Wir haben Manfred Haimbuchner, LH-Stv. und FP-Referent für Wohnbau, Naturschutz und Familie, bereits öfters interviewt. Daher haben wir dieses Mal Leuten aus den unterschiedlichsten Bereichen mit verschiedenen Bedürfnissen den Vortritt gelassen. Fragen an den Herrn LH-Stv. zu seinen Aufgabengebieten und seiner Person von Unternehmern, Aktivisten, einem Jäger, einer Kindergartenpädagogin und einer Mutter.
CEO, Kreisel Systems
- Die Elektrifizierung und Speicherung von Strom ist die einzige Lösung, um saubere erneuerbare Energie ohne Schadstoffausstoß zu konsumieren. Wir klärt man die Bürger darüber auf?
HaimbuchnerDas Land OÖ setzt stark auf Forschung und Entwicklung und unterstützt diese gezielt. Auch sonst informieren die betreffenden Ressorts sehr gut über die bestehenden Möglichkeiten.
- Haben Sie in Ihrem neuen Haus eine PV-Anlage?
HaimbuchnerNein. Ich habe das durchgerechnet, es ist für mich nicht wirtschaftlich.
- Fahren Sie ein Elektroauto? Wenn nein, warum nicht?
HaimbuchnerNein, denn die Technologie für Elektroautos ist leider noch nicht so ausgereift und die Reichweitenbeschränkung ist nach wie vor ein Problem. In städtischen Bereichen ist das bereits eine gute Alternative, wie es die Post auch beweist.
Adam Pawloff
Klima- und Energiesprecher, Greenpeace
- Sie haben im November 2016 gesagt, dass Klimaschutz zur „Entindustrialisierung“ führen würde. Wie ist diese Aussage mit dem Ziel der Voest, auf CO2-arme Stahlproduktion umzusteigen, vereinbar?
HaimbuchnerIch habe gesagt, dass überzogener Klimaschutz und überbordende Auflagen dem Wirtschaftsstandort nicht unbedingt zuträglich sind – das bestätigt auch eine Studie des JKU-Energieinstitutes. Die Voest ist weltweit führend, was energieeffiziente Produktionsweisen betrifft. Diesen Wirtschaftsfaktor gilt es zu erhalten und nicht zur Erreichung von Zahlen am Papier zu gefährden.
- Wie rechtfertigen Sie Ihre Aussage vom April 2016, dass Sie „nichts“ zur Erreichung der Klimaschutzziele beitragen wollen? Das liegt klar in Ihrer Verantwortung. Die Förderung erneuerbarer Energien im Wohnbau bzw. thermische Sanierung kann etwa zwei Drittel der Heizenergie einsparen, trägt somit viel zum Klimaschutz bei.
HaimbuchnerDass der Wohnbau nicht zur Erreichung der Klimaziele beitragen würde, ist schlichtweg falsch und durch den Klimaschutzbericht 2017 eindeutig widerlegbar. Der Wohnbau war in den letzten Jahren bei der Reduktion von Emissionen Spitzenreiter. Der soziale Wohnbau muss aber auch leistbar sein und bleiben – Verschärfungen von Auflagen würden die Baukosten weiter in die Höhe treiben und das Bauen und Wohnen noch teurer machen.
- Sie haben der Förderung von erneuerbarer Energie im Wohnbau in OÖ eine Absage erteilt. Wie wollen Sie den Bürgern erklären, dass sie somit weiterhin stark von Energie-Importen (Heizöl und Gas) abhängig sein werden und nicht in der Lage sein werden, ihre eigene, saubere Energie aus Österreich zu beziehen?
HaimbuchnerDiese Behauptung ist schlichtweg falsch. Wer in OÖ die Wohnbauförderung in Anspruch nehmen will, der ist verpflichtet, ein klimarelevantes, energieeffizientes Heizsystem einzubauen. Wir fördern die erneuerbare Energie weiterhin. Wir haben nur die zusätzliche Förderung jedes einzelnen Systems, die ursprünglich als Anschubförderung gedacht war, aus Mitteln der Wohnbauförderung beendet, weil es sich um eine Doppelförderung mit Wohnbaumitteln gehandelt hat.
Sepp Brandmayr
Landesjägermeister, OÖ Landesjagdverband
- Wie stehen Sie als LH-Stv., Naturschutzreferent und selbst leidenschaftlicher Jäger zu einer eventuellen Erweiterung des Nationalparks Kalkalpen?
HaimbuchnerDie Erweiterung des Nationalparks ist gesetzlich vorgeschrieben, wird daher fix kommen. Das Projekt gehört aber sorgsam geplant. Bevor man eine Erweiterung angeht, muss man erst einmal die Hausaufgaben im bestehenden Nationalpark erfüllen und dazu gehört auch der Managementplan. Es sind mehrere Seiten involviert und es muss mit den Grundstückseigentümern, dem Land und auch dem Bund das Einvernehmen hergestellt werden – insbesondere auch im Hinblick auf die Kostentragung.
Wolfgang Schön
Geschäftsführer, WAG
- Neben der wichtigen Stadterweiterung („Bauen auf der grünen Wiese“) gewinnt die behutsame und qualitätsvolle Nachverdichtung an Bedeutung (Grundstückskosten, Infrastruktur, …). Wie reagiert die Wohnbauförderung darauf?
HaimbuchnerBei der Nachverdichtung handelt es sich eigentlich um ein Thema der Flächenwidmung. Die Nachverdichtung ist aber besonders im urbanen Wohnbau sehr wichtig. Die Wirtschaftlichkeitskriterien schreiben zur Erlangung einer Förderung im mehrgeschossigen Wohnbau mindestens drei Stockwerke vor, denn das spart Bauland und senkt die Baukosten. Wir haben auch gute Akzente und Anreize bei der Sanierung von bestehender Bausubstanz und Revitalisierung von Ortskernen gesetzt.
- Die Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung in OÖ ist sehr unterschiedlich gestaltet. Wie geht die Wohnbauförderung damit um?
HaimbuchnerDie Wohnbauförderung wird nicht nach dem Gießkannenprinzip ausgeschüttet, sondern fördert die Schaffung von Wohnraum dort, wo Bedarf besteht. Es sind hier die Gemeinden und Bauträger gefordert, den Bedarf zu erheben und entsprechend anzumelden. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.
Andreas Pumberger
Vorsitzender, Katholischer Familienverband OÖ
- Die Kosten fürs Wohnen sind in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen. Welche Maß-nahmen setzen Sie, dass Wohnen – speziell für Familien – wieder leistbarer wird?
HaimbuchnerMit dem sozialen Wohnbau und einer stabilen Bauleistung sorgen wir dafür, dass Wohnen auch leistbar bleibt. Und mit den Förder- und Finanzierungsvarianten für Häuslbauer unterstützen wir auch die Schaffung von Eigentum, was gerade jungen Familien hilft.
- Familien brauchen Rahmenbedingungen, die den jungen Menschen das "Ja" zum Kind erleichtern. Dazu gehört auch eine finanzielle Sicherheit. Welche Unterstützung gibt es da für junge Menschen in OÖ?
HaimbuchnerWir haben durch eine erfolgreiche Familienpolitik ein besonders lebenswertes Umfeld geschaffen. Dies unterstreichen einige Umfragen und die seit 2011 kontinuierlich steigende Geburtenzahlen. So unterstützen wir etwa die Familien mit der österreichweit einzigartigen OÖ Familienkarte.
- Echte Wahlfreiheit in der Kinderbetreuung ist erst gegeben, wenn es auch eine finanzielle Abgeltung für Familien gibt, die ihre Kinder zu Hause betreuen. Wie stehen Sie dazu, dass (angelehnt an das Berndorfer-Modell) häusliche Kinderbetreuung finanziell abgegolten wird?
HaimbuchnerKritisch sehe ich, dass das Berndorfer-Modell – so wie die kostenlose Nachmittagsbetreuung im Kindergarten – auf Dauer nicht finanzierbar ist. In OÖ gibt es für Kinder ab drei Jahren bis zum Eintritt in den Kindergarten den Kinderbetreuungsbonus als finanzielle Abgeltung für Familien, die ihre Kinder zu Hause betreuen – lässt also den Eltern diesbezüglich die Wahlfreiheit.