- Genug Reformmasse bleibt übrig.
Strugl hat von Anfang an Nägel mit Köpfen gemacht und betont, dass er diese grundlegende Strukturveränderung im Tourismussystem in Oberösterreich nicht machen würde, wenn im Landtag zu wenig Reformmasse übrigbleiben würde. Kommt am Ende genug raus? „Das Herzstück ist die Strukturreform und eine Veränderung im Finanzierungssystem, beides haben wir zustandegebracht. Die Reformmasse ist groß genug. Ich weiß, dass es eine Steilvorlage war, tatsächlich bringen wir aber sehr viel davon ins Ziel.“
- Die Schritte und Ziele werden transparent kommuniziert.
Wie sensibilisiert man die betroffenen Tourismusverbände? „Man muss die Leute abholen und nicht in einem Top-Down-Prozess alles verordnen“, so Strugl. Der Prozess sei von Beginn an immer transparent gewesen. Obwohl dies eine sehr schwierige Aufgabe war, habe sie gut funktioniert: „Mein Weg war: Wir schaffen keine Zwangsverordnung von Anfang an, sondern bauen eine begrenzte Freiwlligkeitsphase ein.“
- „Gleiches Recht für alle“ bei Zimmervermittlungsplattformen.
Ein großes Diskussionsthema der Tourismus-Strategie waren Online-Vermietungsplattformen wie AirBnB, die eine starke Konkurrenz für die Tourismusbetriebe darstellen. Es hieß immer wieder, dass man diese „disziplinieren“ will, um für mehr Fairness zu sorgen. Strugl relativiert: „Es geht nicht ums Verhindern, sondern um gleiches Recht für alle. Auch für diese Beherbergungen müssen dieselben Spielregeln gelten wie für die anderen Betriebe, sprich sie müssen ihre Abgaben zahlen.“ Daher sei im Gesetz festgehalten, dass die Plattformen verpflichtet werden, ihre Gäste zu nennen und aufzulisten. Zudem strebe man eben an, dass die Landestourismusorganisationen für die Abgabenbehörden – in diesem Fall die Gemeinden, in denen es um die Ortstaxe geht – eine Vereinbarung mit den Plattformen abschließen, welche die Beträge an die Gemeinden und diese wiederum an die Tourismusverbände abführen.
- Die neue Strategie ist für den Gast der Zukunft aufgebaut.
Die Beschreibungen vom Gast der Zukunft gleichen oft einer Wunschliste an die Tourismusbetriebe: Der zukünftige Gast sei spontan, multi-optional, naturverbunden, qualitätsorientiert, suche aber trotzdem den persönlichen Service. In einem Artikel in einem der führenden Touristik und Business-Travel-Magazine Deutschlands vom August 2017 heißt es, der Urlauber der Zukunft kommt wie ein verzogenes Kind daher: Er weiß alles besser, quengelt im Dauermodus und spendet seine Aufmerksamkeit demjenigen mit den meisten Süßigkeiten. Wie kann man dem gerecht werden? „Die Ansprüche steigen durch die Informationsvielfalt. Dieser muss sich die Branche stellen, jammern hilft da nicht.“ Man dürfe aber auch nicht vergessen, dass gerade der Tourismus ein „People’s Business“ sei, es gehe noch immer um den Menschen selbst. „Das, was wir hier als Touristiker vermitteln, ist etwas, was Menschen für Menschen machen. Das können unsere Touristiker besser als andere. Wenn diese authentische, sehr originäre Einstellung auch beim Gast ankommt, sind wir sehr gut aufgestellt. Die Strategie ist danach ausgerichtet.“
Michael Strugl, Landeshauptmann-Stellvertreter und Tourismusreferent
Wie werden weltpolitische Entwicklungen, wie die mittlerweile omnipräsente Terrorgefahr, den Tourismus von morgen beeinflussen?Ich möchte vorausschicken, dass wir keine Kriegsgewinner werden wollen. Aber es liegt natürlich auf der Hand, dass die geopolitische Lage das Reiseverhalten beeinflussen wird, das sieht man an Destinationen wie der Türkei oder anderen Mittelmeerländern. Der Gast reagiert auf solche Situationen und sichere Urlaubsländer profitieren natürlich davon, das ist auch bei uns der Fall.
Wie realistisch sind Visionen, dass man sich in 10 bis 15 Jahren autonom vom Flughafen abholen lässt oder das Essen per Drohne serviert bekommt?Es wird ein Mix sein: Dort, wo uns die Technologie wirklich hilft (Chatbots im Informations- und Servicebereich, autonom fahrende Shuttles), gehe ich davon aus, dass sie eingesetzt wird. Wo es kontraproduktiv ist, zum Beispiel, wenn ein Roboter die Beziehungsebene zwischen Gast und Gastgeber ersetzen soll, kann ich es mir nicht vorstellen.