Diese Frage stellt man sich bei Fill Maschinenbau in Gurten ständig. Nur so könne man sich als Unternehmen weiterentwickeln, sagt Geschäftsführer Andreas Fill. Das gehe am besten im Austausch mit anderen Firmen oder Organisationen. Und am liebsten daheim im Innviertel, genauer gesagt in der zum 50-jährigen Firmenjubiläum eröffneten Event-Location, dem Fill Future Dome.
Es ist eine 1.200-Seelen-Gemeinde nahe der deutschen Grenze im Bezirk Ried im Innkreis: Gurten. Dass hier außer einer Kirche, ein paar Einfamilienhäusern, weiten Feldern und Wiesen noch etwas sein könnte, ist vorerst unvorstellbar. Ist das wirklich der richtige Weg? Das vereinbarte Interview sollte doch mit einem Weltmarktführer für Gießereitechnik, Bandsägetechnologie sowie für Produktionsmaschinen für Ski und Snowboards geführt werden. Und dann taucht da plötzlich mitten in diesem beschaulichen Örtchen, das eben noch so verschlafen wirkte, ein futuristisches Bauwerk in geradlinigem Design auf. „Welcome to the Future Dome“ heißt es auf der Tür des Haupteinganges. Der Ausdruck „verschlafen“ trifft jedoch beim Anblick des modernen Firmengebäudes in keiner Weise zu, hier wird mit Hochdruck an neuen Innovationen für die Automobil-, Luftfahrt-, Windkraft-, Sport- und Bauindustrie gearbeitet. Und mit der Event- Location „Future Dome“ haben die Sondermaschinen- und Anlagenbauer eine ganz spezielle Innovation verwirklicht, die wie geschaffen ist für Fachtagungen, Kongresse und Workshops. Knapp 15.000 Besucher haben sich davon seit dem Bau zum 50-jährigen Firmenjubiläum 2016 schon selbst überzeugt, rund 50 Veranstaltungen organisiert man jährlich. 6.500 Quadratmeter Fläche hat der gesamte Gebäudekomplex, der nicht nur die Event-Location, sondern auch Büroflächen und ein Restaurant umfasst. Verantwortlich für die Planung und Ausführung zeichnet das Rieder Architekturbüro Matulik, welches die Innviertler Gastfreundschaft gekonnt mit modernster High-Tech-Ausstattung verbunden hat. So findet man neben dem einladenden Lounge-Bereich auch modular zusammenfügbare Seminarräume sowie das Herzstück des Future Domes: das bis zu 240 Besucher fassende Auditorium mit der 12x3 Meter großen Projektionsfläche für Präsentationen.
Innerhalb einer Woche ausgebucht
Besucher und somit potentielle Kunden nach Gurten zu locken, Know-how auszutauschen und gemeinsam Innovationen voranzutreiben sei das Ziel des Future Domes, verrät uns Geschäftsführer Andreas Fill: „Wir haben 2010 begonnen, mit Veranstaltungsformaten für Fill Werbung zu machen. Damals hielten wir in einem Besprechungsraum mit 20 oder maximal 30 Leuten Fachvorträge bei uns ab. Wir bemerkten, dass bei interessanten Themen Besucher sogar aus Wien oder München kommen.“ Man wollte die Gäste aber länger im Haus haben, nicht nur für die Dauer eines Vortrages. Mit den Fachkongressen, die man abhält, knüpfe man sehr enge Kontakte, die vorher in dieser Art und Weise nicht möglich waren. „Auf einer Messe hat man eine halbe Stunde Zeit Beziehungen aufzubauen und jemanden von seinen Produkten zu überzeugen. Jetzt haben wir dafür ein oder zwei Tage Zeit“, so Fill. Das sei auch der Grund, warum die Investitionskosten von rund vierzehn Millionen Euro (inklusive Büroflächen und Restaurant) in Relation gesehen werden müssen: „Die Kosten für Veranstaltungen im Future Dome sind wesentlich geringer als für Messeauftritte, wo wir weniger und kürzere Kundenkontakte haben. Der Future Dome wird sich daher für die Markenbildung von Fill absolut rechnen.“ Dass das nicht nur Worthülsen sind, belegt ein Blick auf die Zahlen. Seit den knapp eineinhalb Jahren, in denen der Future Dome in Betrieb ist, hat man bereits mehrere Fachkongresse mit bis zu 350 Besuchern in zwei Tagen veranstaltet. Ein Beispiel dafür ist das Employer Branding Forum, das man 2016 in Gurten mit 220 Besuchern abhielt. Bei der zweiten Auflage vergangenes Jahr war die Veranstaltung mit 350 Teilnehmern innerhalb von nicht einmal einer Woche restlos ausgebucht. „Als Maschinenbauer sind wir breit aufgestellt, es gibt also sehr viele Branchen, die wir zu uns nach Gurten holen wollen. Letztes Jahr im April fand beispielsweise die Österreichische Gießereitagung statt, im November waren wir Gastgeber des deutschen Kunststoffverbandes. Generell ist der Future Dome zukünftig also auch für branchenfremde Events offen, politische Veranstaltungen ausgenommen“, erklärt Fill das Auswahlprinzip. Ein weiterer Aspekt, den der Future Dome inhärent mitträgt, ist der Austausch mit anderen Unternehmen. Man will gemeinsam Innovationen vorantreiben, vom gegenseitigen Wissenstransfer profitieren. „Innovation ist für uns Antrieb, das Drehmoment, um sich laufend weiterzuentwickeln, immer besser zu werden und einer von zehn Werten der Fill-Unternehmensphilosophie. Wir fragen uns immer: Ist das innovativ? Bringt das für uns und den Kunden einen Mehrwert? Indem man sich diese Fragen stellt, macht man schon den ersten Schritt in der Unternehmensentwicklung.“ Der Future Dome sei Ausdruck dafür, dass sich Innovation und Repräsentation gut ergänzen. Man könne Innovation auch in einem alten Backsteingebäude vorantreiben, aber der Future Dome sei für Fill ein Bekenntnis zur Innovation und zum Thema Vernetzen.
Von Erfahrung alleine kann man sich nichts kaufen
Ein Sprichwort sagt: Erfahrung ist der größte Feind von Innovation. Fill hat mehr als 50 Jahre Erfahrung und ist trotzdem innovativ. Wie passt das zusammen? „Weil Erfahrung aufgrund der schnellen, gesellschaftlichen Veränderung nicht mehr jene Bedeutung hat wie noch vor 30 oder 40 Jahren“, antwortet Fill wie auf Knopfdruck, „als Maschinenbauer konnte man vor zehn oder fünfzehn Jahren noch das Thema Erfahrung ausspielen, nur nützt auch eine 100-jährige Erfahrung heute nichts mehr, wenn man innovationstechnisch stehen bleibt. Mit Erfahrung machen wir de facto keine Werbung mehr. Sie birgt die Gefahr, sich zurückzulehnen und zu sagen, jedes Jahr wird die Erfahrung mehr. Sie ist in Kombination mit Innovation wichtig, darauf kann man natürlich nicht verzichten. Aber von Erfahrung alleine kann man sich nichts kaufen.“ Ein Motto, das bei Fill gelebt und in der täglichen Arbeit aus dem Effeff beherrscht wird. Aktuell zählt das Unternehmen 800 Mitarbeiter, die 2017 eine Betriebsleistung von rund 160 Millionen Euro und jährliche Wachstumsraten von fünf bis zehn Prozent erwirtschaftet haben. Entscheidend für diese Erfolgsstory ist laut Fill neben dem Know-how und den Innovationen die Unternehmenskultur: „Man braucht Werte, die gelebt und von den Führungskräften auf die Mannschaft übertragen werden. Auch hochgesteckte Ziele sind wichtig, nicht utopisches, sondern visionäres Denken. Solange die Führungskräfte und die Unternehmerfamilie für Fill brennen, bin ich guter Dinge, dass sich auch die Zukunft so weiterentwickeln wird wie die letzten Jahre.“ Und für die nächsten Jahre steht noch einiges auf der Agenda der nimmermüden Maschinenbauer: „Ein großes Thema bei uns im Bereich Prozessmanagement ist die digitale Anlagen-Ablauf-Beschreibung, das bedeutet, anhand eines Modells den ganzen Prozessablauf zu planen und umzusetzen. Ein zweites Thema ist die virtuelle Inbetriebnahme und der verstärkte Einsatz von Virtual- und Augmented Reality. Ein dritter Punkt ist die gesamte IT-Landschaft. Ist unser System auch zukünftig noch das Beste für uns? Hier hinterfragen wir uns ständig. Eine IT-Software ist nur dann gut, wenn sie webbasiert von überall auf der ganzen Welt zu jeder Zeit intuitiv funktioniert. Hier sind wir noch nicht in allen Bereichen so weit, wie wir es gerne wären. Da müssen wir noch nachschärfen.“ Hinter diesen Worten steckt eine Attitüde, die nicht vor Selbstkritik zurückschreckt und die Weiterentwicklung und innovatives Denken forciert. Dass dies in der kleinen Gemeinde Gurten passiert, ist ein Statement für die Region und für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich. Hier verschläft man die Innovationen also nicht, dank Fill gestaltet man sie mit._
Future DomE
Größe _1.500 m2, für bis zu 300 Gäste. Mit Büroflächen und dem Restaurant sind es 6.500 m2.
Veranstaltungen _Fachtagungen, Kongresse, Workshops, Seminare, Vorlesungen, Führungen wie etwa das Employer Branding Forum oder die Österreichische Gießereitagung
Technische Details _Der Future Dome besteht aus dem Auditorium (bis zu 240 Sitzplätze, Bühne und 12x3 Meter Projektionsfläche), zwei modularen Seminarräumen, die auch zu einem großen Raum verbunden werden können (90 und 42 Quadratmeter beziehungsweise 132 Quadratmeter für insgesamt 100 Sitzplätze), acht weiteren Seminarräumen, Foyer, Bar und Restaurant.
„Der Future Dome ist ein selbstgemachtes Geschenk zum 50-jährigen Firmenjubiläum, mit dem wir Fachexperten aus aller Welt nach Gurten holen wollen.“
Andreas Fill, Geschäftsführer, Fill Maschinenbau
GEDANKEN
Der Future Dome steht für mich für _innovatives Netzwerken
Das würde es in der heimischen Wirtschaft unbedingt brauchen _noch etwas mehr Visionen
Das habe ich als Geschäftsführer bisher gelernt _Dass es wichtig ist, für etwas einzustehen, für etwas zu brennen. Denn, wenn man selbst kein Feuer entfacht, werden auch die Mitarbeiter für nichts brennen.
Das will ich in meinem Leben unbedingt noch machen _eine große Reise nach Neuseeland und Gitarre spielen lernen
Hier sehe ich Fill in zehn Jahren _Als 100-prozentiges Familienunternehmen, das aus eigener Kraft gewachsen und einer der besten Arbeitgeber Europas ist.