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Erfolgreich in der Pampa

Es gibt Unternehmen, deren ländliche Wurzeln zu ihrer DNA gehören. Manche arbeiten mit regionalen Rohstoffen und sind allein deshalb mit ihrer Heimat verbunden. Andere sind zwar auf der ganzen Welt zuhause, aber trotzdem am Land daheim. Wir haben zwei Vertreter solcher Unternehmen getroffen.

"Es gab nie Pläne, von hier weg zu gehen“, sagt Stefan Ortner, Geschäftsführer von Ökofen, dem europaweiten Spezialisten bei Pelletheizungen. Gegründet wurde das Unternehmen vor 30 Jahren in einem Kuhstall in Lembach im oberen Mühlviertel. „Es müsste doch möglich sein, das viele Holz, das hier rundherum wächst, zum Heizen zu nutzen“, dachte sich Gründer Herbert Ortner und erfand die Holzheizung. Blödsinn! Die gab es natürlich schon vorher, aber keine automatisierte und keine, mit der das Heizen so bequem war wie mit Holzpellets. Den Kuhstall gibt’s noch immer. Er dient als Experimentierlabor. Ein großes Werk für das wachsende Unternehmen wurde 2006 in Niederkappel gebaut, drei Kilometer vom Gründungsort entfernt, mitten in der Pampa. „Von Gästen werden wir oft auf unseren Standort angesprochen. Erstens sind sie überrascht, dass wir nicht in einem Industriegebiet beheimatet sind, und zweitens gefällt ihnen die hügelige Landschaft des Mühlviertels.“ Das Konzept des „Provinzunternehmens“ hat Ökofen auch bei der Internationalisierung durchgezogen. Der deutsche Standort etwa liegt in Mickhausen, einer Gemeinde mit nur 1.300 Einwohnern. „Diese ländlichen Standorte bringen uns vor allem eines: sehr gute, fleißige und loyale Mitarbeiter. Ich denke, wären wir irgendwann ins städtische Umfeld übersiedelt, wären wir ein anderes Unternehmen.“

Trotz aller Heimatliebe hat Ökofen sehr bald begonnen, ausländische Märkte zu erschließen. Zuerst Deutschland, dann die Schweiz. Mittlerweile ist man sogar in den USA vertreten. Der Standort am Land sei dabei keine Hürde gewesen. „Wir haben im Ausland überall Vertretungen, sind so als Mühlviertler Unternehmen trotzdem vor Ort.“ Logistisch macht es ebenfalls keinen zählbaren Unterschied. Im Gegenteil, man profitiere vom Standort und dessen Ruf. „Oberösterreich ist Pionier auf dem Gebiet Heizen mit Pellets. Brancheninsider wissen das und so eilt unseren Heizungen ein guter Ruf voraus.“ Und wie profitiert die Region von Ökofen? „Wir schaffen nicht nur Arbeitsplätze in Wohnortnähe, wir stoßen damit eine ganze Reihe von Entwicklungen an: Müssen die Menschen nicht weit in die Arbeit fahren, haben sie mehr Zeit für Familie, Freunde und Vereine. Dadurch entwickelt sich ein blühendes Sozialleben und ein solches bindet Menschen an die Region und verhindert Landflucht.“ Und so wird man auch in Zukunft das Provinzunternehmen bleiben, das man ist. Noch im September starten die Bauarbeiten für eine neue 6.500 Quadratmeter große Produktions- und Lagerhalle. Mitten in der Pampa.

"Wären wir irgendwann ins städtische Umfeld übersiedelt, wären wir ein anderes Unternehmen."

Stefan Ortner Geschäftsführer, Ökofen

Wie Wildschweine die Region stärken

Auch Wüdian ist ein „Provinzunternehmen“. Schon allein deswegen, weil die Wildschweine, die man zu Speck und allerlei anderen Leckereien verarbeitet, nun mal in den Wäldern des Grenzlandes zwischen Ober- und Niederösterreich leben. „Uns ist es wichtig, dass alle Schweine in der Region erlegt, beschaut und in weiterer Folge zerlegt und veredelt werden. Nur das garantiert 100 Prozent Wertschöpfung für die Region“, so die Geschäftsführer Daniel Hold und Jörg Neuhauser. 2018 wurden in Österreich über 40.000 freilebende Wildschweine erlegt. Der Großteil dieses Fleisches ging in den Export. „Es ist eigentlich nicht einzusehen, dass dieses hochwertige Fleisch ins Ausland wandert und dort weiterverarbeitet wird und wir importieren im Gegenzug fragwürdiges Fleisch aus dem Ausland.“ Gerade unter den Aspekten Tierwohl und Nachhaltigkeit solle man doch nützen, was in den Wäldern rumläuft und im Bestand sowieso von den Jägern reguliert werden muss. Das klingt zwar logisch, ist aber nicht so einfach. Während in Sardinien Wildschweinfleisch nicht sonderlich seltsam ist, beschränkt man sich hierzulande beim Wildbret vor allem auf Rotwild. „Das heißt für uns, dass wir jede Menge Überzeugungsarbeit leisten mussten und nach wie vor leisten müssen. Es funktioniert nicht, Wildschweinspeck einfach auf den Markt zu bringen und auf experimentierfreudige Menschen zu hoffen. Der Schlüssel zum Erfolg sind Verkostungen. Bei einem so außergewöhnlichen Produkt ist es wichtig, einen niederschwelligen Zugang zu schaffen.“

Mittlerweile läuft der Hauptvertriebsweg des Wüdian über den klassischen österreichischen Handel. Die Produkte sind bei Maximarkt und in den Merkurmärkten in Ober- und Niederösterreich sowie in Wien gelistet. „Neben diesen großen Partnern ist der Wüdian bei vielen Feinkost- und Bauernläden präsent. Zudem sind die Produkte online erhältlich und werden in diversen Gastronomiebetrieben angeboten.“ Für Firmenkunden gibt es Geschenkpakete, nicht nur mit Wüdian-Produkten, sondern auch mit Wein von Partnerunternehmen. „Wir arbeiten momentan außerdem daran, unsere Produktpalette zu erweitern. Angedacht sind Wildschweinpastete, Wildschweingulasch und kleine Jausenwürste.“

Bestehendes nutzen

Zurück zur Regionalität: Wüdian hält also das Wildschweinfleisch, die ganze Ver-arbeitung und Wertschöpfung im Land. Dennoch gibt es keine Wüdian-Fabrik. „Wir verfolgen einen anderen Ansatz: Wir wollen die vorhandenen Ressourcen nutzen. Es bringt nichts, einen neuen Betrieb auf die grüne Wiese zu stellen, wenn der Metzger am Land sowieso nicht ausgelastet ist. Wir versuchen, das, was sowieso vorhanden ist, zu nutzen und zu fördern und somit bestehende Strukturen zu erhalten.“ Die Leistungen der beiden Gründer sind vor allem die Produktidee, die Rezepturen, die Erfindung neuer Produkte sowie Marketing und Vertrieb. Den Rest hat man ausgelagert. 2018 konnten 6.000 Kilogramm Speck und Salami ausgeliefert werden, was einem Umsatz von 200.000 Euro entspricht. Für 2019 hat man sich eine Verdopplung vorgenommen. „In den Städten ist es relativ einfach, neue Kunden zu finden, am Land ist man etwas skeptischer. Ich finde aber, das Wildschweinfleisch ist ein Geschenk, das wir nutzen sollten, und ein Beitrag dazu, lokale Strukturen zu erhalten. Und natürlich schmeckt unser Wüdian auch.“

"Wir versuchen, das, was vorhanden ist, zu nutzen und somit bestehende Strukturen zu erhalten."

Jörg Neuhauser und Daniel Hold Geschäftsführer, Wüdian

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