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Gold für Oberösterreich

Auch wenn die olympischen Spiele in Sotschi durchwegs kontrovers diskutiert wurden, eines steht fest: Zahlreiche oberösterreichische Unternehmen konnten die XXII. Olymischen Winterspiele wirtschaftlich nutzen - durch lukrative Aufträge, oder um sich und ihre Produkte einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Allen voran der oberösterreichische Backmittelhersteller Backaldrin: Der Kornspitz-Erfinder belieferte als Hauptsponsor und Kooperationspartner alle olympischen Dörfer mit Gebäck.

Gleich am ersten Wochenende versetzte der frisch gebackene Goldmedaillengewinner Matthias Mayer ganz Österreich mit seinem triumphalen Abfahrts-Sieg in einen Freudentaumel. Frisch gebacken war aber nicht nur der neue Olympiasieger: Schon zum zweiten Mal in Folge war das oberösterreichische Unternehmen backaldrin einer der fünf Hauptsponsoren des österreichischen olympischen Teams – und versorgte die Sportler mit Brot, Mehlspeisen, Brezen und natürlich dem typischen Kornspitz.

„Wir haben dann weit mehr geliefert als eigentlich gedacht“, erzählt Wolfgang Mayer, Mitglied der Geschäftsleitung, der selbst in Sotschi mitfieberte. Denn: Schon bald kamen auch die Athleten anderer Nationen auf den Geschmack von backaldrin. Mayer: „Es hat sich schnell herumgesprochen, dass es im Österreich-Haus gute Sachen gibt.“ Schon vor der Abreise des österreichischen Olympia-Teams nach Sotschi überreichte der backaldrin-Eigentümer Peter Augendopler den Teilnehmern symbolisch 15.000 „Siegerlächeln“. Seit Oktober wurden auf den Straßen zahl- reiche lächelnde Fans fotografiert, die Bilder dienten als Ansporn für die Athleten. Die Kooperation mit dem Olympischen Komitee ist für das Unternehmen kein Neuland. Bereits 2012 in London war man Partner. „Damals hatten wir so viele positive Rückmeldungen, dass wir uns entschlossen haben, auch 2014 in Sotschi wieder dabei zu sein“, sagt Mayer. Für ihn gibt es drei positive Effekte, die diese Art des Sponsorings mit sich bringt. Erstens die Unterstützung und Betreuung von Athleten. Zweitens die Möglichkeit, im Österreich-Haus durch Präsentationen und Gastbewir- tungen Kontakte zu knüpfen und potentielle Kunden kennenzulernen. Dort werden in einer eigenen Bäckerei mehr als 1500 Kilogramm Brot gebacken. „Drittens ist natürlich auch der mitgenerierte Werbewert nicht zu unterschätzen“, sagt Mayer. Schon vor den Olympischen Spielen war die Kornspitz- Company in Russland erfolgreich. Der dortige Markt gehört für Backaldrin zu den wichtigsten überhaupt, jährlich werden zweistellige Zuwachsraten verzeichnet. Kein Wunder: Zu fast jeder Mahlzeit wird Brot gereicht. Man ist mit mehr als 600 Produkten fast flächende- ckend vertreten und seit 15 Jahren in drei Büros in Petersburg, Novosibirsk und Moskau präsent.

"Wir haben weit mehr Gebäck an die Athleten geliefert, als ursprünglich gedacht."

Wolfgang MayerGeschäftsleitung backaldrin

Viele oberösterreichische Profiteure

Schon kurz nach der Vergabe der Olympischen Winterspiele wurde 2007 ein

Außenwirtschafts-Büro in Sotschi eingerichtet. „Das war ein sehr wichtiger Schritt im Hinblick auf die Vorbereitung der österreichischen Firmen auf das Olympia-Projekt“, sagt Wirtschaftsdelegierter Dietmar Fellner vom Außenwirtschaftscenter Moskau. Seit der Eröffnung des Büros wurden sieben Delegationsreisen nach Sotschi organisiert, bis zu 60 Firmen nahmen an einer Reise teil. „Bei diesen Reisen fanden Treffen mit Verantwortlichen und Entscheidungsträgern statt und der Markt wurde sondiert“, sagt Fellner. Die frühzeitige Vorbereitung hätte es österreichischen Firmen ermöglicht, die Bedürfnisse der Region zu verstehen, Einblick in den Markt zu bekommen und ihre Produkte und Dienstleistungen anschließend zielgerecht anzubieten.

Tatsächlich konnten zahlreiche heimische Unternehmen lukrative Aufträge gewinnen. Allen voran die Baustoffgruppe Asamer aus Ohlsdorf, die eine Million Kubikmeter Beton und 1,6 Millionen Tonnen Kies produzierte. Zulie- ferer für infrastrukturelle Produkte war die Agru Kunststofftechnik aus Bad Hall. Die Welser Firma Teufelberger lieferte Seile für zehn Seilbahnen. Der Rieder Maschinenbauer Wintersteiger rüstete nicht nur den russischen Skiverband mit vier Rennlauf-Steinschleifmaschinen aus, sondern lieferte auch einen Großteil aller Skiservicemaschinen und Ausstattungen für Verleihstationen und Sportgeschäfte. Dem Tourenski-Hersteller Hagan kam die brisante Sicherheitslage zugute: 800 Paar Tourenski wurden zur Absicherung der Region an eine russische Spezialeinheit geliefert.

"Ausschlaggebend für den Erfolg war sicherlich, dass viele der oberösterreichischen Unternehmen bereits lange am russischen Markt präsent sind"

Dietmar FellnerWirtschaftsdelegierter

„Ausschlaggebend für den Erfolg war sicherlich, dass viele der oberösterreichischen Unternehmen bereits lange am russischen Markt präsent sind – entweder mit einer Tochterfirma oder mit einem starken Vertriebspartner“, sagt Fellner. Dies sei besonders wichtig, da in der russischen Geschäftswelt ein hoher Wert auf langfristige Kontaktpflege gelegt werde – die Präsenz vor Ort ist notwendig. Einige oberösterreichische Firmen konnten als Subunternehmen für österreichische Großunternehmen Aufträge an Land ziehen. „In Russland ist die hohe Qualität heimischer Produkte bekannt und wird auch sehr geschätzt“, sagt Fellner. Österreichisches Know-How im technischen Bereich wie zum Beispiel Maschinen und Anlagen, Kommunalwirtschaft aber auch im Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft würden sich großer Beliebtheit erfreuen.

Neben der frühzeitigen Schaffung von Rahmenbedingungen durch die WKO ist aber vor allem auch die Präsenz während der Spiele ein wichtiger Faktor für den Abschluss von neuen Geschäften und der nachhaltigen Stärkung der Marke. „In völlig anderen Kulturen und Märkten ein typisch heimisches Pro- dukt authentisch zu präsentieren ist in der Regel nicht einfach. Wir waren zwar in Russland bereits umfassend aktiv, trotzdem ist es etwas ganz Besonderes ,wenn man als Unternehmen die Möglichkeit hat, sich praktisch der ganzen Welt fernab von Österreich in einem so emotionalen und sympathischen Ambiente, wie dem Österreich-Haus, präsentieren zu können.“ sagt Backaldrin-Chef Augendopler. Die Präsenz von backaldrin blieb auch den Fernseh- zuschauern zuhause in Österreich nur schwer verborgen. Kein Olympiastudio oder anderer Bericht aus dem Österreich-Haus, in dem nicht mehrfach das backaldrin-Logo völlig selbstverständlich ins Bild gerückt wurde. Milliardenschwere Investitionen in Wintersport-Infrastruktur in einer subtropische Klimazone, Korruptionsskandale und politisch fragwürdige Positionen: Die Olympischen Winterspiele in Sotschi wurden schon vor ihrem Beginn heftig kritisiert. Rein wirtschaftlich betrachtet waren sie für heimische Unternehmen aber sehr erfolgreich. Für die Vorberei- tung haben circa 40 österreichische Fir- men – unter ihnen auch viele oberösterreichische – Aufträge im Gesamtwert von etwa 1,3 Milliarden Euro erhalten. Und: „Die Unternehmen konnten durch ihre sehr guten Leistungen überzeugen, Kontakte knüpfen und sich einen guten Ruf machen“, sagt Fellner. Die Chancen für weitere Folgeaufträge – wie im Rahmen der Vorbereitung auf die Fußballweltmeisterschaft 2018 – sieht der Wirtschaftsdelegierte sehr positiv.

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