeugnis wird die Berechtigung zum Studium an Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Akademien erworben. Rund 85 Prozent aller AHS-Absolventen beginnen laut Statistik Austria innerhalb von drei Jahren nach ihrem Abschluss ein Studium. Weitere Karrieremöglichkeiten nach der AHS-Matura sind eine Lehre oder die Duale Akademie.

B

… wie Berufsbildende höhere Schule (BHS).

Berufsbildende höhere Schulen vermitteln in fünf Jahren neben einer fundierten Allgemeinbildung eine höhere berufliche Ausbildung und schließen mit der Matura- und Diplomprüfung ab. Mit der Matura wird die Berechtigung zum Studium an Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Akademien erworben, die Diplomprüfung ermöglicht den Zugang zu gesetzlich geregelten Berufen laut Gewerbeordnung.

C

… wie Caritas.

Wer sich vor dem Studium oder nach der Lehre für den Zivil- statt für den Wehrdienst entscheidet, sollte sich frühzeitig nach einer Stelle umschauen. Zum Beispiel bei der Caritas oder bei Rettungsorganisationen wie dem Roten Kreuz. Der Zivildienst muss aber nicht unbedingt im sozialen Bereich stattfinden: Es gibt zum Beispiel auch Zivi-Stellen beim Maschinenring.

D

… wie Duale Akademie.

Mit der Dualen Akademie hat die Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ) eine österreichweit einzigartige Ausbildung geschaffen. Diese neue Ausbildungsform ermöglicht AHS-Maturanten, die nicht sofort ein Studium anstreben, aber auch Studierenden ohne Studienabschluss oder Berufsumsteigern neue Wege in eine erfolgreiche berufliche Zukunft. „Mit diesem umfassenden Programm erhalten die Trainees in ausgewählten Unternehmen eine hochwertige, qualitätsgesicherte Ausbildung. Zudem ermöglicht die Förderung 18+ des AMS eine besonders attraktive Bezahlung ab dem ersten Tag der Anstellung im Unternehmen“, erläutert WKOÖ-Präsidentin Doris

Hummer. Bei der kompakten Ausbildung mit einer Dauer von eineinhalb bis maximal zweieinhalb Jahren liegt der praxisbezogene Fokus darauf, das zu lernen, was man wirklich braucht. Mit dem Abschluss der Dualen Akademie eröffnen sich nicht nur Karriereperspektiven, sondern auch die Möglichkeit, weitere und darauf aufbauende Bildungsabschlüsse zu machen. Oberösterreichweit bieten derzeit knapp 250 Betriebe insgesamt rund 400 Ausbildungsplätze in den Berufsbildern Einzelhandel, Großhandel, Mechatronik, Kfz-Technik, Applikationsentwicklung – Coding, Speditionskaufmann, Betriebslogistik, Hotel- und Gastgewerbeassistenz sowie Bankkaufmann an. Nähere Infos unter www.dualeakademie.at.

E

… wie eigene Stärken.

Diese kann man beim Online-Berufsinteressentest der Arbeiterkammer herausfinden. Es gibt zwei Versionen: eine für Personen über 18 und eine für Jugendliche unter 18 Jahren. Als Ergebnis erhält man ein individuelles Interessenprofil und konkrete Berufsvorschläge, die zu diesem Profil passen. Näheres unter www.berufsinteressentest.at

F

… wie Fachhochschule.

Fachhochschulen bieten eine wissenschaftlich fundierte Berufsausbildung mit stark berufsbezogener Ausrichtung (mindestens ein Praxissemester ist Teil des Studiums). Angeboten werden Bachelorstudien (Dauer meist drei Jahre) und darauf aufbauend Masterstudien (Dauer meist zwei Jahre). Der Zugang zu einem FH-Studium ist auch für Personen mit studienrelevanter beruflicher Qualifikation aber ohne Reifeprüfung (meist mit Zusatzprüfungen) möglich.

G

… wie Gesamtschule.

Die Idee einer gemeinsamen Schule für Zehn- bis

14-Jährige geistert immer wieder in den Medien umher, wurde bisher aber nicht umgesetzt. Vorarlberg will als Modellregion das Schulmodell zwar umsetzen, derzeit laufen aber noch die Vorarbeiten, die einige Jahre in Anspruch nehmen werden.

H

… wie Höhere technische Lehranstalt (HTL).

Die HTL gehören zu den berufsbildenden Schulen. Typische Fachrichtungen sind Maschinenbau, Betriebstechnik, Elektronik oder Kunststofftechnik. Daneben wird der gesamte allgemeinbildende Stoff zur Matura angeboten. Die Normalform der HTL wird in der Regel nach der achten Schulstufe besucht. Die fünfjährige Ausbildung schließt mit der Matura ab. Nach drei Jahren ingenieurmäßiger Berufspraxis kann auf Antrag die Standesbezeichnung Ingenieur (Ing.) verliehen werden. Die Matura berechtigt zum Studium an allen Hochschulen. Um zum Beispiel von einem Gymnasium an eine HTL zu wechseln, reicht meist ein positiver Abschluss der achten Schulstufe. Aufnahmeprüfungen können in einzelnen Schulen vorkommen. Techniker aller Fachrichtungen sind am Arbeitsmarkt äußerst begehrt.

I

… wie Internationale Standardklassifikation im Bildungswesen (ISCED).

Die Bildungssysteme verschiedener Länder sind zum Teil schwer vergleichbar. Es stellt sich daher die Frage nach der Wertigkeit von Abschlüssen im internationalen Vergleich. Um Qualifikationsniveaus besser einordnen zu können, gibt es die ISCED, die Ausbildungen in acht Stufen einordnet. Stufe 0 ist in Österreich etwa der Kindergarten, Stufe 1 die Volksschule. Zur Stufe acht gehört das Doktorat. Somit kann man auch Ausbildungen in fremden Bildungssystemen einschätzen.

J

… wie Jungen und Mädchen.

Insgesamt gehen deutlich mehr Schülerinnen als Schüler nach einer Neuen Mittelschule in eine BHS oder AHS, während sich die Burschen häufiger für eine Polytechnische Schule beziehungsweise Lehre entscheiden. Auch nach dem Besuch einer AHS-Unterstufe zeigen sich Geschlechterunterschiede bei den Übertritten: Burschen streben häufiger eine Berufsbildung in einer BHS an, während Mädchen ihre Ausbildung häufiger in einer AHS-Oberstufe fortsetzen.

K

… wie Krankenpflege.

Die Diplomausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege wird gerade vom Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege abgelöst. Daneben gibt es im Krankenpflegebereich noch die Ausbildungen zum Pflegeassistenten (früher Pflegehelfer, einjährige Ausbildung) und zum Pflegefachassistenten (zweijährige Ausbildung). Die beiden letztgenannten Berufe kann man an Gesundheits- und Krankenpflegeschulen lernen. Zusätzlich gibt es Pflegeassistenz-Lehrgänge an Krankenhäusern. Die drei Berufsbilder sind mit unterschiedlichen Kompetenzen ausgestattet.

L

… wie Lehre.

Der Eintritt in eine Lehre erfolgt nach der erfüllten neunjährigen Schulpflicht. Ein positiver Abschluss der Neuen Mittelschule, Polytechnischen Schule oder des neunten Schuljahres in einer anderen Schule ist zwar nicht verpflichtend, erhöht aber die Chancen auf eine Lehrstelle erheblich. Auch für Schulabbrecher und Absolventen mittlerer und höherer Schulen stellt die Lehre eine interessante Option für den Einstieg in die Arbeitswelt dar. Die Lehrzeit kann sich in diesen Fällen auch verkürzen (in der Regel um ein Jahr). Während der Ausbildung in einem Lehrberuf vermittelt die Berufsschule Lehrlingen die grundlegenden theoretischen Kenntnisse. Sie fördert und ergänzt die betriebliche Ausbildung sowie die Allgemeinbildung. Je nach Lehrberuf beträgt die Zeit der Ausbildung zwei bis vier Jahre. Die zu besuchende Berufsschule kann nicht frei gewählt werden, sondern richtet sich nach dem Lehrberuf und nach dem Standort des Lehrbetriebs.

M

… wie Meister.

Die „Normalroute“ zum Meister führt über eine Lehre und eine langjährige Anstellung als Geselle. Dieser Karriereweg oder andere Ausbildungen sind allerdings nicht verpflichtend, um zur Meisterprüfung antreten zu dürfen. Die Prüfungen werden von der Wirtschaftskammer abgehalten. Vorbereitungskurse bietet zum Beispiel das Wifi an. Diese sind ebenfalls nicht verpflichtend. Die Prüfung selbst besteht aus fünf Modulen: der Meisterarbeit, dem Fachgespräch, der Projektarbeit, der Ausbildnerprüfung und der Unternehmerprüfung.

N

… wie neue Lehrberufe.

2019 wurden acht neue Lehrberufe eingerichtet und sieben weitere überarbeitet. Die neuen Lehrberufe sind Fahrradmechatronik, Sportgerätefachkraft, Nah- und Distributionslogistik, Backtechnologie, Bauwerksabdichtungstechnik, Hochbauspezialist, Tiefbauspezialist und Betonbauspezialist. Überarbeitet wurden Bäckerei, Hochbau, Tiefbau, Betonbau, Dachdecker und Spengler. Bei Mechatronik gibt es künftig neue Kombinationsmöglichkeiten.

O

… wie Oberstudienrat.

Dieser Berufstitel ist ausschließlich Personen vorbehalten, die als Lehrer oder Erzieher gearbeitet haben. Wer eine solche Laufbahn anstrebt, ist an einer Pädagogischen Hochschule richtig. Die Mindeststudiendauer für ein Lehramtsstudium an einer öffentlichen oder privaten Pädagogischen Hochschule beträgt vier Jahre (Bachelorstudium). Nach erfolgreichem Abschluss erhält man die Lehrbefähigung für sein jeweiliges Fach. Zulassungsvoraussetzungen: allgemeine Universitätsreife sowie die Eignung zum Studium (für alle Lehramtsstudien werden mehrstufige Eignungsverfahren durchgeführt).

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