Wohin geht die Reise? Das haben wir in der Winterausgabe 2016 vor dem Hintergrund der neuen OÖ Landes-Tourismus-Strategie gefragt. Wie sieht nun, ein Jahr später, der Status Quo aus? Wie viel von der Reformmasse hat den Landtag überstanden? Die zehn wichtigsten Punkte der zukunftsträchtigen Tourismusvision für die Gegenwart und die aktuellsten Entwicklungen erklärt uns Landeshauptmann-Stellvertreter und Tourismus-Referent Michael Strugl.
- Der OÖ Tourismus wird neu positioniert und kommuniziert.
Kern der Neupositionierung ist, das Tourismusland Oberösterreich erlebbar zu machen. Dazu gehört ein neuer Kommunikationsauftritt des OÖ Tourismus und der Destinationen in punkto Logo, Bildsprache und Content. „Die Strukturreform und Bündelung von Budgetmitteln ermöglicht einen wirkungsvolleren Auftritt der einzelnen Destinationen am Markt“, sagt Strugl. Die Neuausrichtung zeigt bereits erste Erfolge: So stiegen im Tourismusjahr 2016 die Anzahl der Ankünfte in Oberösterreich um vier Prozent gegenüber 2015, die Nächtigungen um 2,5 Prozent. Von Jänner bis September 2017 stiegen die Nächtigungen gar um 4,4 Prozent, der höchste Zuwachs aller Bundesländer.
- Mit vier Meilensteinen will man die Wertschöpfung erhöhen.
Eines der vorrangigen Ziele ist, die direkte und indirekte Wertschöpfung bis 2022 um fünfzehn Prozent zu steigern. Dafür formulierte man vier Meilensteine. Der erste Meilenstein ist der Mensch selbst. Auf der einen Seite müsse man dem gerade in der Tourismusbranche besonders eklatanten Fachkräftemangel begegnen. Auf der anderen Seite sollte man auch eine entsprechende „Tourismusgesinnung“ in der Bevölkerung etablieren, also die Bedeutung des Tourismus und die Wahrnehmung von Oberösterreich als Urlaubsziel mehr stärken. Der zweite ist die Digitalisierung: „Die Gäste informieren sich praktisch nur noch online über Reisen und buchen auch bereits zur Hälfte so. Es gibt völlig neue Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel AirBnB, bei denen man Technologieführer sein müsse, so der Tourismusreferent. Der nächste Punkt geht sprichwörtlich durch den Magen: Die Kulinarik ist der dritte Meilenstein, da es ein wesentliches Reisemotiv darstellt, wie man in der jeweiligen Reisedestination isst. Der vierte Punkt sind die Naturschätze Oberösterreichs, die vom Nationalpark bis hin zu Flüssen, Bergen und Seen zahlreich sind.
- Neue Märkte werden erschlossen.
Diese werden in der neuen Strategie erweitert und in Kernmärkte, Potentialmärkte und Spotmärkte gegliedert. In die Kernmärkte etwa gesellen sich neben Österreich, Deutschland und Tschechien nun auch die Slowakei und Polen. „Die Zahlen des letzten Winters und die der letzten Jahressaison zeigen uns, dass wir genau in diesen zusätzlichen Zielmärkten die größten Steigerungen verbuchen und deswegen so stark zulegen konnten“, analysiert Strugl die Daten und Fakten. Auch in den Potentialmärkten China und Südkorea gab es enorme Steigerungen. So konnte man bei den Wintergästen in der vergangenen Saison aus Ländern wie Tschechien (+14 Prozent), Slowakei (+20 Prozent) sowie China und Indien (+100 Prozent) starke Zuwächse verzeichnen. Bleiben noch die Spotmärkte wie USA, Kanada, Großbritannien oder die Schweiz, für die einzelne Aktivitäten, wie Flusskreuzfahrten auf der Donau, besonders interessant sind.
- Markteffiziente Strukturen werden geschaffen.
Der Terminus „markteffiziente Strukturen“ schließt einen – um mit Strugls Worten zu sprechen – stringenten Organisationsentwicklungsprozess mit ein, bei dem man sowohl die Strukturen als auch die Finanzierung ändert. Die 103 bestehenden Tourismusverbände werden auf rund 19 reduziert. Als Mindestgröße für einen neuen Tourismusverband gelten 600.000 Euro Finanzierungsaufkommen (Tourismusbeiträge und –abgaben) und 200.000 Nächtigungen. „Das sind die Größenordnungen, damit es im globalen Reisemarkt nicht unterkritisch wird“, so Strugl. Zudem wird die Landestourismusorganisation in eine „schlanke“ GmbH umgewandelt und der Landes-Tourismusrat durch ein „Experten-Board“ ersetzt. Auch die Ortstaxe (bisher 1,30 Euro) wird auf alle Gemeinden ausgedehnt und auf zwei Euro angehoben, das ergibt für die Verbände pro Jahr ein zusätzliches Budget von zwei Millionen Euro. Die Zweitwohnsitzabgabe wurde ebenfalls in das neue Gesetz integriert, diese können Gemeinden ab 2019 einheben. Die Einhebungskosten der Tourismusbeiträge werden künftig vom Land Oberösterreich einbehalten.
- 05 Der Fusionsprozess ist in vollem Gang.
In sieben Destinationen, etwa Mühlviertler Alm – Region Freistadt, Region Steyr-Kirchdorf oder Traunsee – Almtal, hat die Fusion bereits begonnen. Hier arbeitet man an der Errichtung neuer Tourismusverbände, das betrifft 63 bisherige Tourismusverbände und 120 Tourismusgemeinden. Sechs Destinationen führen aktuell Vorbereitungsgespräche, das betrifft 34 Tourismusverbände und 72 Tourismusgemeinden. Sechs weitere Verbände werden unverändert bestehen bleiben, das betrifft 23 Tourismusgemeinden. „Wir begleiten diese Prozesse und unterstützen mit Experten und dem Know-how aus der Landestourismusorganisation“, so Strugl.
- 2018 wird das Gesetz in Kraft treten.
Das Gesetz wurde Mitte November im Landtag beschlossen, mit 1. Februar könnte es dann in Kraft treten. Mit etwaigen Übergangsbestimmungen bis 31. Dezember 2018 – das betrifft die Budgeterstellung und die Wahl der Gremien – ist es dann fertig.